St. Blasien – Erwartungsfroh sitzen zwei ältere Damen an diesem Mittwochmorgen am Tisch im Obergeschoss des Theophil-Lamy-Hauses in St.¦Blasien. Einige Frauen sind gerade dabei, ein Frühstücksbüffet aufzubauen, auf den zu einem großen Viereck zusammengestellten Tischen stehen bereits kleine Rosensträußchen, Gläser mit Kerzen kommen dazu, das Kaffeegeschirr, Besteck und Servietten. Langsam füllt sich der Raum zum Frühstückstreff, der seit zehn Jahren alle 14¦Tage vom Sozialpsychiatrischen Dienst des Caritasverbandes Hochrhein angeboten wird.
Die Ankommenden kennen sich, begrüßen einander freudig. Gespräche entwickeln sich, Grüße werden ausgerichtet von Bekannten, die gerade nicht dabei sein können, auch die Helferinnen werden lebhaft eingebunden. Schließlich sitzen an diesem Vormittag 17¦Personen, Besucher wie Helferinnen, an den Tischen, die familiäre Atmosphäre wird dadurch noch betont, dass denjenigen, die seit dem vergangenen Treffen Geburtstag hatten, noch ein Lied gesungen wird.
Dann gibt die Leiterin Barbara Scholz zum Auftakt des Frühstücks ihren Impuls in die Runde. Darin geht es heute um den Umgang miteinander. Mehrfach nickt die ein- oder andere Besucherin bei einem der angesprochenen Punkte. Die älteren Frauen überwiegen deutlich in diesem Treff, obwohl er für alle, Jung und Alt, Männer und Frauen, psychisch Belastete wie Interessierte, offen ist. „Dies hier ist im Grunde ein sehr niederschwelliges Inklusionsangebot“, sagt Barbara Scholz, und ergänzt „schließlich kann so eine Situation, in der eine psychische Belastung auftritt, jeden treffen“.
Der Impuls ist bewusst kurz gehalten, die Besucher freuen sich schon auf das gemeinsame Frühstück, und eine der Frauen spricht es auch aus. „Ich komme immer gerne hierher zum Frühstücken, in Gemeinschaft schmeckt es einfach viel besser, und zu Hause bin ich zum Essen immer allein“, sagt sie. Die gemeinsame Zeit ist für sie alle das Wichtigste, der ungezwungene Austausch, das Essen und die Spielerunde, die sich nach dem Frühstück jeweils noch anschließt. Eine unerwartete Abwechslung gibt es am heutigen Frühstückstreff doch noch. Eine Frau ist zu Besuch gekommen, die anbietet, Märchen zu erzählen. Sie gibt gleich eine Kostprobe in Form von Grimms „Die Sterntaler“. Alle hängen wie gebannt an ihren Lippen, und sie freut sich so sehr darüber, dass sie gleich noch ein unbekannteres holländisches Märchen anfügt, das ebenfalls allen sehr gut gefällt.
Die Märchenerzählerin verspricht, im Herbst wiederzukommen, die weiteren Termine werden besprochen, die meisten Gäste melden sich für den nächsten Treff gleich wieder an, sind doch unter den Besuchern viele bereits langjährige Stammgäste. Eine von diesen langjährigen treuen Besucherinnen des Frühstückstreffs nutzt zudem auch die Angebote der Tagesstätte in Tiengen und macht ihre Tischnachbarinnen auf diese aufmerksam. Sie lobt das ausgedehntere Angebot in Tiengen, aber gleichermaßen auch das in St.¦Blasien, betont, es biete Unterhaltung und Geselligkeit, wichtige Faktoren in ihrem Leben, und es gebe ihr auch Struktur. Und ganz begeistert erzählt sie auch von den kleinen Ausflügen, die jährlich vom Überschuss der Kaffeekasse unternommen werden.