St. Blasien Zahlreiche Weggefährten waren am Sonntag zum Pfingstfest und damit auch zur Verabschiedung von Michael Becker aus dem Kolleg in St. Blasien gekommen. „Heute ist ein Krawattentermin, einer, bei dem du im Mittelpunkt stehst“, begrüßte die stellvertretende Schulleiterin Cathrin Stoll ihren scheidenden Chef. Sie wisse zwar, dass er beides nicht so gerne habe, aber: „Wir verabschieden dich in großem Rahmen, weil du das verdient hast“, fuhr sie unter dem Applaus der zahlreich Versammelten fort.
Zum Abschied von Becker waren unter anderem seine beiden Vorgänger Bernhard Schmidle und Hubert Müller, der ehemalige stellvertretende Schulleiter Ralf Mertens, der frühere Kollegsdirektor Pater Klaus Mertes, der Provinzial der Jesuiten Thomas Hollweck, Schulleiter von Gymnasien aus der Region und viele andere gekommen. Auch Beckers Nachfolger Andreas Goldschmidt wohnte der Verabschiedung bei.
In seiner Ansprache zollte Kollegsdirektor Pater Hans-Martin Rieder dem Engagement Beckers und seinem Einsatz in verschiedensten Positionen und Aufgabenfeldern Respekt. Seiner Führung sei es maßgeblich zu verdanken, dass die dem Kolleg anvertrauten Jugendlichen und Mitarbeiter aufgenommen und getragen worden seien. Becker habe sich nicht gescheut, zu ringen und zugleich Raum für persönliche Entwicklungen, Unternehmen und Vorhaben zu geben. Mit Verlässlichkeit, Erfahrung und Zuversicht habe er die Schule geleitet und viel Lebenszeit und Lebenskraft investiert, ergänzte anschließend die Delegatin der ingnatianischen Schulen, Gabriele Hüdepohl.
Es sei wunderschön zu sehen, dass für Becker immer die Kinder im Vordergrund stünden, so die Vertreterin der Eltern, Theresia Spiegelhalter, die den scheidenden Schulleiter als sehr menschlich beschrieb. Die Kinder hätten nie Sorgen gehabt, an seine Tür zu klopfen und ihre Anliegen vorzubringen. Als offen im Denken, klar im Gestalten und mit einer Prise Humor ausgestattet, beschrieb der Schulleiter des Schönauer Gymnasiums Jörg Rudolf, einige Jahre selbst Lehrer am Kolleg, seinen damaligen Kollegen. Sein Dank galt Becker auch für die Integration Geflüchteter.
Etwas Besonderes hatte sich das Kollegium ausgedacht. Die „geballte Kompetenz“, wie Cathrin Stoll schmunzelnd sagte, kam auf die Bühne. Sie trugen das Lied „Ja, mir san mit‘m Radl da“ vor, den Text ganz auf Becker zugeschnitten. „Im Sommer mit dem Fahrrad, im Winter im vollen Bus, wir wünschen lieber Michael, Dir beim Radeln viel Genuss“, hieß es darin. Und wenn Becker gemeint hatte, sich gemütlich zurücklehnen und dem Lied lauschen zu können – weit gefehlt. Denn die lieben Kollegen hatten einen Heimtrainer mitgebracht und der begeisterte Radfahrer musste ordentlich in die Pedale treten.
Erst Nein, dann Ja
In seiner Abschiedsansprache erinnerte Becker an das Nein, aus dem letztendlich ein Ja geworden war: Die Fahrt vom blühenden Freiburg zum Vorstellungsgespräch nach St. Blasien führte ihn und Ehefrau Antonia über das von Schneematsch bedeckte Äulemer Kreuz, ein Nein zu der Stelle am Kolleg war klar. Aber es kam dann doch ganz anders. Und auch aus dem anfänglichen Nein zur Schulleiterstelle wurde später ein überzeugtes Ja.
Aber warum hat er es so lange hier ausgehalten? Eine Frage, die ihm von Schülern oft gestellt worden sei, so Becker. Er habe es nicht nur ausgehalten, sondern sei gerne geblieben, so seine Antwort. Als Grund nannte er die insgesamt erfüllende Tätigkeit als Lehrer, aber auch die Möglichkeit, schon als junger Lehrer Akzente zu setzen und zu experimentieren, im Laufe der Jahre vieles von dem umzusetzen zu können, was ihm als Lehrer wichtig sei und die aufgeschlossene Grundatmosphäre am Kolleg. Und Becker hat Wünsche für die Zukunft des Kollegs: Gut aufgestellte Antennen, Ringen um gute Lösungen und die Suche nach passenden Schlüsseln für das, was das Kolleg im Innersten ausmacht.
Musikalisch wurde die Verabschiedung von der Big Band des Kollegs unter der Leitung von Klaus Weißenbach gestaltet.