St. Blasien Das fünfte Konzert im Rahmen der Internationalen Domkonzerte brachte den aus Warschau stammenden Organisten Mateusz Rzewuski, einen exquisiten Improvisationsexperten, nach St. Blasien. Ebenso kurzweilig, durchdacht und wohl strukturiert wie der gesamte Programmaufbau erwies sich auch Rzewuskis ausgesprochen lebendiges, klar strukturiertes Spiel. Mit großer Verve ging er Louis Viernes ersten Satz der zweiten Orgelsymphonie an, ließ eine von starken Akzenten durchbrochene weich fließende Linie folgen, die nach neuerlichem kurzem Break einem beinahe choralhaften Gepräge wich und so gleich zu Beginn einen ganzen Reigen kontrastierender Charaktere offenlegte. Als weiteren Kontrast setzte Rzewuski dem wuchtigen Schluss von Viernes Satz die feinsinnige, empfindsame Interpretation von Alexandre Guilmants „Andante con moto op. 16,1“ entgegen. Ausgesprochen liedhaft, geradezu zum Mitsingen animierend, gestaltete er auch den munter fließenden Mittelteil dieser Komposition.

Flott zupackend erklang Johann ­Sebastian Bachs „Praeludium“ (BWV 544), das der Organist trotz des vielgestaltigen arabesken Rankenwerks mit äußerster Durchhörbarkeit der einzelnen Stimmverläufe und klar strukturierter Phrasenbildung umzusetzen verstand. Im Charakter deutlich abgesetzt dazu die rasch sich verdichtende Fuge, der Rzewuski indes teilweise beinahe tänzerische Momente abgewinnen konnte.

Mit Mieczyslaw Surzynskis „Capriccio fis-Moll, op. 36“ hatte Rzewuski ein spielerisch leicht dahinhuschendes, variativ in bunten Farben aufleuchtendes Stück mitgebracht, in dessen Melodiegirlanden immer wieder klare thematische Linien aufschienen. Wiederum im spannungsvollen Kontrast zum Vorigen erklang das zweite polnische Werk des Programms, der erste Satz, „Preludio festivo“, aus Feliks Nowowiejskis zweiter Orgelsymphonie. Im wuchtigen Beginn markierte Rzewuski die Phrasen-Endpunkte gekonnt durch den Einsatz von Staccati, und auch innerhalb des Satzes setzte er deutliche Konturen – bis hin zu einer sich in die Höhe schraubenden Linie, deren Erlösungscharakter sich in der Folge wieder stärker erdete, um schließlich zur Wucht des Anfangs zurückzukehren. Ein Höhepunkt war die abschließende Improvisation Rzewuskis über das Thema „Salve Regina“, ein frohlockender, tänzerisch hüpfender Satz, der aus dem unerschöpflich überschäumenden Fluss die Melodielinie gebar, zu einem immer wuchtiger werdenden Wirbelwind anschwoll, in dessen Mitte wiederum das Thema, diesmal in machtvollen Akkordfolgen, aufschien. Majestätische Schlussakkorde rundeten diese Improvisation ab, der auf den Applaus der Zuhörer hin eine weitere, neckisch scherzohaft inspirierte kurze Improvisation als Zugabe folgte.