Software plant und lenkt Baustellen im Straßenbau, um Stillstand zu vermeiden. Was einem Wandel im Handwerk gleichkommt, wird von der Baufirma Storz aus Tuttlingen bereitwillig praktiziert. Denn diese Einbindung von Software spare Zeit, schreibt die Handwerkskammer Konstanz in einer Mitteilung.
Es ist wie bei einem Orchester: Jedes Baufahrzeug weiß genau, wann es seinen Einsatz hat. Doch der Dirigent der Baustelle auf der B311 ist kein geschulter Musiker, sondern eine Software, die alle Abläufe im Blick hat. Sobald der heiße Asphalt aus dem Fertiger auf die Tragschicht geflossen ist, zählt jede Minute, um die Masse auf der Brücke über der Donau richtig aufzubringen.
Digitale Technologien verbessern Prozesse
Digitalisierung hilft, dass es schneller und effizienter geht und so die Qualität der Straßen steigt. Die Kolonnen der Baufirma J. Friedrich Storz Verkehrswegebau GmbH & Co. KG aus Tuttlingen nutzen bereits für bestimmte Aufträge die digitale Unterstützung, wie etwa in Untermarchtal.
Sascha von Au ist für deren Einführung verantwortlich. „Durch den Einsatz digitaler Technologien konnten wir die Prozesse deutlich verbessern“, sagt der Bauleiter und Projektmanager.

Denn wer große Aufträge des Landes Baden-Württemberg erhalten will, muss inzwischen den QSBW 4.0-Standard erfüllen. „Für Baustellen auf Landes- und Bundesstraßen, die größer als 6000 Quadratmeter sind, ist das gefordert“, erklärt von Au, der im Unternehmen verschiedene Digitalisierungs-Projekte betreut.
Mit der Initiative Qualitäts-Straßenbau Baden-Württemberg (QSBW) hat das Bundesland die Digitalisierung im Straßenbau vorangetrieben. Immer mehr Maßnahmen würden bei Storz dementsprechend umgesetzt, sagt von Au. Damit verbunden sei eine große Investitionsbereitschaft der Betriebe.
Doch für die Qualität der neuen Straßen zahlt sich das aus. „Wir wollen vermeiden, dass der Fertiger stoppt, während er den Asphalt einbaut“, erklärt von Au. Denn jeder Stopp produziert eine Kante im Fahrbahnbelag, die Autofahrer später als kleine Erschütterung spüren. Der Fertiger muss halten, wenn sein Materialbunker leer ist und er keinen Asphalt mehr hat.
Auf der digitalisierten Baustelle sind alle Fahrzeuge – Walze, Fertiger und Mischgut-Laster – mit GPS-Trackern ausgestattet. Der Standort lässt sich jederzeit über eine Software am Tablet mitverfolgen. Ebenso der Status des Fahrzeugs, ob gerade beladen, in der Pause oder im Stau.
Software steuert Fahrzeug-Tempo
„Die Software erfasst auch, wie viel Mischgut der Fertiger noch hat“, beschreibt von Au die Abläufe. „Danach errechnet sie, wann die thermoisolierten LKW mit dem heißen Mischgut den Fertiger wieder auffüllen müssen, damit dieser nicht anhalten muss. Und sie gibt dem Fertiger auch die optimale Geschwindigkeit vor. Steht der Lkw noch an einer roten Ampel, dann drosselt das Programm das Tempo der Asphaltierung.“
Per Ultraschall misst der Fertiger die Dicke der Straßendecke aus und errechnet, ob alles ordnungsgemäß eingebaut ist. Auch die Walzen, die den Asphalt verdichten, bekommen digitale Informationen.
Die Fahrer sehen auf dem Tablet in ihrem Führerhaus, welche Bereiche sie bereits überfahren haben. 160 Grad hat die Masse, wenn sie auf den festen Untergrund fließt. Dann bleiben je nach Wetter etwa 40 Minuten für die Verdichtung.
„Beim Asphalt haben wir nur eine Chance. Wird eine Stelle nicht oft genug über-fahren, dann ist der Asphalt dort nicht richtig verdichtet“, so von Au. Idealerweise rollt die Walze mit ihren vier bis zehn Tonnen Gewicht sieben- bis neunmal über die neue Straße – je nach Mischgut. Dann kann kein Wasser mehr eindringen.
Mit der Drohne zum Datensatz
Jeder Einbau beginnt mit einer Drohnenbefliegung, um vermessungstechnische Daten zu gewinnen. Diese werden anschließend von der Software ausgewertet: digitale Unterstützung also bereits in der Planungsphase.
Für Marc Oßwald, Asphaltbauleiter für diese Maßnahme in Untermarchtal, ist das eine große Erleichterung. Wenn alle wichtigen Daten erfasst sind, errechnet das Programm mit Hilfe von KI, wie viele Team-Kollegen und Maschinen benötigt werden.
„Sobald wir in der Umsetzungsphase sind, reagiert das Programm sofort auf Ände-rungen, zum Beispiel, wenn ein LKW mit Mischgut ausfällt“, erklärt Oßwald. „Digi-talisierung im Straßenbau – das können wir bei Storz gut.“
Digitale Technik helfe, klassisches Handwerk zu verbessern und unterstütze die Mitarbeiter der Baukolonnen. „Wir können so den Asphalteinbau beschleunigen, weil wir die Abläufe besser im Blick haben und schneller auf Probleme reagieren können“, so Oßwald.
Verfahren schafft Transparenz
Ein weiterer, wichtiger Vorteil: Digitalisierung schafft größtmögliche Transparenz. Alle am Einbau Beteiligten, also auch die Auftraggeber, haben jederzeit Einblick in den Stand der Arbeiten und in sämtliche Daten. Dazu müssen sie nicht einmal vor Ort sein.
Digitalisierung spiele im Verkehrswegebau eine immer wichtigere Rolle, sagt Sascha von Au. Vollautomatisierte Straßenbaustellen werde es so schnell in Deutschland allerdings nicht geben. „Dies lassen die Sicherheitsbestimmungen derzeit nicht zu. Technisch wäre es für bestimmte Maßnahmen schon möglich, und es gab auch schon das eine oder andere Pilotprojekt“, so von Au.