St. Blasien – Pater Ralf Klein freute sich. Ihm fiel die Aufgabe zu, in die Reihe der Internationalen Domkonzerte St. Blasien einzuführen. Dabei konnte er nach alter Gewohnheit die langjährige Domorganistin Eiko Maria Yoshimura ankündigen, die St. Blasien auch nach ihrem Weggang verbunden geblieben ist. Ihr Programm führte in einem großen Bogen über mehrere Jahrhunderte Musikgeschichte, von Johann Sebastian Bach und Georg Böhm bis Alfred Brewer und Samuel Barber. Das „Präludium in D-Dur“, der Tonart festlicher Freude, BWV 532, nahm die Organistin munter, flüssig und spielerisch. Auch das Fugenthema gestaltete sie sehr lebendig. Dieser quirlige Charakter setzte sich in der gesamten Komposition Bachs fort, wobei sie die darüber liegende sequenzierende Bewegung der melodischen Linie deutlich hervorhob.

In getragenem Tempo, mit starkem Bassfundament und reich verzierter Melodie präsentierte Yoshimura Georg Böhms Choralvorspiel „Vater unser im Himmelreich“. Düster fortschreitende Akkorde leiteten César Francks in seinem letzten Lebensjahr komponierten „Choral Nr. 2 in h-Moll“ ein.

Dissonanzenreiche, chromatische Passagen wechselten mit Momenten beinahe verklärten Charakters ab, immer wieder durchzuckt von erhaben choralartigen Takten. Der musikalisch eher konservativ orientierte Engländer Alfred Brewer lehnte sich stilistisch an Edward Elgar an, dem Säulenheiligen der britischen Komponisten. Brewers 1915 veröffentlichter und relativ kurzer „Marche Héroïque“ intonierte Eiko Maria Yoshimura flott. Sie steigerte die Wiederholungen des wie zum Mitsingen anregenden Triumphgesangs mit immer stärkeren Ausschmückungen bis zur Schlussapotheose.

Samuel Barbers „Adagio for Strings“, abgeleitet aus dem zweiten Satz seines „Streichquartetts op. 11“ und bekannt geworden durch die Beerdigung John F. Kennedys, wird auch in der Orgelbearbeitung von William Strickland durch die weiche Melancholie einer Legato-Linie beherrscht, die langsam fortschreitet, bis das Stück in seiner extreme Intensität ankommt. Den Programmschluss des Konzertabends machte Alexandre Guilmants Choral und Fuge aus der „Sonate op. 80 in c-Moll“. Bei diesem Sonatensatz verquickte der Orgelvirtuose Guilmant kunstvoll die Satzprinzipien des eher homophon gesetzten Chorals und der polyphonen Fuge und führte ihn zu einem triumphalen Ende.

Diese großartig interpretierte Folge anspruchsvoller Werken, die sich vom Barockzeitalter bis ins 20. Jahrhundert erstreckten, rundete Yoshimura auf den anhaltenden Applaus hin mit einer einschmeichelnden, gefühlvollen und zugleich besänftigenden Zugabe ab. Mit dem Stück „Sette Cantabili“ von Enrico Pasini begleitete die Organistin die Zuhörer ihrer musikalischen Zeitreise sogar noch ins 21. Jahrhundert.