St. Blasien – Leicht hätte der Kreis der Gäste im Eberle-Saal im Haus des Gastes größer sein können. Es war aber Thomas Mutters Wunsch gewesen, dass nur die nahen Freunde und Weggefährten seines 60¦Jahre währenden kommunalpolitischen Wirkens, 53¦Jahre davon als Stadtrat der Domstadt, an der Ehrung teilnehmen. Erst vor Kurzem war der 81-Jährige auf eigenen Wunsch aus dem Gremium ausgeschieden.
„Wir möchten Thomas Mutter ehren und ihm Dank sagen in der höchsten Weise, in der eine Stadt das tun kann“, so Bürgermeister Adrian Probst zu Beginn seiner Laudatio. Dann ließ er Mutters Verdienste als Kommunalpolitiker, Bewahrer der Heimatgeschichte, Journalist und Autor Revue passieren. Probst würdigte die vielen Projekte und Prozesse, die Thomas Mutter in seiner kommunalpolitischen Arbeit seit 1964 zunächst als Mitglied des CDU-Stadtverbands und bald als Mitglied des Gemeinderats angestoßen, mitentwickelt und mitgetragen hat. Besonders ging Probst auf Mutters Einsatz als erster Bürgermeister-Stellvertreter ein, die während der Vakanz nach Bürgermeister Rainer Fritz‘ allzu frühem Tod zum Tragen kam. „Ich kann Dir vermutlich kaum beschreiben, wie dankbar Dir das gesamte Rathausteam damals war und wohl noch heute ist“, so Probst.
So wertvoll wie Thomas Mutters Arbeit als Gemeinderat und Bürgermeister-Stellvertreter sei die Art und Weise gewesen, in der er sein Amt erfüllt habe. „Deine Wortmeldungen in den Ratssitzungen waren immer Höhepunkte, nicht nur, aber auch rhetorisch“, so Probst. Mutter habe die Gabe gehabt, nüchterne Sachlichkeit als Fundament einer Ratsentscheidung einzubringen, im richtigen Moment aber, wenn es einer Sache dienlich gewesen sei, zudem auch die nötige Emotion beizugeben. Mit seinen besonderen Qualitäten, so sein konstruktives und fraktionsübergreifendes Denken und Handeln, habe Mutter eine Kultur mitentwickelt, auf die man im Gremium heute und hoffentlich auch in Zukunft bauen könne.
Nach der Übergabe der Urkunde und der Entgegennahme der Geschenke begann Thomas Mutter nach Danksagungen an die Weggefährten, den Bürgermeister und das Rathausteam, seinerseits seine freie Rede mit dem Satz „Civis romanum sum“ (Ich bin ein römischer Bürger). Es ist der Satz, mit dem sich Bürger auf ihr römisches Bürgerrecht berufen können, das mit Privilegien verbunden war und den John F. Kennedy als den „stolzesten Satz der Antike“ bezeichnet hatte. Kennedys Satz „Ich bin ein Berliner“, mit dem sich der US-Präsident im Juni 1963 verpflichtet hatte, den Westberlinern gegen die russische Blockade zu helfen, folgte in Mutters Rede prompt. „Wie Kennedy wusste, dass die Berliner für diese Tat zu ihm, zu Amerika stehen würden, so ist es mir mit der Ehrenbürgerwürde“, sagte Mutter. Mit der Ehre untrennbar verbunden sei für ihn die Verpflichtung, dieser Ehre in Zukunft gerecht zu bleiben und dafür etwas tun zu wollen. Um so mehr wolle er das, da für ihn mit der Ehre automatisch ein schlechtes Gewissen verbunden sei. Dies, weil, wie er sagte, es gewiss fünf, sechs andere gebe, die die Ehrung genauso verdient hätten. Für diese anderen nehme er sie nun stellvertretend an.
Noch ein weiteres Mal beleuchtete Thomas Mutter das Thema Ehre. „Was ist ein Ehrenbürger?“, gab er zu bedenken und berichtete vom Sommer 1964, als er seine politische Arbeit begonnen hatte. Da habe ein anderer und schärferer Ton geherrscht in den politischen Diskursen. Wenn er diese Jahre mit dem Jetzt vergleiche, dann denke er daran, „in welchen geordneten, freundlichen Zeiten wir dagegen heute leben“. Mutter: „Es ist mir eine Ehre, in und für dieses St.¦Blasien, für meine geliebte Stadt Bürger zu sein. Die Stadt möge erfüllt wachsen und gedeihen.“
Wie schon Probst, so danke auch Mutter seiner Ehefrau Sylvia: „Ich bin mir sicher, dass ich den Einsatz ohne meine Partnerin zu Hause nicht hätte erbringen können. Danke, dass du mir in 54¦Jahren den Rücken freigehalten hast.“ Es erklingt noch einmal Musik vom Duo Iarah Behs und Olaf Nießling, dann feiern die Gäste den neuen Ehrenbürger mit stehendem Beifall.