St. Blasien – Die Bindung der früheren Kurgäste an ihren Erholungsort ist einstmals oft intensiv und auch recht gefühlsbetont gewesen. Das galt vor allem, wenn wie vor rund 100 Jahren und mehr mit dem Sommeraufenthalt in St. Blasien die Genesung von einer schweren Krankheit einherging. Die aus dem Kurort gegen Ende des 19. Jahrhunderts bekanntgewordene Behandlung der Lungentuberkulose bildete einen solchen Dreh- und Angelpunkt für die innige Beziehung zwischen dem Patienten oder Kurgast und seinem zeitweiligen Wohnort.
Es gibt unzählige Beispiele von Einzelpersonen und Gruppen, deren Namen mit St. Blasien verbunden sind. Im Fall des Hamburger Großkaufmanns Eduard Wellmann finden sich sogar bisweilen noch Gesprächspartner, die bei der Ortsbezeichnung Wellmann-Platz eine romantische Ahnung erkennen lassen.
Heute braucht es eine gehörige Portion Vorstellungsvermögen, um in der inzwischen verhältnismäßig kleinen und unebenen Waldfläche am beginnenden alten Blasiwälder Weg, zugleich die Waldstraße zum Windberghof, etwas von der einstigen Schönheit dieses Rastplatzes zu erkennen. Heute befindet sich dort ein Gras- und Waldstück, Waldarbeiterfahrzeugspuren sind zu sehen, Steine und neu aufwachsende Bäume erblickt der Besucher schräg gegenüber dem Hotel „Kehr“. Genau hier befand sich der flache Platz, der ehemals, das heißt kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert, vom örtlichen Kurverein mit Bänken und Waldpflege zu einer gerühmten und beliebten Erholungsanlage herausgeputzt und nach dem Dauerkurgast Wellmann benannt worden war.
Eduard Wellmann, so hält es Heimatchronist und Ehrenbürger Bernhard Steinert fest, gehörte seit 1882, also seit der Gründung des Lungensanatoriums durch den Arzt Paul Haufe, über zwei Jahrzehnte hinweg zu den Gästen St. Blasiens. Hier holte er sich immer wieder Kraft und Stärkung. Er zählte – übrigens mit weiteren, von ihm angelockten Hamburger Erholungssuchenden – zu den ideenreichen und spendenfreudigen Teilzeit-St. Blasiern, die sich um die Verschönerung und Ausgestaltung des Ortes (etwa um die Bildsteinhöhle bei Urberg) einen Namen machten.
Da lag es nahe, ihm, dem Freund und Entdecker der landschaftlichen Ecken und Schönheiten, eine solche damalige Kostbarkeit der Natur, eben den Wellmann-Platz, zu widmen. Es sind genau 128 Jahre vergangen, seit der Kurverein diese Waldidylle am östlichen Ortsrand von St. Blasien schuf und symbolisch dem Gast und Förderer schenkte. Die Natur und die Zeit haben ihr Werk getan und das Kapitel bis auf eine schemenhaft gebliebene Namenserinnerung geschlossen. Dafür wurden in St. Blasien aber andere lauschige Plätzchen und Flecken geschaffen und neue Kapitel der Naturbegegnung aufgeschlagen.