St. Blasien – In den Jugendjahren der Malerbrüder Franz Xaver und Hermann Fidel Winterhalter entstandene Zeichnungen stehen im Mittelpunkt einer Sonderausstellung. Sie ist bis Mitte September im Petit Salon in Menzenschwand zu sehen.

Eigentlich geht es in der Schau zu Franz Xaver und Hermann Fidel Winterhalter in Menzenschwand unter dem Titel „Lehrjahre des Meisters“ um zwei Brüder, die als Einheit betrachtet werden, sagt die Elisabeth Kaiser, Vorsitzende des Vereins Winterhalter in Menzenschwand. Im Grunde wird sogar, wie ein Gang durch die Ausstellung offenbart, die Stellung des jüngeren Hermann Fidel Winterhalter hervorgehoben. Es soll verdeutlicht werden, dass er genauso ein Meister gewesen ist wie sein bekannterer Bruder Franz Xaver.

Während Franz Xaver Winterhalter im Rampenlicht stand, hat der jüngere Bruder im Hintergrund viele Arbeiten erledigt. Deutlich wird in dieser Sonderschau auch die enge Verbundenheit der beiden Brüder sowie die großartige Unterstützung des Vaters, die eindrücklich aus die Exponate ergänzenden Briefzitaten und Auszügen aus Dokumenten hervorgeht, andererseits.

Eine Schularbeit Franz Xavers aus dem Jahr 1815 belegt, dass der Vater, der zeitweise den Eschberghof in Menzenschwand vom Kloster gepachtet hatte, die Möglichkeit nutzte, seinen Sohn schon als Zehnjährigen in St. Blasien zur Schule zu schicken. In dieser Zeit gab es in Menzenschwand lediglich sporadische Unterrichtsstunden in Bauernhäusern. Später riskierte der Vater Haus und Hof für die Ausbildung seiner Söhne bei Herder in Freiburg, wie ein Auszug aus dem Schuldschein belegt. Andererseits bestärkte er Hermann aber auch darin, nicht bei Herder auszuharren, nachdem Franz die angebotene Dauerstelle dort abgelehnt hatte. Stattdessen ermunterte der Vater seinen jüngeren Sohn, ebenfalls nach München zu gehen.

„Die Menzenschwander wollten sich nicht zeichnen lassen, also hat sich Hermann mit Totenköpfen beholfen“, erklärt Kaiser eine Studie, die Hermann mit 11 oder 12 Jahren verfertigte. Die der Antike entlehnten Motive der Lehrjahre sowie die Aktstudien aus der Münchner Zeit belegen die Auseinandersetzung mit Themen, wie sie in Menzenschwand gar nicht möglich gewesen wäre. Anatomische Studien stammen indes bereits aus der Lehrzeit. Ob eine traditionelle Darstellung Johannes des Täufers als kindliche Figur mit Lamm, gezeichnet von Hermann im Alter von elf Jahren oder zwei Römer ein Jahr später, oder das selbstbewusste Selbstporträt Franz Xavers, das er mit 16 Jahren schuf, alle ausgestellten Arbeiten vermitteln den Eindruck herausragender Begabungen.

Glückliche Umstände haben sie begünstigt. Elisabeth Kaiser hebt aber im Gespräch auch ab auf den Mut, vor 200¦Jahren von Menzenschwand aufzubrechen und über St. Blasien, Freiburg und München bis nach Paris vorzudringen. Dabei blieben die Brüder immer bescheiden, die 36 Seiten mit Lebensregeln, die Franz Xaver von einem Pfarrer mit auf den Weg bekam, habe er bis zu seinem Tod bei sich getragen.

Für die Ausstellung, die in einem Raum im Obergeschoss aufgebaut ist, hat der Winterhalter-Verein zwischen 40 und 50 Zeichnungen, Studien, Skizzen meist aus Privatbesitz zusammengetragen, viele als lose Blätter, die noch gerahmt werden mussten. Auch wenn die Werke in der Jugend, während der Lehrjahre der Brüder in Freiburg und München entstanden, zeugen sie nicht nur von einem unglaublichen Talent, sie sind auch alle schon signiert, was darauf hindeuten könnte, wie Elisabeth Kaiser mutmaßt, dass sie sich ihrer außergewöhnlichen Begabung schon früh durchaus bewusst waren.

Sonderausstellung „Lehrjahre des Meisters“, Petit Salon, Menzenschwand, bis 15.¦September, zu sehen mittwochs bis sonntags, von 14.30 bis 17 Uhr. Führungen nach Anmeldung unter Telefonnummer 0171¦8464540.