St. Blasien – „Es wird Zeit für mich, kürzer zu treten“, sagt Daniel Sabouret nach 61 Jahren Arbeitsleben, davon fünf Jahre als Hegewart im Wildgehege St. Blasien und Vorsitzender des Fördervereins, der die Einrichtung trägt. Er werde 75 Jahre alt und habe sich nach langem Überlegen entschieden, seine Ämter Ende September niederzulegen. Wie es mit dem Wildgehege und dem Verein danach weitergeht, scheint noch unklar zu sein.

Er sei gerne bereit, sein Wissen an jemanden weiterzugeben, der die Arbeit im Wildgehege übernehmen wolle, sagte er, „aber passiv“, wie er betont. Vor fünf Jahren sei er lediglich eingesprungen, weshalb schon damals klar gewesen sei, dass seine Nachfolge geregelt werden müsse. Die Zeit sei jedoch nicht genutzt worden. „Wegen meiner Verantwortung den Tieren gegenüber muss es eine Änderung geben. Was ist, wenn mir was passiert?“, fragt er.

Neuwahl Ende September

Ein endgültiger Schnitt seien die Wahlen eines neuen Vorstands des Fördervereins Ende September bei der Hauptversammlung, wo der komplette Vorstand aus Solidarität zu ihm beabsichtige, zurückzutreten. „Die sind nicht zu bewegen, ohne mich weiterzumachen. Das ehrt mich, ist aber für den Verein nicht gut“. Sollte keine Lösung gefunden werden, müsse dieser aufgelöst werden. Alles, was vom Verein übrigbleibe, falle der Stadt als Erbe zu. Sie bürge gegenüber der Eigentümerin Forst-BW für den Förderverein. Sie müsse das Gebiet renaturieren.

Aus Sicht von Bürgermeister Adrian Probst stellt sich die Situation allerdings anders dar. Aufgrund einer Anfrage hatte er sich über die Vereinbarungen zwischen Förderverein und Stadt auch bei früheren Vorsitzenden des Fördervereins Wildgehege informiert. Eine Bürgschaft habe die Stadt nicht übernommen, und auch von einer Erbschaftsregelung sei nichts bekannt. Sollte es also irgendwann tatsächlich zu einer Auflösung des Fördervereins kommen, müsse der Verein selbst das Gelände in seinen Ursprungszustand zurückversetzen und an Forst-BW zurückgeben, so Probst.

„Wenn für die Tiere woanders kein Platz gefunden wird, müssen die getötet werden“, meint Sabouret im Gespräch weiter. Für acht Rothirsche, zwei Kälber, 14 Stück Sikatiere plus vier Jungtiere, 24 Damwildtiere und sieben Wildschweine steht viel auf dem Spiel. Sechs bis zwölf Stunden täglich, 365 Tage im Jahr, sei er für die Tiere da, verfüttere an sie täglich zwanzig Kilo Kartoffeln und 15 Kilo Karotten, Gemüse, Obst, Bananen, Pfirsiche, Trauben, zehn Liter Brötchen, Brot und an die Wildschweine Gebäck. Der große Keiler sei ganz versessen auf Schwarzwälder Torte.

Man müsse die Tiere genau beobachten und Vertrauen zu ihnen aufbauen. Einmal sei er vom Keiler angegriffen worden, weil er unachtsam war und zum ersten Mal keine Süßigkeiten dabeihatte. „Wenn der Plastikeimer nicht zwischen uns gewesen wäre, hätte ich ein großes Problem bekommen.“ Man bekomme die Zuneigung der Tiere nur mit viel Geduld und übers Futter, weiß er, man brauche einen Zugang, ein Gefühl für sie. Wenn eines krank sei, müsse man sofort reagieren. Das Schicksal der Tiere beschäftigt ihn: „Hier leben Tiere, die ich zuhause gepflegt und großgezogen habe, Rotwildhirsche, die handzahm sind.“ Vandalismus, der den Verein früher immer wieder beschäftigt habe, sei derzeit kein Thema. Er sei aber auch streng und jeder, der im Wildgehege feiern wolle, müsse sich anmelden, sagt Sabouret. „Ich habe hier großartige Zeiten erlebt, mit wunderbaren, wissbegierigen Menschen“. Doch wie geht es mit ihm weiter? Es habe sich viel Arbeit bei ihm zuhause angesammelt, der er sich jetzt widmen könne. „Natürlich werde ich ab und zu mal hier hochkommen, vielleicht werde ich doch noch beratend gebraucht.“

Das Wildgehege sei eine ganz bedeutende Einrichtung und eine schöne Attraktion, betont der Bürgermeister. Schon immer unterstütze die Kommune die Arbeit des Fördervereins. Jährlich erhalte der einen Futterzuschuss in Höhe von circa 5000 Euro. Und wenn der Hegewart mal seiner ehrenamtliche Arbeit nicht nachgehen könne, vertreten ihn Mitarbeiter des städtischen Bauhofes. Die Stadt sei jederzeit bereit, mit dem Verein über Lösungen zu sprechen, damit das Wildgehege eine Zukunft haben kann.