St. Blasien – Nicole Aschmoneit hat früher eine Kläranlage geleitet, jetzt unterrichtet sie als Quereinsteigerin an der Fürstabt-Gerbert-Schule in St. Blasien. Ins neue Schuljahr startet sie erstmals mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag. Längst ist sie ein anerkanntes Mitglied des Kollegiums. Dennoch wird sie mit einem besonderen Gefühl ins kommende Schuljahr starten: Monate, nachdem sie einen Antrag auf Entfristung gestellt hatte, konnte ihr Schulleiterin Susanne Schwer am letzten Schultag vor den Sommerferien den langersehnten Bescheid übergeben: Sie ist jetzt unbefristet als Lehrerin an der Schule tätig.

Die Lehrerversorgung beschäftigt die Schulleitung ständig: Kollegen wechseln an andere Schulen, gehen in Elternzeit oder werden an Schulen abgeordnet, an denen die Not noch größer ist. Sie selbst kann eine Versetzung auf Zeit nicht treffen, weil sie keine Beamtin ist, sagt Aschmoneit. Darüber ist sie froh, denn an der Fürstabt-Gerbert-Schule fühlt sie sich sehr wohl.

Acht Wochen vor Beginn der Sommerferien 2021 war sie an die Schule gekommen. Eigentlich hatte sie sich für den Dienst an einer Berufsschule angemeldet, denn „dort habe ich mich als Erstes gesehen“. Doch nach einiger Zeit kam der Anruf des Schulamts: In St. Blasien sei der Bedarf sehr groß. Also fuhr sie von Schluchsee in die Domstadt, sprach mit Schulleiterin Susanne Schwer und kurz darauf trat sie ihren Dienst als Elternzeitvertretung an. „Es war recht spontan“, erinnert sie sich und ergänzt: „Ich hatte am nächsten Tag meine Bücher und war Klassenlehrerin einer siebten Klasse.“

Mit Aschmoneit hat die Fürstabt-Gerbert-Schule eine Fachfrau als Unterstützung, die 25 Jahre Berufserfahrung mitbringt. Die staatlich geprüfte Abwassermeisterin mit Ausbildungsbefugnis hat nebenberuflich das Fach Angewandte Biowissenschaften und Prozesstechnik studiert und sich stetig weiterqualifiziert. Ihr Arbeitgeber habe sie immer unterstützt. Seit sie Lehrerin in St. Blasien ist, unterrichte sie Mathematik, Physik, Chemie und Biologie, also Fächer, in denen der Lehrermangel groß ist, sowie das Fach Wirtschaft/Berufs- und Studienorientierung. Zugutegekommen sei ihr, dass sie als Ausbilderin immer mit jungen Menschen zu tun hatte, „deshalb konnte ich mich schnell einfinden“. Zwar habe sie auch Vertretungen in der Grundschule übernommen, dort brauche man aber mehr Pädagogik, ist ihre Erfahrung.

Sie wird überwiegend für Unterricht ab der siebten Klasse eingesetzt. „Das ist meins, da kenne ich mich aus“, sagt sie. In der Werkrealschule arbeite sie sehr gerne, die Schülerinnen und Schüler seien sehr praktisch orientiert. Auch die Arbeit mit Kooperationspartnern liege ihr. Und: „Ich weiß, was man in der Praxis mit dem Wissen anfangen kann.“ Sie bediene „genau die Nische für die praktische Anbindung ins Berufsleben“.

Offiziell werden Menschen wie Nicole Aschmoneit Nichterfüller genannt. Gemeint sind Lehrkräfte, die nicht über eine entsprechende Ausbildung für das Lehramt und die Voraussetzungen für eine Übernahme ins Beamtenverhältnis verfügen. So sei sie an der Fürstabt-Gerbert-Schule in St. Blasien noch nie genannt worden, sie fühle sich als vollwertiges Mitglied des Kollegiums. Um wie sie ins Lehramt einsteigen zu können, müsse man einen Masterstudiengang abgeschlossen haben. Vergleichen könne man ein Lehramtsstudium kaum mit einem anderen Studium, fachlich entspreche ihr Abschluss aber der geforderten Qualifikation.

Um sich pädagogisch weiterzubilden, hat sie die für Seiteneinsteiger angebotenen Fortbildungen abgeschlossen. Und weiterbilden wolle sie sich auch weiter, wobei sie immer von Schulleiterin Schwer unterstützt werde. Um einen unbefristeten Arbeitsvertrag als Lehrerin erhalten zu können, muss man 30 Monate einen Mehrbedarf an Lehrkräften an der selben Schule abgedeckt haben. Die Entfristung empfinde sie deshalb als Anerkennung ihrer Arbeit und als Zeichen, dass sie als Kollegin angenommen ist.