St. Blasien/Stühlingen – In Schutt und Asche hatte ein Feuer Anfang Januar 2022 nicht nur die Villa Ferrette, sondern auch die wirtschaftliche Existenz von Marc und Anna Pfirter gelegt.

Während nach der Ursache der Katastrophe gesucht wurde, machte sich das Ehepaar Gedanken, wie es weitergehen soll. Schließlich reifte der Gedanke, die Villa Ferrette in irgendeiner Weise wieder aufzubauen – darüber berichtete Marc Pfirter im Juni 2022 bei einer Veranstaltung des Werbe- und Aktivkreises. Doch inzwischen – viel Energie und Zeit hat das Paar seither in die Planungen investiert – sei die Erkenntnis gereift, dass das Projekt „ein Fass ohne Boden“ werde. Die Entscheidung fiel: „Wir machen das nicht.“ Ihr neues Projekt gehen Anna und Marc Pfirter zwar nicht in der Domstadt an, das 470 Jahre alte Gebäude, das sie im Stühlinger Ortsteil Bettmaringen entdeckten, war aber einst ein Amtshaus des Klosters St. Blasien.

Ja, die Katastrophe sei damals von Gästen in der Villa Ferrette ausgelöst worden, sagt Anna Pfirter im Gespräch. Doch das Feuer wütete dermaßen heftig, dass auch der Kamin sozusagen pulverisiert worden sei – Beweise waren keine mehr festzustellen. Die Ermittlungen wurden eingestellt. Und weil die damaligen Gäste im Ausland leben, hätte ein Zivilprozess wohl keine Aussicht auf Erfolg gehabt, so Anna Pfirter.

Der Brand habe nicht nur viele nicht versicherte Kunstschätze vernichtet, auch der Betrieb sei ja zerstört gewesen. Eine Betriebsausfallversicherung gab es aber auch nicht. Irgendwann habe die Gebäudeversicherung vorgeschlagen, einen Architekten zu beauftragen, um die Möglichkeiten eines Wiederaufbaus auszuloten. Gleichzeitig musste die Ruine abgerissen und der Schutt entsorgt werden. Das alleine habe rund 600.000 Euro gekostet. Etwa zwei Jahre investierte das Ehepaar in die Wiederaufbaupläne. „Es war eine wirklich intensive Phase“, sagt Anna Pfirter. Doch immer klarer sei es ihnen geworden, dass die tatsächlichen Kosten nicht abzusehen seien – sie zogen die Reißleine.

Etwas Neues werde ohnehin nicht wie das alte, verlorene Haus sein. Warum also nicht ein bestehendes Gebäude finden, in dem sie ihre Ideen verwirklichen und Wertvolles erhalten können? Sofort, nachdem die Entscheidung getroffen war, machten sie sich auf die Suche. Gewisse Rahmenbedingungen, die Nähe zur Schweiz und zum Schwarzwald, seien wichtige Kriterien gewesen. „Der Zufall und die Begeisterung für historische Bauten“, so Anna Pfirter halfen: „Auf der Durchfahrt durch Bettmaringen blieben wir am Schlössle hängen. Unsere Begeisterungsfähigkeit war geweckt. Mut war gefragt. So setzten wir alles auf eine Karte beziehungsweise auf Schloss Bettmaringen.“

Seit Mai sind sie nun die neuen Herren in dem alten Gebäude und im September soll das Haus „nach unseren Vorstellungen umgestaltet und eingerichtet sein“. Schaffen wollen sie „ein Haus mit Tiefgang mit der Bezeichnung ‚Wertstatt Bildung und Begegnung‘“, wie sie erklärt. Tageskurse und Seminare zur Wertevermittlung soll es dort ab 2025 beispielsweise geben. Das Angebot wollen sie langsam aufbauen. Denn alles brauche seine Zeit, zumal Anna und Marc Pfirter vor vier Monaten Eltern einer Tochter geworden sind.

Derzeit beschäftigt sich das Paar mit dem Raum- und Farbkonzept. Auch Kunst soll dort wieder Platz finden – es werde eine Mischung aus historischen und modernen Kunstwerken und Möbeln geben. Und im September wollen sie zu einem Tag der offenen Tür einladen, um Interessierten zu zeigen, was sich tut und was sie vorhaben. Das ehemalige St. Blasische Amtshaus solle ein offenes Haus sein, in dem alle willkommen seien, sagt Anna Pfirter. Zeit wollen sie sich auch nehmen, um die Geschichte des Gebäudes mit Hilfe von Archiven und durch Gespräche mit Menschen aus Bettmaringen und der Umgebung kennenzulernen.

Nach dem großen Verlust in St. Blasien trauen sich Anna und Marc Pfirter an etwas Neues. Und obwohl die beiden Gebäude nicht unterschiedlicher sein könnten, würden sie das Schlösschen ständig mit der Villa Ferrette vergleichen, an der und in der sie fast ein Jahrzehnt gearbeitet haben, sagt sie.