St. Blasien – Fingerhüte begegnen Waldbesucher dieser Tage an allen Ecken und Enden in Hülle und Fülle, wenn auch mit nur noch mit einer kurzen Verweildauer. So auch im Wildgehege unterhalb der Versorgungshütte, beim Aufstieg links der Muchenländer Straße. Von Weitem schon wogt das farbenfrohe Meer der Fingerhüte den Besuchern entgegen. Als wollte es keinem anderen Bewuchs mehr Platz lassen, füllt das Digitalisheer die sanfte, an den Spielplatz angrenzende Hangfläche bis zum anschließenden Clemm-Platz. Ein Ort, dessen Namen eine Erklärung erfordert.

Die lauschige Waldfläche im südlichen Ausläufer des Wildgeheges hat vor deutlich mehr als einem Jahrhundert ihren Namen von Konrad Clemm erhalten, einem der Leiter des einstigen Bezirksamtes St. Blasien. Im Laufe seiner Amtszeit von Ende April 1890 bis Mitte Oktober 1895 (nach Bernhard Steinert in seinem „Sankt Blasier Land“) wurde er damals Vorsitzender des Kur- und Verschönerungsvereins. Wer sich als Verwaltungsmann und Chef der damaligen Aufsichtsbehörde auch noch um das Ansehen und die Ausstattung des vom badischen Großherzog besonders geliebten Kurorts kümmerte, konnte mit einer entsprechenden Ehrung rechnen.

Der Platz, einstmals mit etlichen Ruhebänken ausgestattet, erwies sich um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert und natürlich darüber hinaus an heißen Sommertagen als willkommenes Nahziel unmittelbar am Ausgang des jungen und damals bedeutend kleineren Städtchens (Verleihung Stadttitel 1897). Als vor gut 50 Jahren das Wildgehege angelegt wurde, gab es kurz Überlegungen, den Clemm-Platz wieder als Waldoase herzurichten. Die Idee verlief sich allerdings schnell. Nur noch auf sehr alten Wanderkarten und in früheren Beschreibungen ist die Erinnerung an ein romantisches Waldstück und an dessen Namensgeber festgehalten. Ansonsten ist der Name für einen auffallend schönen Waldplatz in jene vom Jahrhundert verschlungene Vergangenheit zurückgefallen.