Seit 140 Jahren gibt es in Stühlingen eine Kinderbetreuung. Der Vorläufer des heutigen Kinderlands Hohenlupfen war im Jahr 1973 Modellkindergarten, die Frauenbewegung in Stühlingen mit dem 135 Jahre lang wirkenden katholischen Frauenverein war erfolgreich. Wir blicken zurück.

Großherzogin Luise von Baden hatte 1861 das Luisenheim und den Badischen Frauenverein in Karlsruhe gegründet. Trotz konservativer, patriotischer Ausrichtung spielte der Badische Frauenverein auf dem Weg der Frauen im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert in der gesellschaftlich-politischen Öffentlichkeit und für die Gleichberechtigung eine wichtige Rolle. Der Einfluss der Großherzogin führte in Stühlingen dazu, dass 1881 im Pauline Hus im Städtle Stühlingen die Gvätterlisschuel eröffnet wurde, ein Vorläufer des Kindergartens. Die Stühlinger Frauen begannen, sich zu organisieren, die Gründung des katholischen Frauenvereins war 1882.
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Nach 135 Jahren wurde der Frauenverein 2017 aufgelöst, die Arbeit der Stühlinger Frauen war getan. Die Trägerschaft des Kindergartens war 2011 an den Caritasverband Hochrhein übergegangen. Zum Abschied hat der Frauenverein Krippenfiguren als Ergänzung zum Krippenspiel gestiftet, außerdem wurde an die Krebshilfe Freiburg und die Weihnachtspäckchen-Aktion 2017 gespendet. In den 135 Jahren hat der Frauenverein die ambulante Krankenbetreuung organisiert, ein Vereinsheim mit Kindergarten und Nähschule gebaut, die von Ordensschwestern geleitet wurden.

Wie der Historiker und Geschichtsdidaktiker Wolfgang Hug zum 120. Jahrestag des Frauenvereins informiert hatte, waren vor dem Zweiten Weltkrieg „brave und folgsame Kinder“ gewünscht. Er selbst hatte mit lustigen Streichen diese Strenge aufgelockert. Nach der Zwangsauflösung 1933 wurde der Verein 1946 wieder ins Leben gerufen, zu den Schwerpunkten gehörte die Arbeit mit sozial schwachen Familien, Altenbetreuung und der Kindergarten. Mit dem Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg, der auch nach Stühlingen Wohlstand und Kindersegen gebracht hatte, wurde 1960 in der Hauptstraße ein neuer Kindergarten gebaut. Schwester Hermann Josef und Helferin Cilly Adam betreuten auf liebenswerte Art und Weise die Kinder.

Mit der Gemeindereform in den 1970er Jahren übernahm der Verein zusätzlich zu Stühlingen auch die Trägerschaft über die Kindergärten in Wangen und Mauchen (1983). Die Neuordnung der Kindergärten ab 2010 gilt als eines der schwersten Themen, über das der Stühlinger Gemeinderat entscheiden musste. Es wurden Einrichtungen geschlossen. Heute besuchen die Stühlinger Kinder die Kindergärten in Bettmaringen, Eberfingen, Lausheim, Schwaningen, Weizen und Stühlingen. Der 3,7 Millionen teure Neubau des Kinderlands Hohenlupfen im Schulzentrum 2013 stieß manchem Bürger sauer auf. In Grimmelshofen wurde der Kindergarten 2008 geschlossen, in Mauchen 2013, hier gab es Bestrebungen für einen Waldkindergarten Mauchen, heute besuchen Mauchener Kinder aus Protest den benachbarten Kindergarten in Eggingen. Der Kindergarten Wangen wurde ebenfalls geschlossen, das Damoklesschwert hing auch über Eberfingen, dessen Kindergartenstandort sich durch regen Nachwuchs inzwischen aber stabilisiert hat.

1973 wurde der Stühlinger Kindergarten zum Modellkindergarten in Sachen Vorschulerziehung gebracht, initiiert durch Edith Kauffmann, von 1972 bis 2017 äußerst engagierte Vorsitzende des katholischen Frauenvereins, und Günther Kurth, damaliger Rektor der Hohenlupfenschule Stühlingen. Wie die Leiterin Luzia Limberger-Sieber (seit 2017) auf Nachfrage informiert, hat sich seit der Gründung damals viel verändert: „Heute schauen wir mehr auf die Kinder, es zählt nicht nur Leistung, auch der zwischenmenschliche Bereich ist wichtig.“
Die aktuelle Lage
Aktuell betreuen 35 Mitarbeiter im Kinderland Hohenlupfen, darunter drei Männer, die 146 Kinder. Platz gibt es für bis zu 160 Kinder. Die Eltern können aus drei Betreuungsformen wählen: Regelbetreuung, verlängerte Öffnungszeit sowie Schüler-Hort. Kinder im Alter zwischen einem und zehn Jahren werden maximal zwischen 6.30 und 17 Uhr betreut in vier Kindergartengruppen mit Bereichsleiterin Linda Keller, drei Krippengruppen mit Bereichsleiterin Anna Geng und zwei Hortgruppen mit Bereichsleiterin Juliane Staffe. Im Laufe des Jahres kommen die dann dreijährigen Krippenkinder in die Anschlussbetreuung im Haus.
Ständige Entwicklung
Das Mittagessen vom Catering wird in der Küche von der Hauswirtschaftsleiterin Claudia Pabst und Hauswirtschafterin Manuela Würth vorbereitet. „Die heutige pädagogische Arbeit muss sich stetig weiterentwickeln“, erklärt die Leiterin Luzia Limberger-Sieber. Durch die regelmäßigen Fortbildungen und das Angebot mit offenen, teiloffenen und geschlossenen Gruppen können die Erzieherinnen die Kinder individuell nach Bedarf betreuen: „Es gibt die Möglichkeit, im ganzen Haus zu sein, aber es gibt auch Kinder, denen tut das richtig gut, wenn sie sich im kleineren Rahmen aufhalten, der ihnen vertrauter ist, dann werden sie ruhiger. Mit Hauptamtsleiter Andreas Mosmann finden regelmäßige Arbeitssitzungen statt, bei denen sich alle Stühlinger Kindergartenleitungen treffen und ein gutes Miteinander pflegen.