2016 verbrauchte jeder Deutsche durchschnittlich 123 Liter Wasser am Tag. Das entspricht der Füllung einer Standard-Badewanne – oder 615 Trinkgläsern. Die Stadtwerke Waldshut-Tiengen versorgten im vergangenen Jahr 24 621 Einwohner im 78 Quadratkilometer großen Stadtgebiet mit 1 387 000 Kubikmetern, also fast eineinhalb Milliarden Litern Wasser. Das sind mehr als 11,6 Millionen Badewannen, 752 Tiengener Freibäder, knapp mehr als 69 Milliarden Schlucke – oder 154 Liter täglich pro Einwohner (inklusive Verlusten durch Rohrspülungen, Rohrbrüche und Feuerwehreinsätze, die zusammen acht Prozent der geförderten Menge betragen).

Dennoch entspricht diese Menge an gefördertem Wasser im deutschen Durchschnitt nur drei Prozent des natürlichen Wasservorkommens. Der Verbrauch schwankt je nach Tages- und Jahreszeit zwischen zehn und 160 Kubikmetern (ein Kubikmeter = 1000 Liter) pro Stunde. Der Bedarf der Stadtteile Schmitzingen, Indlekofen, Oberalpfen, Waldkirch, Gaiß und Eschbach mit circa 88 000 Kubikmetern pro Jahr wird durch Bezug vom Zweckverband Gruppenwasserversorgung Höchenschwanderberg gedeckt.
Aber woher kommt das Wasser für die Waldshut-Tiengener? Das Wasser, das Wasserhähne, Badewannen, Toilettenspülungen sowie Industrieanlagen, Betriebe und Hydranten mit konstantem Druck erreicht, stammt aus 25 Waldshuter und zwölf Tiengener Quellen. Rund ein Viertel der geförderten Menge stammt aus bis zu 16 Metern Tiefe der acht Tiefbrunnen, wie dem an der B 34, gegenüber dem Gewerbepark Hochrhein. Besonders ergiebig sind mit 508 000 Kubikmetern (4 233 000 Badewannen) im Jahr die Tiengener Quelle im Tal und mit 165 000 Kubikmetern (1 375 000 Badewannen) der Tiefbrunnen Au in der Waldshuter Liedermatte. Die durchschnittliche Temperatur des geförderten Wassers beträgt circa zehn Grad Celsius.

Das Wasser aus den Quellen und Tiefbrunnen wird mit 33 Pumpwerken (mit bis zu 373 Liter pro Sekunde Pumpenleistung) in 29 Hochbehälter in den Hoch- und Niederzonen gefördert. Der größte Hochbehälter ist mit 2000 Kubikmetern Speicherinhalt der Hochbehälter 2000 am Waldshuter Haspel. Das Wasser des Tiengener Freibads würde ihn nur knapp ausfüllen. Der größte Tiengener Behälter ist mit 1000 Kubikmetern der am Vitibuck. Der kleinste, mit 200 Kubikmetern, befindet sich wenige Hundert Meter weiter am Hohenbrand, von wo aus Breitenfeld und Mittlerer Berg versorgt werden. Der Speicherinhalt aller Hochbehälter beträgt circa 7600 Kubikmeter.

Damit es nicht absteht, wird das Wasser in den Hochbehältern täglich Tag umgewälzt. Die Speicher besitzen je zwei Kammern, um die Versorgung bei Wartungsarbeiten nicht unterbrechen zu müssen. Im vergangenen Jahr wurde der Hochbehälter am Gupfen (600 Kubikmeter) in der Nähe von Bannholz in Betrieb genommen. In den Speichern wird genügend Wasser vorgehalten, um erhöhten Bedarf, zum Beispiel für Löschwasser, abdecken zu können. Dieses kann an 749 Hydranten im Stadtgebiet entnommen werden. Aber nicht nur Wasser befindet sich in den Hochbehältern. Sie sind voll mit moderner Überwachungs-, Steuerungs- und Pumptechnik.

Das Wasser wird mit dem rund 300 Kilometer langen Leitungsnetz mit einem Druck zwischen fünf und neun Bar im Stadtgebiet verteilt. Unter jeder Straße befindet sich eine 25 Zentimeter starke Hauptleitung. Druckminderer sorgen dafür, dass weder Haushaltsgeräte, noch Bewohner Schaden nehmen. An den Stadtteil Waldshut wird mit circa 626 000 Kubikmetern jährlich das meiste Wasser geliefert, gefolgt vom Stadtteil Tiengen mit circa 446 000 Kubikmetern und dem Stadtteil Gurtweil mit circa 100 000 Kubikmetern. Die Stadtteile Eschbach, Indlekofen, Gaiß-Waldkirch, Schmitzingen, Oberalpfen, Detzeln, Breitenfeld, Aichen und Krenkingen benötigen zwischen 11 500 und 20 500 Kubikmetern, wobei der Stadtteil Gaiß/Waldkirch mit circa 11 500 Kubikmetern der kleinste Wasserverbraucher ist. Der Wasserverbrauch bei den Kunden wird über 6403 geeichte Wasserzähler erfasst. Dazu sind 4609 Hausanschlüsse verlegt worden. Aus eichrechtlichen Gründen müssen die Wasserzähler in der Regel alle sechs Jahre ausgetauscht werden.
„Das Wasser ist das am strengsten kontrollierte Lebensmittel“, sagt Horst Schmidle, Geschäftsführer der Stadtwerke Waldshut-Tiengen. UV- und Filteranlagen reinigen es am Ort der Speicherung von Bakterien und Verschmutzungen. Den gesetzlichen Vorgaben entsprechend, wird die Wasserqualität ständig überwacht und einmal im Monat durch ein Analyselabor beprobt. Der Wasser-Mengenpreis ist seit 2004 konstant bei 1,85 Euro pro Kubikmeter netto. Das gesamte Netz inklusive Hochbehältern wird von der Leitwarte im Kaitle aus überwacht. Innerhalb kürzester Zeit kann so rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr auf technische Ausfälle und Rohrbrüche reagiert werden. Die Wasserversorgung der Stadt Waldshut-Tiengen wird von Wassermeister Andreas Schillinger und fünf Fachkräften für Wasserversorgungstechnik bewältigt.
Wasserhärte
Der Härtegrad des Wassers kann sich von Gemeinde zu Gemeinde unterscheiden, da auch die Wassernetze größtenteils voneinander getrennt sind. Wasser aus Quellen ist in der Regel härter als das aus Tiefbrunnen oder der Uferfiltrierung. Manchmal muss dem Wasser sogar Kalk zugesetzt werden, um Ablagerungen in den Leitungen zu vermeiden. Das Waldshut-Tiengener Wasser hat mit 18,8 dH (Grad deutscher Härte, 2016) den höchsten von drei Härtegraden: „hart“.

Die Aufgabendes Wassermeisters
Wassermeister Andreas Schillinger koordiniert die Arbeiten rund um die Wasserversorgung. Ein großer Teil der Arbeit ist die Dokumentation der Kontrollen, Baumaßnahmen, Wartungsarbeiten und Reparaturen. Bei 40 bis 50 Rohrbrüchen im Jahr müssen die Fachkräfte für Wasserversorgungstechnik im Schnitt fast jede Woche ausrücken. Ursachen für Rohrbrüche gibt es verschiedene.

Fritz Schäuble, stellvertretender Wassermeister, erklärt: „Im Winter kann gefrierendes, sich ausdehnendes Wasser für einen Bruch der alten, gusseisernen Rohre sorgen. Aber auch im Sommer kann es während Trockenperioden zu Spannungen im Erdboden kommen, die alte beziehungsweise bereits beschädigte Rohre zum Bersten bringen können.“ Erst kürzlich war es beim Bruch einer Leitung in der Waldshuter Haydnstraße, bei dem sich rund 140 Kubikmeter in die Nachbarschaft ergossen. Doch auch wenn das Wasser bei einem Bruch nicht an die Oberfläche tritt, ist dieser durch verminderten oder nicht vorhandenen Druck im Wasserhahn erkennbar. Nach der Alarmierung lokalisiert der Bereitschaftsdienst den Schaden mittels moderner Technik und Schallwellen, die durch das Rohrsystem geschickt werden. Die Reparatur erfolgt zum Beispiel in Zusammenarbeit mit dem Baubetriebshof.
Heutzutage verlegte, moderne Wasserleitungen bestehen zum Teil aus Stahl oder gar Kunststoff. „Diese Rohre brechen unter normalen Umständen gar nicht mehr“, erklärt Fritz Schäuble, im Gegensatz zu den alten Rohren aus Gusseisen. Neben der Feststellung solcher Betriebsstörungen und der Einleitung geeigneter Maßnahmen gehören zum Alltag der Wasserversorgung Waldshut-Tiengen auch die Reparatur umgefahrener Hydranten, das Verlegen von Wasserleitungen an Baustellen, die Erstellung von Hausanschlüssen in Neubaugebieten und das Reinigen der Trinkwasserbehälter.