Dem Alptraum der Bewohner der Kaiserstraße und der Feuerwehr in Waldshut gefährlich nahe gekommen ist der gegen 13 Uhr am 29. Januar 1984 ausgebrochene Großbrand der zwei Doppelhäuser mit den Geschäften „Heim und Hobby“, Stadtdrogerie, Nähzentrum Hug und Modehaus Stulz. Glückliche Umstände sowie der minutenschnelle Einsatz der Feuerwehr verhinderten die Katastrophe eines Stadtbrandes. Der Schaden wurde mit zehn Millionen D-Mark beziffert.

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Der 29. Januar 1984 war ein verschlafener Wintersonntag mit Bewölkung und leichten Plusgraden. Die Innenstadtbewohner saßen beim Mittagessen. In der damals verkehrsoffenen Kaiserstraße parkten nur wenige Autos. In Nummer 70, „Heim und Hobby“, erledigte der Geschäftsinhaber in einem der oberen Geschosse Büroarbeiten. Er drehte die vom Gas-Durchlauferhitzer gespeiste zentrale Warmwasser-Heizung von 15 auf 22 Grad hoch.

Diese Aufnahme zeigt die Löscharbeiten von der Gebäuderückseite in der Wallstraße.
Diese Aufnahme zeigt die Löscharbeiten von der Gebäuderückseite in der Wallstraße. | Bild: Archiv Feuerwehr Waldshut

Beim Anspringen der Flamme im Erdgeschoss wurden durch eine kleine Verpuffung, wie Experten später feststellten, glimmende Rußflocken herausgeblasen, die sich am Boden entzündeten. Das Feuer griff auf in der Nähe abgestelltes Dekorationsmaterial über. Als der Geschäftsmann den Brand bemerkte, versperrten ihm bereits Flammen den Weg. Aus einem Fenster rief er um Hilfe. Eine Passantin wurde aufmerksam. Vom Café „Albrecht“ aus alarmierte sie telefonisch die Polizei. Es war genau 13.18 Uhr.

Die Polizei schaltete den Alarm zur Rettungsleitstelle weiter, die die Feuerwehren verständigte. „Vier Minuten später waren wir an Ort und Stelle“, sagte der damalige stellvertretende Waldshuter Abteilungskommandant Helmut Siebler. Die erste Aktion galt der Rettung des Geschäftsinhabers, der über die Drehleiter in Sicherheit gebracht wurde. Kurz darauf brach in dem mit Spraydosen, Farben, Lacken und hochentzündlichen Lösungsmitteln vollgestopften Fachgeschäft ein durchs ganze Haus rasender Feuersturm los. „Das alles ging hoch wie eine Rakete“, so der damalige Stadtbrandmeister Werner Zoller, der Leiter des Einsatzes. „Die Hölle“, so ein Polizist, herrschte vor allem im hinteren, an der Wallstraße gelegenen Teil des Hauses. Die Hitze war so groß, dass Fensterscheiben eines benachbarten Hauses barsten.

Das Feuer griff schnell auf die zweite Hälfte des Doppelhauses über, auf Nummer 68, damals „Stadtdrogerie“, heute ...
Das Feuer griff schnell auf die zweite Hälfte des Doppelhauses über, auf Nummer 68, damals „Stadtdrogerie“, heute „Parfümerie Klös“. Danach erfasste der Brand über den Dachstuhl das nächste Doppelhaus mit den Geschäften „Nähzentrum Hug“ in Nummer 66 (heute „Tchibo“) und Nummer 64 „Modehaus Stulz‘“. | Bild: Archiv Feuerwehr Waldshut

In kurzen Abständen kamen Feuerwehrtrupps aus Tiengen, Eschbach, Albbruck und St. Blasien den Waldshuter Feuerwehrleuten zu Hilfe. 200 Mann waren im Einsatz, die das Feuer von beiden Straßenseiten aus bekämpften. Von der Drehleiter aus schoss die Wasserkanone 1600 Liter pro Minute in die aus den Dächern schlagenden Flammen. Denn das in „Heim und Hobby“ ausgebrochene Feuer hatte inzwischen über den Dachstuhl die drei östlich stehenden Nachbargebäude Nummer 68 (Stadtdrogerie), 66 (Nähzentrum Hug) und 64 (Modehaus Stulz) erreicht. Der jetzt eingetroffene Kreisbrandmeister Kaiser aus Stühlingen wagte sich bei stärkstem Feuer auf die Dachterrasse der Stadtdrogerie, um junge Feuerwehrleute anzuweisen. 20 Trupps zu je drei Feuerwehrmännern mit Atemschutzgeräten drangen zum Löscheinsatz in das Innere der Gebäude vor.

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Von allen Seiten rollte der Großeinsatz der 200 Feuerwehrleute an. Gegen 15 Uhr bekamen sie alle Brände unter Kontrolle, ein Trupp nach dem anderen hatte sein Soll erfüllt. Um 19 Uhr wurde der Einsatz abgeblasen. Bis auf die Brandwachen rückten die Feuerwehren ab. Und mit ihnen die letzten der Hunderten von Schaulustigen, die in die Kaiserstraße geströmt waren.

Vom Feuer am schlimmsten erwischt wurde das Haus „Heim und Hobby“. Das Innere des Gebäudes war vollständig zerstört, nur die Außenmauern blieben stehen. Ausgebrannt bis hinunter zum ersten Obergeschoss war das Haus in Kaiserstraße 68, die Stadtdrogerie. Das Ladengeschäft im EG wurde vom Brand verschont. Im zweiten Doppelhaus fraß sich der Brand im Gebäude Kaiserstraße 66, Nähzentrum Hug, vom Dach bis zum zweiten OG hinunter. Am wenigsten zerstört wurde das Haus Kaiserstraße 64, Modehaus Stulz. Hier beschränkten sich die Brandschäden auf Dachstuhl, Speicher und drittes OG. Allerdings drang Löschwasser, wie in den anderen Gebäuden, bis hinunter in die Geschäftsräume.

Bereits beim ersten Gespräch mit der Stadt erklärten die Brandgeschädigten ihre Absicht, Gebäude und Geschäfte so schnell wie möglich wieder in Betrieb zu nehmen. Was mit Ausnahme von „Heim und Hobby“ dann auch geschah. An der Stelle des Fachgeschäfts für Hobbybedarf richtete in der Kaiserstraße 70 das Juweliergeschäft Sperl neue Verkaufsräume ein.