Frau Kummle, Sie haben als neu gewählte Stadträtin die ersten Sitzungen des Gemeinderates Waldshut-Tiengen erlebt. Haben Sie sich die Arbeit im Gremium so vorgestellt?
Es hat mich sehr angenehm überrascht, dass die Kommunikation mit den Stadträten/innen anderer Fraktionen so gut läuft und ein reger Meinungsaustausch stattfindet. So hatten wir zum Beispiel ein Treffen aller Frauen des Gemeinderats organisiert und es sind tatsächlich auch alle gekommen. Ohnehin bin ich der Meinung, dass bei den kommunalpolitischen Themen das Parteibuch keine Rolle spielen sollte. Auch in der zweitägigen Klausurtagung, die Ende September stattgefunden hatte, entstand bei mir der Eindruck, dass in den Gemeinderat nur sympathische Zeitgenossen gewählt worden sind.
Warum haben Sie sich als Kandidatin aufstellen lassen? Was war Ihre Motivation? Haben sich Ihre Erwartungen bisher erfüllt?
Bei mir war das Gefühl entstanden, dass in der Vergangenheit in der Stadt einige Dinge nicht gut gelaufen sind. Ich finde, nur Kritik üben, ist zu wenig. Daher meine Motivation: „Nicht meckern- machen!“
Was war bisher für Sie als Stadträtin die größte Herausforderung?
Die größte Herausforderung war für mich, dass in den bisher vier Gemeinderatssitzungen etliche Tagesordnungspunkte nichtöffentlich verhandelt worden waren. Da dies nur in engen Ausnahmefällen sein darf, habe ich das Vorgehen der Stadt für nicht korrekt gehalten und auch Anträge gestellt, öffentlich zu verhandeln, denen teilweise gefolgt wurde. Inzwischen habe ich die Kommunalaufsicht angerufen – das Regierungspräsidium Freiburg wird nun wegen der Zulässigkeit von nichtöffentlichen Sitzungen eine Entscheidung treffen. Ich denke, es ist im Sinne aller Beteiligter, für die Zukunft eine Entscheidungshilfe und eine Marschroute zu haben.
Welche Themen waren für Sie bisher besonders spannend und warum?
Die Entscheidung über den städtebaulichen Vertrag für das Klettgau-Carrée war eine spannende Entscheidung, da sie für alle Mitbürger sicherlich von großer Bedeutung ist, zumal ein in meinen Augen dringend benötigtes Hotel gebaut wird.
Welches Thema/Projekt liegt Ihnen für die Zukunft am Herzen?
Was mir in Zukunft besonders am Herzen liegt, ist der Klimaschutz. Wir sollten uns die Frage stellen, ob die Stadt – wie dies in vielen anderen Städten bereits geschehen ist – ein Klimaschutzkonzept erstellen sollte, wonach Potenziale zur Einsparung von Treibhausgasen, zur Energieeffizienz und der Nutzung von erneuerbaren Energie systematisch in der Kommune verankert werden. Was in nächster Zeit auf alle Fälle auch umgesetzt werden muss, ist die Neufassung der Geschäftsordnung für den Gemeinderat der Stadt Waldshut-Tiengen, da die jetzige Fassung nicht mehr der Gemeindeordnung entspricht. Gerne möchte ich hier auch eigene Vorschläge einbringen.
Welche Herausforderungen kommen nach Ihrer Sicht noch auf den Gemeinderat zu?
Die größte Herausforderung ist in meinen Augen der Haushaltsplan. Angesichts stark reduzierter Einnahmen aber etlicher dringend erforderlicher Maßnahmen, die richtig Geld kosten, ist dies ein „Jonglage“- Akt, der nicht leicht über die Bühne gehen kann.
Wie hoch ist der Zeitaufwand, um sich für die Sitzungen vorzubereiten?
Wenn man seine Aufgabe als Gemeinderat/ätin ernst nimmt und die Vorlagen auch genau verstehen und nachvollziehen möchte, ist der Zeitaufwand hoch. Die Vorbereitung auf jede Sitzung hat mich jeweils mehrere Stunden gekostet. Das liegt wohl zum Teil auch daran, dass ich in Themen einsteigen musste, die bereits in der letzten Wahlperiode des Gemeinderats vorbehandelt worden waren.
Könnten Sie sich schon jetzt vorstellen, in vier Jahren erneut als Stadträtin zu kandidieren?
Man soll nie nie sagen. Aber bei der nächsten Wahl bin ich voll im Rentenalter, da fände ich es einfach besser, wenn weniger „alte Schachteln“, sondern mehr „Jungspunds“ oder besser noch „Jungspundinnen“ im Gemeinderat wären.