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Historisch: Erstmals erwähnt wurde die Junggesellenschaft im Jahre 1468. Zu dieser Zeit wurde die Stadt Waldshut, die damals dem Großherzogtum Vorderösterreich angehörte, von den Schweizern belagert. Die Mauern wurden stark beschossen, jedoch nur teilweise zerstört. Um eine Eroberung zu verhindern, griffen die jungen Gesellen zu einer List: Sie mästeten den letzten Schafsbock, um ihn anschließend auf der Stadtmauer herum zu führen. Damit sollte den Eidgenossen gezeigt werden, dass die Vorräte noch ewig reichen würden und sich die Stadt nicht so schnell aushungern ließe. Frustriert brachen die Angreifer ihre Belagerung ab und erklärten sich zu einem Friedensschluss bereit. Dieses Ereignis gilt als Geburtsstunde der "Zunft der Jungen Gesellen", was sie damit zur ältesten, noch bestehenden Handwerkszunft Deutschlands macht.
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Chilbi: Die Waldshuter Junggesellenschaft hat während der Chilbi ein hohes Arbeitspensum zu bewältigen. Hierbei dreht sich vieles um den Bock, der schon zwei Wochen vor der Festplatzeröffnung bei der Bocktaufe seinen Namen erhält. Zwischen Taufe und Eröffnung werden anschließend 1000 Lose an ausgewählte Interessenten verkauft, aus denen am Chilbisonntag der Bockgewinner ausgezählt wird. Dieser richtet üblicherweise das Bockessen aus, welches meist im Herbst stattfindet und den Abschluss der Chilbi-Saison bildet. Die Junggesellen sind jedoch nicht nur für den Bock zuständig, sondern beteiligen sich auch am Heimatabend und dem Festumzug, wo sie von Bock samt Bockbuben begleitet werden. Am Chilbimontag lädt die Zunft zum Gulaschessen ein, bei dem sich Vereine und Rathausvertreter in launiger Runde einen verbalen Schlagabtausch liefern.
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Abzeichen und Plakette: Jedes Zunftmitglied trägt ein Vereinsabzeichen, dessen Motiv den Habsburger Löwen darstellt und die drei Farben der Stadtfahne, blau-weiß-rot, enthält. Am Abzeichen des Zunftmeisters ist zusätzlich Lametta angebracht, das sein Amt widerspiegelt. An der Chilbi tragen die Junggesellen zusätzlich eine Plakette. Diese ist in drei verschiedenen Ausführungen erhältlich: Silber für die aktiven Zunftmitglieder und den Bockgewinner, Bronze für die Chilbi-Besucher, die die Plakette käuflich erwerben können und Blau-Weiß-Rot für ehemalige Junggesellen sowie Freunde und Gönner der Zunft.
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Kopfbedeckung: Was auf den ersten Blick wie eine kleine Tasche aussieht, ist in Wahrheit eine Mütze, die jedoch so gut wie nie getragen wird. Sie ist mit Karton ausstaffiert, wird um die Schulter gehängt und beinhaltet während der Chilbi hauptsächlich die Plaketten. Während der Stadtjahrzeit, dem feierlichen Gelöbnis von 1468, tragen die Junggesellen zumeist Zylinder.
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Kleiderordnung: Zum damals üblichen Kleidungsstil zählte eine Art Knickerbocker, die von den Waldshuter Junggesellen zusammen mit einem weißen Leinenhemd und einem braunen Gilet (französisch für Weste) getragen wird. Diese Tracht wird hauptsächlich beim Festumzug genutzt. Für andere Anlässe gibt es ein dunkelblaues Zunftpolo, zu dem das Tragen einer langen Hose Pflicht ist. Die Kopfbedeckung ist dabei ein grauer Filzhut.
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Tracht: Die Tracht soll die übliche Bekleidung eines Landsknecht darstellen, zu Fuß kämpfende Söldner des späten 15. Jahrhunderts. Viele Teile der Kleidung haben keine größere Bedeutung. Zunftmeister Werner Späth kann das erklären: "Die Junggesellenschaft ist kein Trachtenverein und möchte so auch nicht bezeichnet werden. Wir sind eine ursprüngliche Handwerkerzunft, deren Gesellen entsprechend ihrem Meisterbetrieb unterschiedlich gekleidet waren. In den 1930er Jahren wurde bei einem Freiburger Kostümbildner eine gemeinschaftliche Landsknechttracht in Auftrag gegeben, die in ihrer Aufmachung an die Endzeit des Mittelalters erinnern soll. Farben und Muster sind dabei willkürlich entstanden. Erst in einer späteren Überlieferung wurde deutlich, dass die Junggesellen wohl kurz nach der Belagerung Waldshuts in schwarzem Gewand dem burgundischen Herzog Karl dem Kühnen gegenüberstanden."
Höhepunkte der Chilbi
- Freitag, 18. August: Um 16.30 Uhr Festplatzeröffnung mit Fassanstich und anschließender Bockbeatz-Party im Festzelt.
- Samstag, 19. August: Heimatabend in der Kaiserstraße um 20 Uhr unter dem Motto „Waldshut-Tiengen – Der Beginn einer großen Liebe“.
- Sonntag, 20. August:: Der Festumzug der Trachtengruppen um 14.30 Uhr, im Anschluss Bockverlosung (ab 15.30 Uhr).
- Montag, 21. August: „Waldshuter Tag“ mit Kinderumzug und Wunschkonzert der Stadtmusik Waldshut im Festzelt um 17.30 Uhr.
- Dienstag, 22. August:: Kinder- und Familientag sowie der neue „Badische Abend“ um 19 Uhr im Festzelt.
- Mittwoch, 23. August: Um 22 Uhr großes Abschlussfeuerwerk über dem Chilbiplatz