Mehr Busse und einen Laden auf dem Aarberg, ein schöneres Gebäude für das Jugendzentrum Tiengen oder eine Disco in der Stadt – das waren unter anderem die Wünsche, welche die rund 20 Erstwähler bei der Veranstaltung „Politik und Pizza„ in der Waldshuter Stadtscheuer an 25 Politiker weiter gaben. In diesem Jahr lud die Stadt zum ersten Mal dazu ein, solch eine Veranstaltung hatte es bereits vor kurzem in Tiengen gegeben.

Melissa Bernhardt und Jan Sander vom Mitveranstalter, der Landeszentrale für politische Bildung (LpB), informierten die jungen Erstwähler über die Wahl am Sonntag und machten mit ihnen Spiele. Dann begann der spannende Teil des Abends: Der Austausch zwischen den Erstwählern und den Kandidaten der verschiedenen Parteien. Dazu lagen Einstiegsfragen auf den Tischen aus.
Wie im Speed-Dating wechselten die jungen Leute im Uhrzeigersinn die Tische, so dass sie im Laufe des Abends mit allen Kandidaten ins Gespräch kamen. Manche Erstwähler zeigten sich zunächst schüchtern, andere nutzten ohne Scheu sofort die Gelegenheit, ihre Wünsche zu äußern. So auch der 16-Jährige Leon-Joel Treffler. Er wünscht sich ein ansprechenderes Jugendzentrum in Tiengen. „Da gehe ich nicht hin, das spricht mich nicht an“, sagte er über den jetzigen Kellerraum. Benedikt Schnell vom Aarberg teilt das Problem, allerdings aus anderen Gründen: „Der Raum auf dem Aarberg sieht echt klasse aus, allerdings ist es nicht gut, für wen der zugänglich ist“, sagte er. „Da passieren Sachen, die wollen Sie gar nicht wissen“, sagte er zu den Kanidaten, die verwundert reagierten.
Immer wieder liefen die Diskussionen auf die Mobilität der Jugendlichen hinaus. So wünschten sich drei Jugendliche vom Aarberg mehr Busse an den Wochenenden, um zu Partys zu gelangen. Die Kandidaten stellten daraufhin die Idee eines Stadtbusses vor. Unter den Jugendlichen, die den Kandidaten ordentliche auf den Zahn fühlten,gehörte auch Jonathan Hoffner, der mit seinen 15 Jahren noch gar nicht wählen darf. Er wollte wissen, was die Politiker dafür tun, um in der Stadt den CO2-Ausstoß zu regulieren. Waldshut als erste plastikfreie Stadt, bessere Busverbindungen und die Aufhebung des Verkehrs-Kollaps waren die Lösungsansätze der Kandidaten.
„Das ist gar nicht so parteipolitisch hier, sondern sehr konsensorientiert“, sagte Melissa Bernhardt von der LpB. Oberbürgermeister Philipp Frank, der sich bewusst aus den Diskussionen raushielt, sagte: „Es ist erstaunlich wie direkt die Jugendlichen auf die Bewerber zugehen. Genauso soll es sein.“ Die 16-jährige Franziska Holzbach sagte: „Es war gut zu den Fragen die verschiedenen Meinungen zu hören und die Personen besser kennenzulernen, damit man weiß, wer zur Auswahl steht“. Ihrer 18-jährigen Schwester Nathalie Holzbach gefiel es auch: „Es war ein guter Austausch möglich, der persönliche Kontakt hat mir viel für die Wahl gebracht“. Marius Mehlin, 17, sagte: „Ich bin zum zweiten Mal dabei. Man bekommt ein Bild von den einzelnen Kandidaten. Das ist für mich als Erstwähler für die Gemeinderatswahl wichtig.“ Gratis Pizza mit verschiedenen Belägen und Getränke gab es wie versprochen übrigens auch.
Wichtiges zur Wahl
- Wahlberechtigte ab 16 Jahren können den Gemeinderat und den Kreistag wählen. Bei der Europawahl dürfen Jugendliche erst ab 18 Jahren abstimmen. Den Ausweis nicht vergessen.
- In Waldshut-Tiengen hat der Wähler 26 Stimmen, die er entweder auf einer Liste oder auf mehrer verteilen kann. Jedem Kandidaten kann man bis zu drei Stimmen geben. Wenn der Wähler eine leere Liste abgibt, gibt er jedem Kandidaten auf der Liste eine Stimme.
- Weitere Infos zur Wahl unter www.lpb-bw.de