Von einem Moment des „Dankes, des Rückblicks und der Demut“ sprach Oberbürgermeister Martin Gruner in seiner Laudatio zur Verabschiedung des langjährigen Vorsitzenden des Vereins Haus & Grund Hochrhein, Anton Bernhard Hilbert. Und in der Tat: Es ist das Ende einer Ära – vier Jahrzehnte lang leitete Hilbert die Geschicke des Vereins.

Am Donnerstagabend gab er im Rahmen der Mitgliederversammlung somit ein „Stühlerücken“ im Vorstand: Das Amt des Vorsitzenden gab Hilbert an den bisherigen Stellvertreter Klaus Joester ab. An seine Stelle wurde Mark Zichanowicz in den Vorstand gewählt. Sämtliche Wahlen erfolgten einstimmig.

„Es ist eine besondere Mitgliederversammlung und ich freue mich, dass so viele heute gekommen sind.“ Mit diesen Dankesworten eröffnete Anton Hilbert den Abend in der Stadthalle in Waldshut. Mit rund 150 Gästen waren die Plätze fast alle besetzt. Die Formalien wurden schnell abgehandelt, um mehr Zeit für die Verabschiedungsfeier zu haben.

Die Sitzungsbeschlüsse und Wahlen

Der Verein konnte im vergangenen Jahr 2024 eine positive Bilanz aufweisen, sowohl in der Mitgliederentwicklung als auch in finanzieller Hinsicht. Schriftführer Mario Mutter konnte zum 1.1.2025 beim Mitgliederstand ein Plus von 31 gegenüber dem Vorjahr verbuchen. Somit hat der Verein 2228 Mitglieder. Auch beim Kassenbericht, vorgetragen von Dieter Winkler, gab es ein Plus zu verzeichnen. Einnahmen von 227.030 Euro standen im vergangenen Jahr Ausgaben von 180.468 gegenüber, was ein Überschuss von 46.562 Euro ergibt. Mit einer Enthaltung und einer Gegenstimme wurden die Kosten für Einzelberatungen für Mitglieder auf 59,50 Euro angehoben.

Ernennung zum Ehrenvorsitzenden

Der neu gewählte Vorsitzende Klaus Joester konnte denn auch gleich seine erste Amtshandlung vollbringen – die Ernennung von Anton Hilbert zum Ehrenvorsitzenden bei Haus & Grund Hochrhein.

Stehenden Applaus gab es bei der Mitgliederversammlung des Vereins Haus & Grund Hochrhein für den Ehrenvorsitzenden Anton Bernhard ...
Stehenden Applaus gab es bei der Mitgliederversammlung des Vereins Haus & Grund Hochrhein für den Ehrenvorsitzenden Anton Bernhard Hilbert (links). | Bild: Müller, Gregor

Ein absolutes Novum in der 100-jährigen Geschichte des Vereins, denn vor Hilbert hatte noch niemand dieses Amt inne. Joester betonte in seiner Lobrede, Hilbert habe in seinen 40 Jahren als Vorsitzender Haus & Grund von einem kleinen Ortsverein zu einem Verein mit weitreichender regionaler Bedeutung gemacht. Der Geehrte sichtlich gerührt: „Ich bedanke mich für diese Ehre.“

Der neue Vorsitzende von Haus & Grund Hochrhein, Klaus Joester (Mitte), überreicht Anton Hilbert die Urkunde zur Ernennung zum ...
Der neue Vorsitzende von Haus & Grund Hochrhein, Klaus Joester (Mitte), überreicht Anton Hilbert die Urkunde zur Ernennung zum Ehrenvorsitzenden. Glückwünsche gibt es auch von Geschäftsstellenleiterin Nadine Mutter. | Bild: Müller, Gregor

Die Laudatoren

Marc Wurster, Vorsitzender des Aufsichtsrats des Landesverbandes Haus & Grund Baden, wandte sich in seiner Lobrede mit sehr direkten Worten an den Geehrten: „Dein Einsatz – sowohl im Ortsverein, als auch im Landesverband – ist wegweisend.“ Der Laudator verwies in diesem Zusammenhang auf die rasante Mitgliederentwicklung des Vereins, die sich während der Amtszeit von Anton Hilbert in etwa verzehnfachte.

Lucia Leal Couso, Leiterin der Wirtschaftsförderung, überbrachte stellvertretend die Glückwünsche von Landrat Martin Kistler. Als großer Fußballfan verglich sie das 40-jährige Wirken Hilberts mit den Aufgaben eines Mannschaftskapitäns: „Sie waren ein Kapitän mit Weitsicht und haben den Verein durch Höhen und Tiefen geführt.“

Michael Franz, Geschäftsführer der Haus & Grund Service GmbH, betonte die gute Zusammenarbeit, bei der stets „das Wohl der Mitglieder im Mittelpunkt“ gestanden habe. Für die Zukunft wünschte der Laudator Hilbert „mehr Reisen als Gerichtstermine“, was für so manchen Lachern im Publikum sorgte.

Oberbürgermeister Martin Gruner sprach von einem „Moment des Dankes, des Rückblicks und der Demut.“ Der Rathauschef betonte, Hilbert habe sich in einer Zeit für den Verein engagiert, in der Wohneigentum längst keine Selbstverständlichkeit mehr sei. „Ihre Arbeit hat nicht nur den Verein, sondern die ganze Stadtgemeinschaft bereichert.“

In seiner Laudatio würdigte Oberbürgermeister Martin Gruner die Verdienste Anton Hilberts, die Verabschiedung sei „ein Moment des ...
In seiner Laudatio würdigte Oberbürgermeister Martin Gruner die Verdienste Anton Hilberts, die Verabschiedung sei „ein Moment des Dankes, des Rückblicks und der Demut.“ | Bild: Müller, Gregor

In seinem Schlusswort betonte Anton Hilbert, selbstverständlich weiter dem Verein treu zu bleiben. Er wolle nun mehr Zeit mit der Familie verbringen und sich ansonsten verstärkt auf das Thema Erbrecht konzentrieren. Schließlich müsse man sich um Erbrechtsfragen kümmern, solange man noch lebe.

Drei Fragen an Anton Bernhard Hilbert

Herr Hilbert, gab es in ihren 40 Jahren als Vorsitzender des Vereins Haus & Grund Hochrhein ein ungewöhnliches Ereignis, an das Sie besonders gerne zurückdenken?

Anton Bernhard Hilbert: Es gibt mehrere Höhepunkte. Vereinsintern sind das die Jubiläumsfeiern zum 80. und 100. Geburtstag von Haus & Grund, jeweils anwesend waren die Vorsitzenden von Haus & Grund Deutschland und von Haus & Grund Baden. Im Jahr 2000 wurde Haus & Grund Hochrhein vom Landesverband Haus & Grund Baden als „Verein des Jahres“ ausgezeichnet. Für die Vereinsentwicklung zentral waren der Erwerb der Büroräume in der Rheinstraße 1 in Waldshut-Tiengen, der personelle Aufbau der Geschäftsstelle und die Gründung der Haus & Grund Service GmbH. Vereinsextern hat der Einsatz gegen die datenmäßig ungeschützte Erfassung von Straßen, Grundstücken und Häusern durch das damalige „Street View“ im Jahr 1999 zu bundesweiter Bekanntheit und zum Auftritt in der Tagesschau gesorgt.

Was werden Sie aus der Zeit als Vorsitzender besonders vermissen?

Anton Bernhard Hilbert: Ganz sicher werde ich den täglichen Kontakt mit unseren Mitgliedern vermissen. Wir haben keine „Hop-in-hop-out-Mitglieder“. Wer zu uns kommt, bleibt lange. So haben sich viele vertraute persönliche Kontakte aufgebaut, die weit über die bloße Rechtsberatung und Interessenvertretung hinausgegangen sind. Haus & Grund ist für viele Mitglieder fast ein Teil der Familie, und so eng waren auch die Gespräche und Begegnungen. Die vielen persönlichen Worte und Geschenke bei der Verabschiedung haben mich bewegt. Unsere Mitglieder sind als sozial bewusste private Immobilieneigentümer ein Vorbild für Deutschland. Die Führungstätigkeit für die Zukunft habe ich in gute Hände gelegt und werde den Kontakt zum Vorstand halten – nur nicht mehr nach strengem Zeitplan.

Sie sagten bei Ihrer Verabschiedung, mehr private Zeit verbringen zu wollen. Worauf freuen Sie sich besonders? Gibt es vielleicht Reisepläne?

Anton Bernhard Hilbert: Ich muss aufpassen, dass ich mir nicht zu viel vornehme. Ich bleibe als Fachanwalt für Erbrecht weiter berufstätig. Ich werde darauf achten, dass ich die frei gewordene Zeit nicht für die Aufstockung der Anwaltstätigkeit oder wissenschaftlicher Arbeit verwende, sondern mir Zeit nehme für die Familie (zwei Töchter, vier allerliebste Enkelkinder), für Bücher, Sport und Reisen. Jedenfalls eine schon lange geplante Reise zu meinem Sehnsuchtsziel La Réunion, sonst möglichst häufig Städtereisen, Reisen in unsere europäischen Nachbarländer und nach Usedom in unsere Ferienwohnung.