Die aktuelle Lage auf dem Energiemarkt und die drohenden Versorgungsengpässe mit Blick auf den bevorstehenden Winter zwingen auch Städte und Kommunen zum Handeln. An welchen Stellen kann der Verbrauch von Gas und anderen Energieträgern reduziert werden? Antwortmöglichkeiten auf diese Fragen legte jetzt auch die Stadtverwaltung von Waldshut-Tiengen vor. Noch gibt es aber Variablen und Klärungsbedarf.
Worum geht es in dem Sparprogramm?
Zielsetzung ist, möglichst ressourcenschonend über den Winter zu kommen. Preise steigen, die Versorgungssicherheit wackelt – es sei also von großer Bedeutung, schnell Energiesparpotenziale zu finden und zu nutzen. So fasste Oberbürgermeister Philipp Frank die Stoßrichtung des Fünf-Punkte-Plans zusammen, der auf den Ergebnissen des „Krisengipfels Gas“ der Landesregierung fußt, jedoch auf Waldshut-Tiengener Verhältnisse angepasst wurde.
Der Fokus liegt dabei auf der Reduzierung des Gasverbrauchs, denn gerade in der Gasversorgung rechnen Experten mit Problemen. Sparmaßnahmen würden aber auch bei Öl- und Stromversorgung ergriffen, so Frank weiter.
Trotz allem seien aber noch nicht alle Fragen restlos beantwortet. Klar sei ebenso, dass aus den kurzfristigen Maßnahmen heraus mittel- und langfristige Strategien in Sachen Energieeffizienz entwickelt werden müssten.
Welche Sparmaßnahmen plant die Stadt konkret?
In Sachen Wärmeverbrauch sind die Pläne recht umfangreich und bisweilen einschneidend. Die Raumtemperatur in den Büros werde auf 19 Grad zurückgefahren, Heizungssteuerungen werden modernisiert, in Bereichen, in denen dies möglich sei, wird die Warmwasserversorgung abgehängt.
Mitarbeiter würden gezielt sensibilisiert, ihre Verbräuche am Arbeitsplatz im Blick zu behalten. Das gelte auch mit Blick auf Dienstreisen, die möglichst per ÖPNV bewerkstelligt werden sollten.
Auch der Verbrauch von Strom wird strikt reglementiert: Weder Heizlüfter noch Klimaanlagen seien erlaubt. Wo immer möglich, sollen Geräte ausgeschaltet und Einsparpotentiale genutzt werden.
Wo gibt es noch Klärungsbedarf?
Gerade beim Punkt Beleuchtung im öffentlichen Raum ist noch Luft nach oben. „Die Beleuchtung von öffentlichen Gebäuden werden wir überprüfen“, so Frank weiter. Beim Thema Weihnachtsbeleuchtung seien aber noch Gespräche mit den Gewerbevereinen von Waldshut und Tiengen zu führen. Immerhin habe der Werbe- und Förderkreis (WuF) Waldshut energiesparenden LED-Lichter angeschafft. In Tiengen gibt es derweil noch eine ältere Anlage.
In den Ortsteilen ist man da schon ein gutes Stück weiter, wie Gurtweils Ortsvorsteher Claudio Helling darstellte: Sein Ortschaftsrat habe sich schweren Herzens entschlossen, dieses Jahr komplett auf Weihnachtsbeleuchtung zu verzichten: „Es ist auch ein Signal an die Bevölkerung, dass auch wir in diesem besonderen Jahr sparen.“
Nicht ganz so einfach sieht es beim Thema Straßenbeleuchtung, wie Stadtwerke-Chef Siegfried Pflüger einräumte: „Wo es Spielräume in Form von Abschaltungen gibt, müssen wir das mit dem Ordnungsamt besprechen.“ Aber es gelte auch, gesetzliche Vorgaben mit Blick auf die Sicherheit einzuhalten.
Laut Andreas Rutschmann, technischer Leiter der Stadtwerke, sei auf jeden Fall technisch von Reduzierung der Brenndauer bis zur vorzeitigen Abschaltung von Lampen, die nicht benötigt werden, einiges möglich.
Was ist sonst noch geplant?
„Wir versuchen auch, auf die Schulen zuzugehen“, kündigte OB Frank an. Auch dort könnten in vertretbarem Rahmen Optimierungen vorgenommen werden. Generell gibt es bei der Beleuchtung im öffentlichen Raum Nachholbedarf, was Modernisierungen anbelangt, verdeutlichte Rutschmann: „Erst 40 Prozent unserer Straßenbeleuchtung sind auf LED umgestellt. Es gibt in den nächsten Jahren also noch einiges zu tun.“ Für die Umrüstung gebe es aber auch Zuschüsse.
Harald Ebi (FDP) regte an, in diesem Zusammenhang zu untersuchen, ob sich auch bewegungsgesteuerte Straßenbeleuchtung realisieren lasse. Andere Städte und Gemeinden hätten damit bereits gute Erfahrungen gesammelt.
Wie sieht die mittel- und langfristige Strategie aus?
An der energetischen Sanierung und Umrüstung städtischer Gebäude und Einrichtungen führt kein Weg vorbei – zumal die Stadt sich selbst auf die Fahnen geschrieben hat, bis 2040 alle Immobilien klimaneutral zu machen.
Daran erinnerte ein von Armin Arzner vorgetragener Antrag der CDU-Fraktion. Als ersten Schritt schlug er vor, bis zu den Haushaltsberatungen fünf Gebäude zu nennen, die sich mit „möglichst geringem Aufwand umrüsten lassen“, bis Sommer 2023 solle die Verwaltung eine komplette Prioritätenliste vorlegen.
Vorerst wurde dieser Antrag aber wieder zurückgezogen, weil das Bauamt aktuell personell nicht in der Lage sei, in so kurzer Zeit eine Bestandsaufnahme zu bewerkstelligen, wie die neue Beigeordnete Petra Dorfmeister darstellte.
Es handle sich aber um ein wichtiges Thema, das möglichst bald in Angriff genommen werden soll – im Zweifel auch mit externer Unterstützung. Nach Einschätzung von Siegfried Pflüger ergäben sich aber noch viele weiterführende Möglichkeiten – etwa die Kooperation verschiedener städtischer Stellen und Gesellschaften: „Vorstellbar wäre auch der Aufbau eines zentralen Gebäudemanagements, um alle hochbaulichen Fragen zu bündeln.“ All dies ist aber angesichts vieler personeller Engpässe wohl eher Zukunftsmusik.