Aus der Not eine Tugend machen, das ist eine Kunst, die das Schluchseewerk beherrscht. Das Laufenburger Unternehmen, das den großen Schluchsee mit all seinen Anlagen betreibt, hat dafür jetzt eine erneuerte Betriebserlaubnis für die nächsten 60 Jahre erhalten – allerdings unter Auflagen.

Wie die Vorstände Stefan Vogt und Nikolaus Römer diese Woche bei einem Pressegespräch nahe der Staumauer berichteten, bedeuten die Auflagen erhebliche wirtschaftliche Einbußen, gleichwohl versuche das Unternehmen ein Teil davon zu kompensieren. Dazu hat es nun zwei Kleinkraftwerke in Betrieb genommen.

Blick auf die Staumauer des Schluchsee.
Blick auf die Staumauer des Schluchsee. | Bild: Esteban Waid

Aber von Anfang an.

Nachdem, die bisherige Konzession nach 90 Jahren ausgelaufen war, wurde die neue Erlaubnis nun für weitere 60 Jahre erteilt. Allerdings darf das Schluchseewerk den See künftig nicht mehr in bisherigem Maße nutzen. Zum einen geht es um die Pegelschwankungen bei der Energieerzeugung, zum anderen um eine erhöhte Wasserrestmenge, die das Unternehmen künftig in umliegenden Bächen belassen muss.

Dadurch, so informierte Unternehmenssprecher Peter Steinbeck, verliere das Speichervolumen im See im Sommer zwei Drittel der bisherigen Kapazität, im Winter ein Drittel. Das sind nach Worten von Vorstand Römer Verluste, die mit dem Bau der beiden Bachkraftwerke nur zu einem „minimalen Bruchteil kompensiert werden können“. Gleichwohl sei man froh, mit nutzbaren Restwassermengen grünen Strom erzeugen können.

Schaukraftwerk mit grünem Strom

So muss künftig an der Staumauer des Schluchsees künftig eine Restwassermenge von 211 Liter pro Sekunde abgelassen werden, um Fauna und Flora in dem darunterliegenden Bächlein Schwarza sicherzustellen. Das neue Kraftwerk am Fuße der Staumauer erzeugt aus eben jenen 211 Litern/Sekunde Energie, bevor diese in die Schwarza fließen.

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Gleichzeitig hat das Kraftwerk einen touristischen Nutzen: Es wurde für Besucher als Schaukraftwerk geplant und gebaut.

Im Inneren des Kraftwerks befinden sich Rohrsystem und Turbine, durch die 211 Liter Wasser in der Sekunde durchrauschen.
Im Inneren des Kraftwerks befinden sich Rohrsystem und Turbine, durch die 211 Liter Wasser in der Sekunde durchrauschen. | Bild: Esteban Waid

Die Investitionskosten liegen laut Vorstand Vogt bei 1,4 Millionen Euro.

Wasser liefert kontinuierlich Strom

Die Leistung des Kleinkraftwerks liegt bei 60 Kilowatt. Damit können im Jahr 440 Megawattstunden Strom erzeugt werden, so Römer. Das entspricht nach seinen Worten einem Jahresverbrauch von knapp 200 Vierpersonen-Haushalten. Anders als Solar oder Wind: Das Wasserkraftwerk liefert kontinuierlich Strom, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.

Das Wasserrad ist ein Teil des Schaukraftwerkes.
Das Wasserrad ist ein Teil des Schaukraftwerkes. | Bild: Esteban Waid

Ein Zwillingskraftwerk derselben Größe geht in Häusern an der Schwarza-Sperre in Betrieb.

Größter Energiespeicher der Bundesrepublik

Der Schluchsee ist der größte Energiespeicher der Bundesrepublik. Seine Speicherkapazität beträgt nach Auskunft des Unternehmens 90 Gigawattstunden. Das sei doppelt soviel wie die Kapazität aller Pumpspeicherbecken in Deutschland, so Römer. Auch der Schluchsee funktioniert zum großen Teil wie ein Pumpspeicher. Etwa zwei Drittel des See-Inhalts sei Rheinwasser, das durch Pumpen in den See gelangt. Etwa ein Drittel sei auf natürliche Zuflüsse zurückzuführen.

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Dies ist der Anteil, aus dem das Schluchseewerk ohne Einsatz von Pumpenergie Strom erzeugen kann. Auch das Unternehmen spürt bereits den Klimawandel und die Häufung der heißen Rekordsommer.

Schaukraftwerk: Hier die digitale Infotafel in Form eines überdimensionalen Smartphones. Zudem hat das Kraftwerksgebäude eine gläserne ...
Schaukraftwerk: Hier die digitale Infotafel in Form eines überdimensionalen Smartphones. Zudem hat das Kraftwerksgebäude eine gläserne Decke, durch die man ins Innere schauen kann. | Bild: Esteban Waid

Die natürlichen Zuflussmengen werden geringer, so Unternehmenssprecher Peter Steinbeck.

Schluchsee spielt im Krisen-Winter wichtige Rolle

Im bundesweiten Energiesystem im kommenden Herbst und Winter spielt das Schluchseewerk eine wichtige Rolle. Es soll vor allem bei möglichen Gasengpässen schnell einspringen können, so Steinbeck. Deshalb werde der See aktuell auf den höchsten Wasserpegel bis 930 Meter befüllt.

Üblicherweise bewege sich der Höchststand zwischen 926 bis 927 Meter über dem Meer – das wären also ein drei bis vier Meter höherer Wasserstand. Vorstand Römer verdeutlichte, wieviel Energie da drin steckt. „In einem Meter Schluchseewasser sind 6800 Megawattstunden Strom gespeichert. Damit könnten 1000 durchschnittliche Elektroautos komplett die Erde umrunden.“

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