Die Elektrifizierung der Hochrheinbahn ist ein Thema, das die Menschen brennend interessiert. Die Infoveranstaltung am Donnerstagabend in der Flößerhalle bescherte der Deutschen Bahn einen Besucherrekord. Mit 309 Personen stieß die dritte und letzte Infoveranstaltung nach Waldshut-Tiengen und Rheinfelden auf das größte Interesse. Ganze Personentrauben umlagerten die Infostände der Deutschen Bahn, an denen die verschiedenen Fachleute ab 18 Uhr eine ganze Stunde lang Rede und Antwort standen. Mit dabei waren die DB Regio und DB InfraGo sowie die Gesellschaft Trireno, Trinationale S-Bahn Basel.
Zu einer weiteren Informationsrunde, diesmal in der Flößerhalle in Wallbach, begrüßte Landrat Martin Kistler die Bürgerinnen und Bürger: „Die Hochrhein Elektrifizierung führte unsere Region aus dem Tunnel ins Licht“, betonte Kistler die Bedeutung des Projekts für die Region und meinte weiter, es lohne sich, die zu erwartenden Einschränkungen und Behinderungen in Kauf zu nehmen.
Energisch widersprach der Landrat der Berichterstattung, wonach „Schwäbische Secondhandzüge“ an den Hochrhein kämen. Die Züge seien drei Jahre alt, und gemessen an der zu erwartenden Einsatzzeit von vielen Jahren, neu- und hochwertig: „Wir sollten uns die Freude an dem Projekt nicht verderben lassen.“ Ronald Heil, Leiter des Projekts Hochrheinbahn, Christian Lösch, Projektleiter Elektrifizierung Hochrheinbahn, und Sven Frick von DB Regio stellten anschließend in einer Präsentation die Eckdaten zur Elektrifizierung der Hochrheinbahn vor.

Was ist das Ziel der Elektrifizierung?
Ein verbessertes und zuverlässigeres Bahnangebot ist das Ziel und damit mehr Verbindungen zwischen Südbaden, Bodensee, der Nord- und Ostschweiz, die Einbindung in die trinationale S-Bahn Basel und Anschluss an die S-Bahn Zürich. Gleichzeitig wird das Bahnfahren leiser und klimaschonender. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf rund 430 Millionen Euro, die auf deutscher Seite vom Bundesverkehrsministerium, dem Land Baden-Württemberg sowie den Landkreisen Lörrach und Waldshut finanziert werden. Die Schweiz beteiligt sich mit 50 Millionen Franken.
Welche Baumaßnahmen sind erforderlich?
Für die 75 Kilometer lange Strecke zwischen Basel und Erzingen sind 130 Kilometer Oberleitung zu verlegen. Grund für das Mehr an Oberleitung ist die zweigleisige Strecke zwischen Basel und Waldshut. Drei Straßenbrücken müssen neu gebaut werden, darunter auch die Brunnenmattbrücke in Laufenburg. An 17 bestehenden Haltepunkten werden insgesamt 36 Bahnsteige auf 155 Meter verlängert und auf eine Höhe von 55 Zentimetern gebracht, so dass die Zu- und Ausstiege barrierefrei sind. In Warmbach, Wallbach und im Westen von Waldshut entstehen neue Bahnstationen.


Was sind die größten Herausforderungen?
Der Rappensteintunnel in Laufenburg und der Aarbergtunnel zwischen Waldshut und Tiengen stellen besondere Herausforderungen dar. Für die Oberleitung braucht es eine spezielle Technik, eine Deckenstromschiene, und die Gleise müssen 60 Zentimeter tiefer gelegt werden. Außerdem wird das Westportal des Laufenburger Rappensteintunnels vergrößert.

Wo ist die neue Station Wallbach geplant?
Der Bahnhalt wird beim Bahnübergang Flößerhalle komplett neu gebaut. Die Bahnsteige liegen sich aber nicht gegenüber, sondern versetzt links und rechts des Bahnübergangs. Dieser wird ebenfalls umgebaut. Jede Seite erhält ein Wartehäuschen, Fahrkartenautomaten und eine digitale Schriftanzeige. Die Wallbacher Bürgerinnen und Bürger interessierten sich insbesondere für die Frage, ob Lärmschutzmaßnahmen vorgesehen seien. Dieter Pieper, Teilprojektleiter verneinte. Dank der Elektrifizierung soll sich der Lärm reduzieren.

Was ist für die bestehenden Stationen Brennet, Bad Säckingen, Murg und Laufenburg vorgesehen?
Größere Umbauten wird es in Brennet und in Murg geben. In Brennet werden beide Bahnsteige und eine südliche Rampe neu gebaut, die nördliche Rampe wird umgebaut. Die Stadt Wehr finanziert außerdem einen Aufzug. In Murg ersetzen zwei neue Außenbahnsteige mit Treppenzugang den Mittelbahnsteig. Richtung Basel wird ein Aufzug installiert, in Richtung Erzingen eine Rampe. In Bad Säckingen und Laufenburg werden die Bahnsteige umgebaut.

Wann ist Baubeginn und wie lange dauert die Bauzeit?
Baubeginn ist im September im Abschnitt Grenzach-Rheinfelden bei laufendem Bahnbetrieb. Ab April 2026 soll der Streckenabschnitt Rheinfelden-Erzingen für die Bauarbeiten komplett gesperrt werden. Ein Schienenersatzverkehr wird eingerichtet. Die Wiedereröffnung Waldshut-Erzingen ist für März 2027 geplant, für Rheinfelden-Waldshut im Juli 2027. Die Inbetriebnahmephase mit Mess- und Einweisungsfahrten soll dann bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2027 dauern.
Wie ist der Schienenersatzverkehr organisiert?
Der Ersatzverkehr sieht einen Expressbus (Bus A) zwischen Rheinfelden und Erzingen vor mit Halt in Bad Säckingen und Waldshut (Fahrtzeit 90 Minuten). Taktung: alle 60 Minuten. Bus B fährt alle 60 Minuten von Rheinfelden nach Waldshut mit Halt in Bad Säckingen (60 Minuten). Bus C fährt alle 30 Minuten und bedient alle Ersatzhaltestellen zwischen Rheinfelden und Waldshut (70 Minuten). Bus E verkehrt zwischen Waldshut und Erzingen mit Halt an allen Ersatzhaltestellen (Dauer 40 Minuten), Bus F ist zwischen Waldshut und Stühlingen/Weizen unterwegs mit Halt an allen Ersatzhaltestellen. Zusätzliche Angebote gibt es im Schülerverkehr zur ersten beziehungsweise ab der sechsten Stunde.

Wie ist der aktuelle Stand?
Zurzeit ist der europäische Ausschreibungsprozess für die Arbeiten im Gang, laut Projektleiter Roland Heil sind bereits einige Abschnitte vergeben. Heil betonte, dass auch etliche Firmen aus der Region in die Arbeiten eingebunden sind. Verschiedene Umweltmaßnahmen sind bereits abgeschlossen. Es wurden 300 Reptilienhabitate für Eidechsen und Schlingnattern eingerichtet, 600 Eidechsenfenster zur Eiablage, 1000 Nistkästen für Vögel und Fledermäuse gestellt und 50.000 Gehölze neu gepflanzt. Grund ist, dass Bäume und Sträucher weichen müssen, um die Sicherheitsabstände zur Oberleitung einzuhalten.
Informationen rund um die Elektrifizierung der Hochrheinbahn finden Sie unter www.suedkurier.de/hochrheinbahn/