Wenn der eigene Hausarzt ankündigt, seine Praxis zu schließen – sei es, weil er in den Ruhestand geht oder aus anderen Gründen – geht für viele Patienten die große Suche los. Wo finde ich nun einen neuen Hausarzt, am besten auch einen in der Nähe? Und gibt es dabei vielleicht sogar Unterstützung?

Wie kann ich einen neuen Hausarzt finden?

Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg empfiehlt in diesem Fall, selbst nach einem neuen Hausarzt zu suchen. Der Pressesprecher Kai Sonntag erklärt, im Zweifelsfall müsse man den Suchradius erweitern und in der ferneren Umgebung nach neuen Praxen suchen.

Hier könne die Online-Arztsuche der KVBW unter www.arztsuche-bw.de helfen. Für den Landkreis Waldshut werden hier unter der Kategorie „Hausarzt“ 118 Treffer angezeigt. Die Arztsuche beinhaltet auch erweiterte Suchoptionen, mit denen abgefragt werden kann, ob die Praxis etwa barrierefrei ist oder auch Online-Sprechstunden anbietet. Doch auch der Patientenservice unter der Telefonnummer 116117 kann Hausärzte vermitteln, erklärt Kai Sonntag.

Stichprobe: Nehmen Hausarztpraxen noch Patienten auf?

Aber nehmen die derzeit praktizierenden Ärzte am Hochrhein noch neue Patienten auf? Auf Nachfrage bei einigen Hausärzten im Kreis Waldshut bestätigt sich die recht schwierige Situation, die bereits seit Jahren besteht und sich immer weiter verschärft.

„Es kommt ganz auf die Situation an, wir sind schon wirklich ziemlich ausgelastet“, erklärt die Sprechstundenhilfe der Gemeinschaftspraxis Baumgartner und Habich in Bad Säckingen. „Wir treffen dann Einzelfallentscheidungen.“ Ein solcher Einzelfall könnte etwa sein, wenn ein 18-Jähriger nicht mehr zum Kinderarzt gehen darf, aber andere Familienmitglieder bereits als Patienten bei der Praxis registriert sind.

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Bei der Gemeinschaftspraxis Andrea Beckert-Schömig/Annette Kuhn-Röpke in Waldshut ist die Lage schwierig. „Wir sind momentan komplett voll. Wir bekommen täglich mindestens fünf oder sechs Anfragen“, erklärt die Praxis auf Nachfrage.

Bei der Arztpraxis Dr. Braun in Tiengen heißt es vonseiten der Sprechstundenhilfe, dass zwar neue Patienten aufgenommen werden, aber dies je nach Situation neu entschieden werden müsse, da nicht jeder, der sich meldet, aufgenommen werden könne.

Ähnliches weiß auch Dr. Luise Weder von der Gemeinschaftspraxis Kerstin Kirchhoff-Jung/Luise Weder in Lauchringen zu berichten: „Es ist gerade schwierig, wie bei allen Ärzten. Momentan sind wir gerade sehr voll.“ Die Sprechstundenhilfe bestätigt, dass bestenfalls gelegentlich neue Patienten aufgenommen werden – und das nur sehr selektiv: „Momentan nehmen wir kaum neue Patienten auf, es gibt nur ganz wenige Ausnahmen. Wir haben jeden Tag mit Anfragen zu kämpfen.“

Etwas besser sieht es bei der Hausarztpraxis Sandra Schuh in Wutöschingen aus. Laut Auskunft der Sprechstunde nimmt die Fachärztin je nach Kapazität noch neue Patienten auf. „Aber natürlich müssen wir schauen, was geht – je nach Terminvereinbarung. Neue Termine gibt es momentan erst wieder ab September.“

Gute Nachrichten gibt es aus dem MVZ (Medizinischen Versorgungszentrum) in Bad Säckingen. Dieses bietet seit rund drei Monaten Sprechstunden an jedem zweiten Samstag von 8 bis 12 Uhr mit drei Ärzten in der Praxis für Allgemeinmedizin. Dieses Angebot könne auch als Notfallsprechstunde dienen, erklärte MVZ-Geschäftsführer Alexander Kaiser jüngst gegenüber dem SÜDKURIER. „Niemand muss dann ins Krankenhaus nach Waldshut fahren, sondern kann auch ohne Anmeldung in die Allgemeinpraxis im MVZ kommen“. Auch neue Patienten werden noch aufgenommen: Grundsätzlich gelte für keine der drei Fachpraxen im MVZ ein Aufnahmestopp, erklärte Kaiser auf Nachfrage der Zeitung.

Ist im Notfall ein Arzt in der Schweiz eine Alternative?

In Deutschland versicherte Patienten, die für eine Behandlung keinen Facharzt finden, oder sehr lange auf einen Termin warten, brauchen nicht gleich aufzugeben. Es gibt noch eine Möglichkeit, die nicht sehr bekannt ist: das sogenannte S2-Formular. Dieses Formular gilt innerhalb der EU, aber eben auch in der durch die bilateralen Verträge mit der EU verbundenen Schweiz. Auch für gesetzliche Versicherte aus Deutschland kann es eine Eintrittskarte in den Schweizer Gesundheitsmarkt sein.

In einigen Fällen werden die Kosten sogar voll von der deutschen Krankenkasse übernommen. Einem Antrag auf Ausstellung eines S2-Formulars muss eine deutsche Krankenkasse allerdings zustimmen. Bedingung ist, dass die „beantragte Behandlung Teil des deutschen Leistungskatalogs der gesetzlichen Krankenversicherung ist und die notwendige Behandlung in Deutschland nicht innerhalb eines in Anbetracht des derzeitigen Gesundheitszustands und Krankheitsverlaufs medizinisch vertretbaren Zeitraums erbracht werden kann“, schreibt Sandra Scheuring von der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK).

Mehr zu Behandlungsmöglichkeiten in der Schweiz können Sie hier nachlesen.