Plastikeimer, Wäschekörbe, ausrangiertes, kaputtes Spielzeug, manchmal sogar Essensreste: Der Bereich rund um so manchen Altkleidercontainer in der Region gleicht einer äußerst unappetitlichen Müllhalde. In Villingen-Schwenningen hat das Abfallwirtschaftsamt nun die Notbremse gezogen.

An insgesamt vier Standorten wurden die Container abgezogen. Darunter im Villinger Kurgebiet an der Peterzeller Straße und an der Kirnacher Straße in der Nähe des Wohngebiets Welvert.

Martin Fetscher, Leiter des Abfallwirtschaftsamts im Schwarzwald-Baar-Kreis.
Martin Fetscher, Leiter des Abfallwirtschaftsamts im Schwarzwald-Baar-Kreis. | Bild: Göbel, Nathalie

Zwei Drittel Kleider, ein Drittel Müll

„Möglicherweise werden auch noch weitere folgen“, kündigt Martin Fetscher, der Leiter des Amtes für Abfallwirtschaft im Landratsamt, an. Der Anteil an Hausmüll habe „unvorstellbar zugenommen“. Zum Teil seien die Container bis zu einem Drittel mit Müll gefüllt. Das Rote Kreuz habe seine Container aus denselben Gründen abgezogen.

Woher kommt diese drastische Zunahme an illegal entsorgtem Müll? Martin Fetscher kann es sich nicht erklären. „Ich vermute, manche denken sich: Das wird ja sowieso weggeräumt. Da ist überhaupt kein Unrechtsbewusstsein vorhanden“, sagt der Amtsleiter.

Das hat nun Konsequenzen. Weil der illegal entsorgte Unrat zu hohen Kosten entsorgt werden muss, ergebe es schlicht keinen Sinn, die am stärksten betroffenen Standorte weiter zu betreiben.

Müll verunreinigt Kleiderspenden

Hinzu komme, dass der Unrat die ordnungsgemäß eingeworfenen Kleider und Schuhe zum Teil verschmutze und unverkäuflich mache. Etwa, wenn Essensreste oder Bioabfälle in den Container gestopft werden.

An anderen Standorten finden die Mitarbeiter Holz, Glas oder kaputte Elektrogeräte – es gibt fast nichts, was nicht schon illegal entsorgt worden wäre. Wobei man sich durchaus die Frage stellen kann, warum die Müllsünder anstatt zum Altkleidercontainer nicht gleich zum Wertstoffhof fahren – dort kann das Zeug schließlich kostenlos entsorgt werden.

„Wenn jemand ganz bewusst Schaden anrichtet, sehe ich dahinter schon eine kriminelle Handlung.“
Martin Fetscher, Leiter des Abfallwirtschaftsamts

Martin Fetscher ärgert sich über diese Mentalität: „Müll in Kleidercontainer zu werfen: Das muss doch jeder merken, dass das nicht in Ordnung sein kann. Wenn jemand ganz bewusst Schaden anrichtet, sehe ich dahinter schon eine kriminelle Handlung.“ Gute Altkleider seien schließlich dazu da, dass sie wieder von jemandem getragen werden.

Sammlungen kommen der Kreiskasse zugute

Die Altkleidersammlungen tragen außerdem dazu bei, die Müllgebühren konstant zu halten. Die Kleider werden von einem vom Kreis beauftragten Entsorgungsunternehmen sortiert und weiteverkauft. Premiumware geht beispielsweise an Second-Hand-Läden in ganz Mitteleuropa.

Schilder auf den Kleidercontainern machen eigentlich deutlich klar, was darin nicht entsorgt werden darf. Nicht alle halten sich daran.
Schilder auf den Kleidercontainern machen eigentlich deutlich klar, was darin nicht entsorgt werden darf. Nicht alle halten sich daran. | Bild: Göbel, Nathalie

Die Erlöse wiederum fließen an den Landkreis. Sie sind jedoch bereits seit Längerem rückläufig, weshalb der Kreis für die Dienstleistung und Entsorgung der Altkleider sogar drauflegen muss.

Wertstoffhöfe: Anlaufstelle mit Kontrollfunktion

Trotz allem sei man im Landkreis gewillt, die Altkleidersammlungen aufrecht zu erhalten, sagt Martin Fetscher. Er verweist auf die Wertstoffhöfe, wo ebenfalls Container zu finden sind. Diese haben den Vorteil, dass sie einer gewissen Sozialkontrolle unterliegen. Zum einen durch das dortige Personal, zum anderen durch andere Bürger.

Sollten die dortigen Container voll sein, hätten die Mitarbeiter der Anweisung, Altkleider und Schuhe trotzdem anzunehmen.

Zwei bis drei Anzeigen pro Monat

Müllsünder sollten sich indes nicht in Sicherheit wähnen: Immer wieder gehen dem Amt für Abfallwirtschaft wilde Müllablagerer ins Netz. Martin Fetscher schätzt, dass es kreisweit pro Monat etwa zwei bis drei Fälle sind, in denen ein Verursacher ermittelt und angezeigt wird.

„Wenn wir konkrete Hinweise haben, wird immer Anzeige erstattet“, sagt Fetscher. Behandelt werden die Fälle wie wilde Müllablagerungen: Ob jemand eine Matratze auf einem Waldweg entsorge oder vor einem Glascontainer, spiele dabei keine Rolle.