Der am 31. Juli im Alter von 82 Jahren gestorbene Dogerner Zimmermeister Heinrich Dold hinterließ als ein Bewahrer der Heimathistorie bedeutende Spuren auch in seiner Geburtsstadt Waldshut. Die von ihm angestoßene Restaurierung historischer Kleinode der Stadt war dem früheren Zunftmeister der Junggesellenschaft 1468, danach Zunftmeister der Ehemaligen und schließlich deren Ehrenzunftmeister eine Herzenssache.

Heinrich Dold ist im Alter von 82 Jahren gestorben.
Heinrich Dold ist im Alter von 82 Jahren gestorben. | Bild: Ursula Freudig

Suche nach neuer Zunftstube

Ende der 1970er Jahre mussten die Ehemaligen ihr bisheriges Zunftlokal im damaligen Gasthaus „Bilgerbräu“ aufgeben. Bei der Suche nach Ersatz keimte der Gedanke an die Restaurierung des historischen Saals im dritten Obergeschoss des Gasthauses „Zum Wilden Mann“ in der Waldshuter Kaiserstraße. Dieser aus dem 17. Jahrhundert stammende einstige Repräsentationsraum des Waldvogts wurde seit Jahrzehnten als Wohnraum von zwei Mietparteien genutzt, für die der damalige Hausbesitzers Manfred Eschbach besseren Ersatz besorgen konnte.

Auch Eschbach war Zunftmitglied der Ehemaligen, weshalb aus der Idee Wirklichkeit wurde, den Saal in seiner alten Form wieder herzustellen. Und der noblen Geste von Manfred Eschbach verdanken es die Ehemaligen, dass ihnen der Saal als neues Zunftlokal von ihm später als Geschenk übereignet wurde.

Blick in die Herrenstube im Wilden Mann Anfang Januar 1980 nachdem Wände und Boden freigelegt wurden, in der Mitte die Säule, auf der ...
Blick in die Herrenstube im Wilden Mann Anfang Januar 1980 nachdem Wände und Boden freigelegt wurden, in der Mitte die Säule, auf der beim Abbeizen die Jahreszahl 1659 entdeckt wurde. | Bild: Heinrich Dold

Unter der Federführung ihres 1977 gewählten Zunftmeisters Heinrich Dold wurden die Ehemaligen zur treibenden und selbst Hand anlegenden Kraft der Anfang 1980 beginnenden Restaurierung. Und Dold nutzte einen guten Draht zu dem ebenfalls aus Waldshut stammenden Historiker Hans Jakob Wörner vom Freiburger Landesamt für Denkmalpflege, das Finanzierungshilfe zusicherte. Mehr als 4000 Arbeitsstunden investierten die Ehemaligen in die Restaurierung ihres nun „Herrenstube“ genannten Zunftlokals. Laut Dold wurden die Gesamtkosten von etwa 650.000 DM von den Ehemaligen, der Denkmalpflege, dem Landkreis und der Stadt getragen. Am 16. August 1980 wurde die Herrenstube samt Nebenräumen eingeweiht.

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Das nächste Projekt wartet schon

Der von den Ehemaligen kurz vor der Einweihungsfeier zum Ehrenzunftmeister ernannte Heinrich Dold ließ seinen Zunftbrüdern keine zu lange Verschnaufpause. Nun hatte er sich die Waldshuter Spital-Kapelle am westlichen Ende der Rheinstraße als nächstes ehrgeiziges Restaurierungs-Projekt ausgesucht. Das seit 1900 nicht mehr als Kirche und zuletzt als Lagerraum genutzte Gebäude wurde von den Ehemaligen in der gleichen Form wie bei der Herrenstube von 1983 bis 1985 aufwändig restauriert.

Die Waldshuter Heilig Geist Kapelle.
Die Waldshuter Heilig Geist Kapelle. | Bild: Sira Huwiler-Flamm

Mit dem ab 1992 laufenden Umbau des früheren Haberer-Areals zum Betreuten Wohnen und Tagespflege erschloss sich für die Ehemaligen der Zugang über den jetzt frei werden Haberer-Innenhof zu den Resten der Stadtmauer mit dem Sockel eines Eckturms. In diesem Turm sah Heinrich Dold die Chance, für die Ehemaligen eine rustikale Stube als zweite Bleibe neben der Herrenstube einzurichten. Von 1992 bis 1993 räumten die Ehemaligen zunächst den Platz des Innenhofs von Abrisstrümmern frei und bewerkstelligten dann den Um- und Ausbau. Auch dieses von Heinrich Dold auf den Weg und mit zähem Engagement erfolgreich zu Ende gebrachte Projekt dient nicht nur den Ehemaligen, sondern kann auch von der Waldshuter Bevölkerung für private Zwecke genutzt werden.

Ideengeber für Freilufttheater

140 Darsteller und zwei Pferde traten vom 16. Juni bis 4. Juli 1993 beim Waldshuter Freilufttheater auf dem Bernhalde-Platz vor stets begeisterten Zuschauern auf. Gespielt wurde das Historienstück „Was für e Zit“, das von der Gründung des Heilig-Geist-Spitals in Waldshut handelte.

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Die Idee dazu stammte von Heinrich Dold, dem Ehrenzunftmeister der Ehemaligen, die dieses Mal nicht für Restaurierungsarbeiten eingespannt wurden, sondern für ein Theaterstück auf der Bühne und hinter den Kulissen. Geschrieben wurde es von Gerhard Jung, dem Mundartdichter aus Zell i.W. Mehr als 6000 Besucher insgesamt sorgten dafür, dass das Theaterspektakel auch finanziell als erfreulich abgehakt werden konnte. Zufrieden waren auch die Männer, Frauen und Kinder, die in elf Aufführungen gezeigt hatten, was sie in neun Monaten mit Regisseurin Elfie Lamm und Assistent Willy Riegger erarbeitet hatten.