Wenn sich am Schmutzige Dunnschtig die Mitglieder der Narro-Zunft Waldshut zum Wecken um 5 Uhr morgens in der Kaiserstraße treffen, dann geschieht das vor Waldshuts Wahrzeichen,
dem Oberen Tor. Seit vielen Jahrzehnten ist es die Heimstätte der Zunft, die das jahrhundertealte Gemäuer durch ihr ehrenamtliches Engagement neu belebt hat. Das Obere Tor, welches seinen Namen der Fließrichtung des Rheines verdankt, wird auch Schaffhauser Tor genannt. Es zeigt nämlich in Richtung der gleichnamigen Schweizer Stadt. Es fungiert seit jeher am Rande des Seltenbachtals als östliches Eingangstor in die Altstadt.

Das Obere Tor mit Geltentrommlerbanner in den 1970-er Jahren.
Das Obere Tor mit Geltentrommlerbanner in den 1970-er Jahren. | Bild: Archiv Narro-Zunft

Sein bauliches Gegenstück, das Untere Tor, befindet sich am anderen Ende der Innenstadt und wird aus naheliegenden Gründen auch Basler Tor genannt. Mit seinen mächtigen Außenmauern, die nahtlos in die aufstrebenden Fassaden der angrenzenden Gebäude übergehen und dem gedrungenen, haubenförmigen Walmdach, ist das über 30 Meter hohe Bauwerk das bestimmende Element in der Stadtsilhouette. Die Fundamente des Wehrturms stammen aus dem 13. Jahrhundert und verweisen auf eine lange Existenz. Eine, in die die Narren vor fast 60 Jahren permanent treten sollten.

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1967 war die Narro-Zunft auf der Suche nach einem geeigneten Objekt zur Einrichtung einer Zunftstube und anlässlich der Weihnachtsfeier in diesem Jahr versammelte sich die Narrenfamilie im zweiten Stock des Oberen Tores. Zur Überraschung der Anwesenden erschien Ehrennarr Christof Stoll als Nikolaus und pries den Narrenräten diese Örtlichkeiten als
Zunftheim an.

Geltentrommlerumzug in den 80er Jahren vor dem Tor, zu sehen im Vordergrund Oskar Bornhauser
Geltentrommlerumzug in den 80er Jahren vor dem Tor, zu sehen im Vordergrund Oskar Bornhauser | Bild: Archiv Narro-Zunft

Verhandlungen mit der Stadtverwaltung und dem damaligen Bürgermeister Friedrich Wilhelm Utsch hatten Erfolg und die zweite Etage des Tores wurde der Narro-Zunft zum Ausbau überlassen. Jetzt schritten die Narrenräte unter der Leitung ihres Zunftmeisters Adolf Bornhauser zur Tat. Die damals 16 Aktiven aller Berufs- und Altersgruppen krempelten die Ärmel hoch und begannen im September 1968 eine Entrümpelungs- und Reinigungsaktion, bei der der ganze Turm mit dem Feuerwehrschlauch ausgespritzt wurde.

Das erste eigene Zuhause

Im Zunftraum selbst erneuerte die Zunft die Elektroinstallation. Eine Holzkassettendecke, Holzwandvertäfelungen und ein Parkettboden gaben der Stube ein neues Gesicht. In diese und
weitere Umbauten wurden circa 800 Arbeitsstunden und ein Materialbetrag von ungefähr 6500 DM investiert. Im Dezember 1968 waren die Baumaßnahmen abgeschlossen und die Narro-Zunft besaß erstmals seit ihrem Bestehen ein eigenes Zuhause.

Aus Dank und zur Begutachtung der neuen Zunftstube lud die Narro-Zunft den kompletten Gemeinderat am 6. Februar 1969 zu einem Stuben-Hock ein. Positiv überrascht von dem gelungenen Werk, war das Gemeindegremium spontan bereit, das gesamte Obere Tor der Narro-Zunft zum Ausbau und zur Nutzung zu überlassen.

Stuben-Hock mit Gemeinderat um 1980. Zu sehen sind Teile des Gemeinderates. In der Mitte (dritte und vierte Person v.l.) Herbert ...
Stuben-Hock mit Gemeinderat um 1980. Zu sehen sind Teile des Gemeinderates. In der Mitte (dritte und vierte Person v.l.) Herbert Herrmann (mit Geltentrommlermütze), einer der Väter des Turmausbaus und damals Narrenrat bzw. ab 1981 Zunftmeister und rechts von ihm der damalige Oberbürgermeister Franz-Joseph Dresen | Bild: Archiv Narro-Zunft

In zehn weiteren Bauabschnitten, die sich auf die Sommermonate der Jahre 1969 bis 1983 verteilten, wurde das gesamte Tor restauriert. In den 70er Jahren wurden unter anderem die Türmerstube im sechsten Obergeschoss restauriert, die Gefängniszellen im ursprünglichen Zustand wiederhergestellt, was die Freilegung der Inschriften beinhaltete und es erfolgte der Durchbruch zur anliegenden Schule mit Einbau von WC, Kleiderkammer und Küche in den dortigen Räumen. Des Weiteren wurden im Turm das alte Uhrwerk instandgesetzt, ein Materialschrank im historischen Stil eingerichtet und die Eingangstür zum Oberen Tor erneuert.

Die Schaltzentrale der Waldshuter Fasnacht: Zunftstube mit Narrenglocke
Die Schaltzentrale der Waldshuter Fasnacht: Zunftstube mit Narrenglocke | Bild: Vatter Fotografie & Papeterie

Für diesen närrischen Turmausbau erhielt man damals sogar die Auszeichnung kommunale Bürgeraktion 1979. Zu Beginn der 80er Jahre wurde eine Stube für die Hansele und Geltentrommler eingerichtet, das Mobiliar der Zunftstube erneuert, ein Büro- und Archivraum sowie ein kleines Zunftmuseum eingerichtet. Die Arbeiten wurden zum überwiegenden Teil durch Eigenleistung der Narrenräte ausgeführt und mit Eigenmitteln finanziert.

5000 freiwillige Arbeitsstunden

Insgesamt leisteten die Mitglieder der Narro-Zunft hierfür circa 5000 freiwillige Arbeitsstunden und wandten zusätzlich einen Betrag von ungefähr 90.000 DM auf. Diese Summe beinhaltete Spenden aus der Bevölkerung und Zuschüsse des Landesdenkmalamtes und des Landkreises. Das meiste stammte jedoch aus Zunftmitteln, die durch Fasnachtsaktivitäten wie Kappenabende, Narrenzeitung- und Plakettenverkauf erwirtschaftet wurden.

Die planerische Konzeption erfolgte durch Christof Stoll und Herbert Herrmann unter der fachmännischen Beratung von Konservator Hans Jakob Wörner vom Landesdenkmalamt. Bei den Arbeiten legte die Narro-Zunft großen Wert darauf, dass die historische Struktur des Turms erhalten blieb. Neue Einbauten wurden auf das unbedingt notwendige Maß reduziert. Die Zunft nutzt den Turm heutzutage hauptsächlich als Sitzungsräumlichkeit. Es finden Narrenratssitzungen und unterschiedliche Sitzungen zur Planung der heimischen Fasnacht statt.

Außerdem ist hier das oben erwähnte Archiv mit einem Büroraum beheimatet; zudem werden bestimmte Häser und andere wichtige Fasnachtsgegenstände, wie die Gelten, im Turm aufbewahrt. Darüber hinaus findet das Wegrecht mit der Narro-Alt-Fischer-Zunft Laufenburg hier meistens statt. Von August 2024 bis Anfang Februar wurde die Fassade sowie das Dach des Oberen Tores saniert. Die Arbeiten sind rechtzeitig zum großen Hochrhein-Narrentreffen am 15. und 16. Februar abgeschlossen worden.

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