In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats präsentierte Bürgermeister Joachim Baumert eine Deckungslücke von mehr als 1,6 Millionen Euro. Hierfür mussten außerplanmäßige Ausgaben bewilligt werden. Hinzu kommt eine vermeintlich hohe Personalfluktuation, vor allem an der Spitze des Amtes. Lorenz Wehrle saß zuletzt gerade einmal zweieinhalb Jahre auf dem Chefsessel im Hochbauamt, seit März ist die Stelle vakant.
Die Gründe für die Misere sind indes vielschichtiger. Um sie zu identifizieren und künftig zu vermeiden, hat sich die Bauverwaltung einen externen Berater ins Haus geholt. Holger Hasse, der bereits die Sanierung des Tiengener Freibads gesteuert hatte, deckte die Baustellen im Hochbauamt schonungslos auf.
Die Mängelliste reicht von fehlerhaften Mittelanmeldungen für den jährlichen Haushalt über ein veraltetes Ablagesystem mit wenig EDV-Unterstützung bis hin zu Personalmangel. Und den Mitarbeitern die an Bord waren, habe es mitunter an Know-how gefehlt. Das fehlende Wissen gipfelte laut Berater Hasse in Verträgen mit Handwerken und Planern, die zu Lasten der Stadt abgeschlossen wurden. Das alles ist im höchsten Maße peinlich und kein Ruhmesblatt für die Verwaltung der Großen Kreisstadt Waldshut-Tiengen.
Doch jetzt soll alles besser werden. Damit dies gelingt, ist neben den Mitarbeitern und dem externen Berater allen voran Bau-Bürgermeister Joachim Baumert gefordert. Er muss seiner Ankündigung, es künftig besser machen zu wollen, Taten folgen lassen – Strukturen und Arbeitsabläufe müssen verbessert, Kontrollmechanismen eingeführt, die Mitarbeiter geschult und die offenen Stellen besetzt werden. Letzteres dürfte durch das öffentlich gewordene Chaos nicht einfacher geworden sein.
Es gibt also viel zu tun auf der Großbaustelle Hochbauamt. Dazu gehört auch die Aufarbeitung der Fehler. Andernfalls wäre ein Machtwort von Oberbürgermeister Philipp Frank fällig. Er hat bislang öffentlich geschwiegen.