„Die Brücke muss jetzt unbedingt weg, damit wir mit dem Neubau beginnen können“, erklärte der städtische Tiefbauamtsleiter Theo Merz in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats Waldshut-Tiengen. Gemeint ist die Schlüchtbrücke in der Gurtweiler Pater-Jordan-Straße, die bereits 2009 für den motorisierten Verkehr gesperrt wurde und seit März 2020 auch nicht mehr von Fußgängern und Radfahrern benutzt werden darf. Die Schäden, die bei einer Routineüberprüfung aufgefallen waren, sind so gravierend, dass die Standfestigkeit des Bauwerks nicht mehr gewährleistet ist.
2022 soll die neue Brücke über die Schlücht, die den Gurtweiler Ortskern mit dem Wohngebiet rund um die Königsberger Straße verbindet, gebaut werden, kündigte Oberbürgermeister Philipp Frank an. Er betonte in der Sitzung, dass „von Seiten der Verwaltung der schnellste Weg zur Umsetzung gewählt wird“.
Dafür ist als nächster Schritt ein sogenanntes Planverfahren erforderlich, dem das Gremium nun einhellig seine Zustimmung erteilte. Im Zuge des Verfahrens beauftragte der Gemeinderat zwei Ingenieurbüros aus Bad Säckingen und Dogern mit der Tragwerks- beziehungsweise Objektplanung sowie ein Geotechnik-Unternehmen aus Weil am Rhein mit der Baugrunduntersuchung. Ob eine begleitende naturschutzrechtliche Untersuchung erforderlich ist, werde sich erst im Genehmigungsverfahren zeigen, informierte die Stadtverwaltung.
Für den Rückbau der alten Brücke und den Neubau wurden Mittel in Höhe von 800.000 Euro verteilt auf die Haushaltsjahre 2021 und 2022 bewilligt. „Diese Brücke kann kein Kran entfernen“, sagte Theo Merz über die 1925 erbaute Stahlbetonbrücke, deren beide Hauptträger durchgängige Risse aufweisen. Der Tiefbauamtsleiter geht davon aus, dass die Brücke in zwei oder drei Teile zerschnitten werden muss, um sie abzutransportieren.
Harald Würtenberger, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, wollte in der Sitzung wissen, ob für die neue Brücke die bestehenden Fundamente eines ehemaligen Holzfußgängerstegs, die sich nur wenige Meter neben der maroden Stahlbetonbrücke befinden, verwendet werden können. Theo Merz erklärte dazu, dass die Breite für die neue als Geh- und Radweg genutzte Brücke mindestens 2,50 Meter betrage. Die Fundamente des alten Holzstegs würden diese Anforderung jedoch nicht erfüllen, so der Tiefbauamtsleiter.

Theo Merz erwähnte auch, dass unmittelbar neben der maroden Stahlbetonbrücke insgesamt fünf Versorgungsleitungen verlaufen: drei Leitungen für DSL sowie eine für Wasser und eine für Strom. „Da komme ich nicht dran, wenn ich die neue Brücke nebendran baue“, nannte er einen weiteren Grund, warum der Neubau am bisherigen Standort errichtet werden müsse.
Nicht nur der Ortschaftsrat Gurtweil fordert einen zügigen Ersatz für die seit fast einem Jahr nicht mehr benutzbare Schlüchtbrücke. Auch zwei Schülerinnen des Klettgau-Gymnasiums Tiengen hatten sich Ende des vergangenen Jahres an Oberbürgermeister Philipp Frank mit der Bitte um eine zügige Realisierung gewandt.
Nach Meinung der Schülerinnen bewirken die derzeitige Sperrung und der Umweg über die Rohrbrücke vor allem für Radfahrer ein erhöhtes Risiko auf dem Schulweg. OB Frank zeigte daraufhin den Jugendlichen die Notwendigkeit der Sperrung und des Brückenneubaus auf, stellte aber auch klar: „Es handelt sich um ein großes Tiefbauprojekt, dass eben nicht von heute auf morgen abgeschlossen werden kann.“