Tiengen hat am Samstag ganz neue Seiten der ersten Beigeordneten der Doppelstadt erlebt. Petra Dorfmeister stellte in der Tiengener Innenstadt musikalische Qualitäten unter Beweis. Sie ging voll darin auf, den – wie es hieß – weltbekannten Ochsenbuckelchor zu dirigieren.

Der Name des Chors irritiert ein wenig
Der sang so schön Weihnachtslieder wie „Alle Jahre wieder“ und „Jingle Bells“, dass der wenig schmeichelhafte Chorname Nichtwissende durchaus irritierte. Er bezieht sich auf den Arbeitsort der Chormitglieder: Fast alle sind Mitarbeiter oder Ex-Mitarbeiter des am Ochsenbuckel gelegenen Landratsamts Waldshut, wo auch Petra Dorfmeister vor ihrer Wahl zur ersten Beigeordneten angestellt war. Mittlerweile singen auch einige Beschäftigte der Stadt Waldshut-Tiengen mit.

Alles ein Relikt des Narrengerichts
Zu verdanken war der unterhaltsame Auftritt des Chors dem Narrengericht der Bürger- und Narrenzunft 1503 Tiengen. An der vergangenen Fasnacht hatte das Narrengericht Petra Dorfmeister aufgrund unzähliger Vergehen aufs Folterrad gespannt und zu weiteren Strafen verurteilt. Auch wenn Narrenrichter Klaus-Dieter Ritz in einer Singpause in seiner kurzen Ansprache meinte, dass der Name Och-senbuckelchor eigentlich schon Strafe genug wäre, bekam Petra Dorfmeister keinerlei Vergünstigungen.

Den ersten Teil hatte sie schon erfüllt
Den ersten Teil ihrer Strafe hat die Delinquentin bereits vor ein paar Tagen erfüllt: In ihrem Beisein und auf ihre Kosten schlugen sich in der Linde das Narrengericht und die Henker den Magen voll. Den zweiten Teil der Strafe hat sie mit dem Dirigieren des Ochsenbuckelchors abgeleistet.
Der Chor tritt an drei Stationen auf
An drei Stationen, am Löwendenkmal, vor dem Rathaus und auf dem Marktplatz, gab die Bürgermeisterin, wie sie umgangssprachlich genannt wird, mit sichtbarer Leidenschaft den Ton vor. Rund 30 Sängerinnen und Sänger folgten ihr mit Freude und Können. Der großen Gruppe der Zuhörer, unter ihnen Oberbürgermeister Martin Gruner und Ex- Oberbürgermeister Martin Albers, machten die Liedvorträge sichtlich Freude, ebenso eine gesellige Glühweinpause an einem Stand von Schülern des Klettgau Gymnasiums.
Zum Schluss sammeln sie Spenden ein
Im Anschluss der drei Ständchen des Chors, wurde Geld eingesammelt. Der Erlös geht an die Kita in der Zeppelinstraße und an die Kinderkrippe in der Trottengasse zum Kauf von Spielzeug.
Petra Dorfmeister dankte allen Spendern, den Zünftlern, sogar auch dem Narrengericht, vor allem dem Chor für sein Mitwirken – besonders Petra Lüthy, die ihr bei der Organisation des Auftritts geholfen hatte.
Sie ist sich immer noch keiner Schuld bewusst
Die Bürgermeisterin zeigte sich die ganze Zeit über von ihrer freundlichen Seite, auch wenn sie sich nach wie vor keiner Schuld bewusst ist. „Ich bin lieber ruhig und sag nichts, sonst werde ich vielleicht noch ein zweites Mal angeklagt“, ermahnte sie sich zur Zurückhaltung. Das kann ihr zumindest kommende Fasnacht nicht passieren. Ein „Er“ wird vor dem Narrengericht stehen, so viel hat der Narrenrichter schon verraten.