Die Firma Weck ist in ihrer 123-jährigen Firmengeschichte zum Synonym fürs Einmachen geworden. Jetzt ist die Weck-Gruppe, Hersteller von Verpackungsglas und der bekannten Weck-Gläser, in wirtschaftliche Schieflage geraten und hat Insolvenz angemeldet.

Dies betrifft sowohl die J. Weck GmbH u. Co. KG in Wehr-Öflingen wie auch den Produktionsstandort, die Weck Glaswerk GmbH in Bonn-Diusdorf. Das Mutterunternehmen in Wehr und die Tochter in Bonn beschäftigen zusammen 370 Mitarbeiter. Der Fachanwalt Thilo Braun von der Freiburger Kanzlei Nehrig, Braun & Sozien wurde vom Amtsgericht Karlsruhe zum vorläufigen Insolvenzverwalter beider Unternehmen bestellt.

Betrieb der Weck läuft weiter

Im Insolvenzverfahren will sich die Weck neu strukturieren, wie Insolvenzverwaltung Braun mitteilte. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER sagte Braun, der Betrieb laufe weiter. Zunächst gehe es darum, den Geschäftsbetrieb der Weck-Firmen zu analysieren und zu stabilisieren. Die Löhne und Gehälter seien zunächst bis einschließlich August über das Insolvenzgeld gesichert.

„Die Glasherstellung ist energieintensiv. Die eingesetzten Schmelzöfen können nicht einfach abgeschaltet werden, ohne dass sie ...
„Die Glasherstellung ist energieintensiv. Die eingesetzten Schmelzöfen können nicht einfach abgeschaltet werden, ohne dass sie dabei irreparabel beschädigt werden“ – Eberhard Hackelsberger, Weck-Geschäftsführer | Bild: J. WECK GmbH u. Co. KG

Wo sind die Gründe für die Schieflage?

Die am 1. Januar 1900 von Johann Carl Weck und Georg van Eyck in Öflingen gegründete Firma J.Weck & Co. hat ein lange Erfolgsgeschichte. Der Firmenname wurde sogar zu einem gängigen deutschen Verb. „Einwecken“ steht im Duden. Wo liegen nun die Gründe für die zuletzt schwierige Entwicklung? Laut Mitteilung von Insolvenzverwalter Braun hat die Weck-Gruppe in den vergangenen Jahren zwar positive Ergebnisse erzielen konnte, zuletzt habe dem Unternehmen aber ein Nachfrageeinbruch sowie die gestiegenen Energiekosten zu schaffen gemacht.

Einmachgläser sind das Markenzeichen der Firma Weck. Jetzt hat die Gruppe Insolvenz beantragt.
Einmachgläser sind das Markenzeichen der Firma Weck. Jetzt hat die Gruppe Insolvenz beantragt. | Bild: Ursula Freudig

Glasherstellung ist sehr energieintensiv

Geschäftsführer Eberhard Hackelsberger macht in einer Mitteilung vor allem Preissteigerungen des Energieträgers Gas verantwortlich. Dadurch sei es in den letzten Monaten zu erheblichen Belastungen gekommen. „Die Glasherstellung ist energieintensiv. Die eingesetzten Schmelzöfen können nicht einfach abgeschaltet werden, ohne dass sie dabei irreparabel beschädigt werden“, so Hackelsberger.

Stabilisierung das Wichtigste

In den kommenden Tagen wird Rechtsanwalt Braun und sein Team die wirtschaftliche Lage und Sanierungsoptionen für den Traditionshersteller prüfen. „Das Wichtigste ist nun die Stabilisierung des Geschäftsbetriebes und die umgehende Einleitung der notwendigen Sanierungsmaßnahmen“, so Braun.

Verwaltung und Vertrieb der Weck-Gruppe sind mit 115 Mitarbeitern in Wehr angesiedelt. Daneben wird von dort das Verlagsgeschäft der Gruppe, das mehrere Zeitschriften umfasst, betrieben. Das Tochterunternehmen in Bonn produziert mit 260 Mitarbeitern neben den bekannten Weck-Einkochgläsern vor allem Verpackungsglas für die Lebensmittelindustrie.

Der Geschäftsbetrieb der gesamten Gruppe läuft unvermindert weiter. In über 40 Ländern ist die Weck-Marke geschützt.

Weck gilt als Erfinder des Einkochens

Der Gelsenkirchener Chemiker Rudolf Rempel (1859 bis 1893) hat das Einkochen als Konservierungsverfahren für Lebensmittel zur Marktreife geführt. Er legte einen Gummiring zwischen Deckel und Glas und kochte es in einem ebenfalls von ihm erfunden speziellen Apparat im Wasserbad. Federn hielten die Deckel auf den Gläsern. 1892 erhielt er das Patent für seine Erfindung.

In der Blütezeit des Einkochens gehörten Weck-Gläser und Weck-Zubehör wie Einkochapparate, zur Standardausrüstung der Haushalte. Damit die Hausfrau beim Einkochen nichts falsch machte, konnte sie auf die Monatsschrift „Die Frischhaltung“ zurückgreifen. Für die Kinder der Hausfrau war auch gesorgt: Sie konnten es mit Weck- Einkochprodukten im Kleinformat ihrer Mutter nachmachen.

Mehr über die Firmengeschichte können Sie hier nachlesen:

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