Wehr Zielstrebig führt Helena ihren Papa am Mittwochnachmittag durch den frisch renovierten Kindergarten St. Josef. Nachdem sie die Stufen zum Eingang hinaufflitzte, biegt sie gleich rechts ab. Der Vater hat fast schon ein wenig Mühe, mitzuhalten, kommt die Vierjährige doch deutlich schneller zwischen den vielen Erwachsenen hindurch. Es ist eine große Zahl von Menschen, die stehen bleiben, die die hellen, freundlichen und liebevoll gestalteten Räume auf sich wirken lassen. In nicht wenige von ihnen dürften Erinnerungen wach werden, an eine Jahrzehnte zurückliegende Zeit, als sie selbst durch diese Räume wuselten.
Das inzwischen rund 130 Jahre alte Gebäude mit seiner wechselvollen Geschichte hat auch nach den umfangreichen Sanierungen nichts von seinem Charme verloren. Helena ist inzwischen an der Garderobe angekommen und präsentiert stolz ihren Garderobenplatz, an dem sie schonmal ihre Jacke aufhängt. Der Vater muss ihr durch den Flur in den Raum der „Eichhörnchenbande“ folgen. Dort schnappt sie sich ein Buch: Das Spukhaus.
Ob es im Kindergarten spukt, ist zwar nicht überliefert, aber Überraschungen gab es in diesem Haus immer wieder. Darüber und von den Hürden, die in den zurückliegenden beiden Jahre zu nehmen waren, können und sollen die Kleinen natürlich nichts ahnen.
Bürgermeister Michael Thater verbindet in seiner Eröffnungsrede die nüchternen Zahlen mit dem Dank an alle Beteiligten und seine Freude über das Haus. Von der Verwaltung, über das Team um Architekt Jürgen Löffler aus Karlsruhe und die regionalen Handwerksbetriebe, bis hin zum Leitungsteam des Kindergartens hätten alle an einem Strang gezogen. „Wir haben für 1,7 Millionen Euro einen topmodernen Kindergarten“, so der Bürgermeister, der die Kostensteigerungen gegenüber den ursprünglich eingeplanten 1,45 Millionen Euro nicht verschweigt.
Thater sagt deutlich: „Nein, wir haben den Kindergarten nicht wegen des Brandschutzes saniert. Das wäre mit rund 150.000 Euro und im laufenden Betrieb möglich gewesen“, während er im vollbesetzten Bewegungsraum im Keller auf die beiden – inzwischen feuerfest ummantelten und nicht mehr zu sehenden gusseisernen Jugendstilsäulen zeigt. Sie wären im Brandfall schnell weich geworden und hätten das Gebäude zum Einsturz gebracht. In enger Abstimmung mit der Leitung, den Eltern und dem Gemeinderat habe man die Gunst der Stunde genutzt und nach dem Auszug des Seebodenkindergartens, der nach dem Brand zeitweise in der Realschule untergekommen war, den Josefs-Kindergarten dort ebenfalls für die Dauer der Komplettsanierung untergebracht.
Das Resultat kann sich sehen lassen: Hell, freundlich, bunt und größer. Die Leiterinnen Sarah Schaffner und Samantha Hölzle bedanken sich bei allen Beteiligten, bevor der kirchliche Segen samt Fürbitten den offiziellen Teil abschließen und sich der Saal wieder leert. Die Menschen gehen an den unscheinbaren Brand- und Rauchschutztüren – Made in Schopfheim – vorbei. Schreinermeister Stefan Ackermann blickt zufrieden auf das Gewerk und erklärt, dass seine Firma diese und auch die Garderobenmöbel selbst und damit regional gefertigt hat.
Helena und ihr Vater sind inzwischen auf dem Weg ins ebenfalls helle und freundliche, vor allem aber weniger verwinkelte Dachgeschoss. Dort wartet unter anderem ein Atelier auf die Kinder, in dem sie sich künstlerisch betätigen können. Lange hält es Helena und ihren Vater dort aber nicht und so geht es durch das zweite Treppenhaus mit doppeltem Handlauf am Gittergeländer runter und raus. Es zieht sie zum Stand des Elternbeirates, der – sicherheitshalber unter einem Zelt – einen Waffelstand aufgebaut hat. Zusammen mit anderen Eltern gibt dort ihre Mutter auch Pommes, Würste und Getränke aus.