Zum Jahreswechsel haben wir die Bürgermeister im westlichen Landkreis Waldshut wieder um die Beantwortung von acht teils persönlichen, teils die Gemeinde betreffenden Fragen gebeten. Hier veröffentlichen wir die Antworten des Wehrer Bürgermeisters Michael Thater.
Was hat Sie vergangenes Jahr beruflich oder persönlich besonders gefreut?
Besonders gefreut hat mich 2022, dass uns neun Jahre nach dem Ende der Textilproduktion auf dem Brennet-Areal in Wehr mit der Eröffnung des neuen Märktezentrums sowohl städtebaulich wie auch versorgungstechnisch ein großer Wurf geglückt ist – die drei Märkte am Rande der Innenstadt sind ein großer Gewinn für alle in Wehr! Zugleich hat mich auch die Einweihung des neuen Kindergartens Seeboden sehr gefreut: Es ist uns gelungen, zweieinhalb Jahre nach dem verheerenden Brand einen neuen, noch schöneren sechsgruppigen Kindergarten für unsere Familien zu bauen.
Gab es etwas besonders Unerfreuliches?
Ja. Mehr als unerfreulich war der verheerende Brand bei der Firma MUT-Tschamber am 30. Dezember! Innerhalb kürzester Zeit wurde der gesamte Firmenkomplex ein Raub der Flammen – Glück im großen Unglück war, dass kein Mensch zu Schaden kam. Ich bin unserer Feuerwehr sowie allen Feuerwehren aus der Nachbarschaft wie auch dem DRK und dem THW unendlich dankbar für den grandiosen Einsatz, der noch Schlimmeres verhütet hat!
Welches ist das wichtigste Projekt, das vergangenes Jahr in Ihrer Stadt verwirklicht wurde?
Die beiden wichtigsten Projekte das Jahres 2022 habe ich bereits genannt: Erstens die Konversion des ehemaligen Industriekomplexes der Brennet AG zu einem innerstädtischen Märktezentrum und zweitens der Neubau des Kindergartens Seeboden.

Was ist die wichtigste Sache, die auf Ihrem Schreibtisch liegenblieb?
Durch die Nachwirkungen der Corona-Pandemie und die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs sind wir bei der Fortführung des Stadtentwicklungskonzeptes als Grundlage für die Fortschreibung des Flächennutzungsplans für die kommenden 20 Jahre leider nicht so weit gekommen, wie wir es uns vorgenommen hatten. Zwar hat sich der Gemeinderat in seiner Klausursitzung im Sommer 2022 mit der Stadtentwicklung eingehend befasst, aber wir konnten nicht den geplanten großen Schritt nach vorn tun. Das wollen wir jetzt 2023 nachholen.
Warum könnte 2023 ein besseres Jahr für Ihre Stadt werden als 2022?
Schwierige Frage. 2022 war kein schlechtes Jahr für die Stadt Wehr, auch wenn die Herausforderungen so groß waren wie selten zuvor. Wenn wir 2023 so meistern, wie es uns in 2022 gelungen ist, dann wäre ich schon sehr zufrieden.
Was wünschen Sie sich 2023 persönlich?
Zuallererst wünsche im mir und uns Frieden in der Ukraine, dieser Krieg ist so absurd und schadet zuvorderst den Menschen in der Ukraine, aber eben auch so vielen Menschen auf der ganzen Welt. Als Zweites wünsche ich uns das vollständige Ende der Corona-Pandemie. Als Drittes wünsche ich mir, dass wir 2023 von großen Bränden und Schadensereignissen verschont bleiben und die Pläne, die wir uns vorgenommen haben, so gut als möglich umgesetzt werden können.
Bundeskanzler Olaf Scholz besucht Ihre Stadt. Sie haben die Möglichkeit, zu einem persönlichen Gespräch mit ihm. Was sagen Sie ihm?
Ich würde ihn zuerst auf den Förderantrag der Stadt zur Sanierung der Seebodenhalle ansprechen; wir haben nun zum dritten Mal einen Antrag im Bundessanierungsprogramm gestellt, es wäre schön, wenn wir endlich mal zum Zuge kämen, immerhin geht es um 3 Millionen Euro. Dann würde ich ihn darauf aufmerksam machen, dass für die „Zeitenwende“ noch viel zu tun ist: Die Entbürokratisierung muss endlich ernsthaft angegangen werden, das Gesundheitssystem und die Altenpflege müssen zügig für den demographischen Wandel fit gemacht werden, die Generationengerechtigkeit muss umgesetzt werden – und wir müssen uns von vielen Wohltaten im Sozialbereich verabschieden, weil sie schlicht nicht finanzierbar sind.
Welche Schlagzeile über sich selbst oder über Ihre Stadt würden Sie 2023 gerne lesen?
„Seebodenhalle erstrahlt in neuem Glanz“ und „Kinder beziehen den sanierten Kindergarten St. Josef“.