Nun hat sich auch die Gemeinde Allensbach klar dazu bekannt, dass der Klimaschutz die größte Herausforderung unserer Zeit ist. So steht es in der Präambel des Klimaplans, den die Lokale Agenda ausgearbeitet hatte und dem der Gemeinderat nun einhellig zugestimmt hat. In dem Papier sind klare Ziele zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes und konkrete Maßnahmen benannt.
Der CO2-Ausstoß soll bis 2030 um 75 Prozent gegenüber 2020 gesenkt werden und bis 2040 bei Null liegen. Die Gemeinde will dabei eine Vorbildrolle übernehmen und zugleich bei den Bürgern mit Infos und Unterstützung für eine aktive Beteiligung werben. Das Erreichen der Ziele soll regelmäßig überprüft werden.
„Die bisherigen Maßnahmen sind nicht ausreichend“
Bürgermeister Stefan Friedrich betonte, die Gemeinde habe zwar in den vergangenen 15 Jahren immer wieder mal etwas getan für den Klimaschutz, aber: „Aus heutiger Sicht ist klar: Die Maßnahmen sind nicht ausreichend. Wir müssen das Thema aktiv angehen.“
Die Gemeinde wolle die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens aus dem Jahr 2015 erreichen. Der Klimaplan biete nun einen roten Faden, ein Gesamtpaket. Wobei bei allem guten Willen bei jeder Maßnahme klar sein müsse: „Es muss umsetzbar sein. Wir müssen immer überlegen: Was können wird uns leisten?“ Es brauche Personal und Finanzen.
Was ist finanzierbar?
Damit werde die Verwaltung in der Beratung von Haushalts- und Stellenplan auf den Gemeinderat zukommen. Wobei in der Präambel auch steht, dass die Ziele sozialverträglich erreicht werden und den Bürgern keine Nachteile entstehen sollen – etwa durch stark steigende Gebühren oder die Streichung von Mitteln für andere wichtige Projekte.
Karin Heiligmann (Freie Wähler) meinte: „Der Klimaschutz sollte oberste Priorität haben.“ Aber es stelle sich auch die Frage der Finanzierung und wer die anfallenden Aufgaben in der Verwaltung übernehme. Die Ziele seien sehr ambitioniert und die Umsetzung werde eine riesige Herausforderung. „Das bedeutet Abstriche an anderer Stelle.“

Tobias Volz (SPD) meinte: „Wir sind nun auf dem richtigen Weg. Wichtig ist, dass wir beschleunigt da ran gehen.“ Als Beispiele nannte er Kraftwerke für erneuerbare Energien, Carsharing oder Dämmmaßnahmen. Natürlich werde sich immer die Frage der Finanzierung stellen, aber: „Wir dürfen nicht nur auf die Kosten schauen.“
„Es geht nicht ohne Engagement der Bürger“
Doris Hellmuth (Bunte Liste) sagte, es sei erfreulich, dass nun ganz konkrete Schritte benannt werden. „Ich finde, es ist ein gutes Maßnahmenpaket.“ Es gelte zum Beispiel, möglichst viel Energie vor Ort zu gewinnen – etwa durch Solaranlagen. Klar sei: „Es wird sicher nicht gehen ohne Engagement der Bürger“, meinte Hellmuth. Und: „Ich bin gespannt, ob der Klimaschutz dauerhaft Priorität haben wird.“
Patrick Konopka (FDP) betonte: „Klar ist, dass wir uns als Gemeinde nicht aus der Verantwortung ziehen können.“ Wichtig finde er, dass die Gemeinde nicht mit Verboten, sondern als Vorbild handeln wolle. „Ich glaube, dass ganz viele in Allensbach bereit sind mitzugehen.“ Etwa mit Solaranlagen oder Sanierungen.
Ludwig Egenhofer (CDU) betonte: „Der Plan muss mit Leben gefüllt werden. Wer die Welt ändern will, muss bei sich selbst anfangen.“ Der Plan sei ein klarer, politischer Richtungsgeber. Auf Antrag der CDU wurde allerdings aus dem Beschlussvorschlag der Verwaltung der Satz gestrichen: „Im Haushalt werden entsprechende Mittel bereit gestellt.“
Wobei dieser Satz ohnehin in der Präambel des Klimaplans stehe, so der Bürgermeister. Doch Egenhofer sagte, die CDU wolle dies nicht so pauschal beschließen, sondern in der Haushaltsberatung konkrete Maßnahmen genannt bekommen.
Die zentralen Vorhaben
Der Klimaplan sieht unter anderem vor, Solarenergie auszubauen. Ein lokaler Ökostromtarif steht ebenso im Plan. Spätestens ab 2023 soll es klimafreundlichen Strom zu einem lokalen Ökostromtarif zu kaufen geben, der zu einem Großteil in Anlagen in der Gemeinde selbst erzeugt wird. Alle Heizungen auf Basis von Öl und Gas sollen bis 2030 auf Wärmepumpen oder Blockheizkraftwerke beziehungsweise Brennstoffzellen umgestellt werden. Allensbach will Nahwärmenetze bauen. Und für eine Wasserstoffproduktion aus erneuerbaren Energien soll ein beispielhaftes Förderprojekt initiiert werden, das bis 2025 umgesetzt wird.Die zentralen Punkte im Klimaplan
- Als Leitziel steht im Klimaplan, bis 2030 eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes um 75 Prozent gegenüber 2020 zu erreichen und eine komplette CO2-Kompensation bis 2040. Hierzu sollte zum einen die Leistung von Fotovoltaikanlagen bis 2030 massiv ausgebaut werden. Zur Beschaffung der notwendigen Liquidität für Investitionen in den Klimaschutz sollte der Aufbau lokaler Institutionen möglichst bis 2022 vorbereitet werden.
- Der motorisierte Verkehr sollte bis 2030 zu mindestens 75 Prozent mit regenerativen Energien angetrieben werden. Zudem sollten bis 2030 Fahrten mit privaten Autos deutlich reduziert werden und der Umweltverbund Fuß, Fahrrad, Bus und Bahn gestärkt.
- Ein lokaler Ökostromtarif steht ebenso im Plan. Spätestens ab 2023 soll es hierzu in Allensbach klimafreundlichen Strom zu kaufen geben, der zu einem Großteil in Anlagen in der Gemeinde selbst erzeugt wird.
- Alle Heizungen auf Basis von Öl und Gas sollen bis 2030 auf Wärmepumpen oder Blockheizkraftwerke beziehungsweise Brennstoffzellen umgestellt werden. Zudem sollte durch Dämmung der Heizenergiebedarf der Allensbacher Gebäude bis 2030 um mindestens 20 Prozent gesenkt werden. Ein weiteres Ziel lautet, dass die Gemeinde bis 2030 in allen geeigneten Quartieren Nahwärmenetze installieren soll.
- Für eine Wasserstoffproduktion vor Ort aus erneuerbaren Energien soll ein beispielhaftes Förderprojekt initiiert werden, das bis 2025 umgesetzt wird. Zudem soll die Gemeinde den Energieverbrauch der öffentlichen Gebäude und Fahrzeuge bis 2026 zu 100 Prozent aus regenerativen Energien decken. (toz)