Der Strandweg entlang des Seegartens ist jetzt wieder frei befahrbar. Allensbach feierte die Eröffnung in Anwesenheit von Anwohnern, Baufirma, Ingenieuren und Gemeinderäten. Bürgermeister Stefan Friedrich sagte: „Heute haben wir einen Meilenstein erreicht.“ Die Gemeinde habe das Projekt wie geplant bis zu den Sommerferien abgeschlossen. In die Feierlaune mischt sich aber viel Verärgerung.

Die angrenzenden Grundstückseigentümer Susanne Voss, Vera Rieger und Ulrich Haaff erklären, dass ihnen und den anderen Betroffenen eigentlich nicht zum Feiern zumute sei. Zum einen sollen die Eigentümer Erschließungskosten bezahlen und wissen nichts über die Höhe.

Zum anderen sei nach wie vor unklar, auf wie viele Personen die Gemeinde die Kosten umlegen werde – ob auf rund 20 oder etliche mehr. Denn ein kleiner Teil der Straße könnte historisch sein, dann müssten die dortigen Eigentümer nichts bezahlen. Nicht nur Voss und Haaff sind der Auffassung, dass es sich nicht um eine Erschließungsmaßnahme handele, sondern lediglich um eine Sanierung, die die Gemeinde selbst bezahlen müsse. „Der Strandweg war schon erschlossen“, sagt Voss.

Bürgermeister dankt auch den Anwohnern

Bürgermeister Stefan Friedrich ging in seiner Eröffnungsrede kurz auf das Thema ein. Die Gemeinde sei gesetzlich verpflichtet, Erschließungskosten zu erheben. „Wir haben wenig Ermessensspielraum.“ Und er könne nach wie vor nicht sagen, wie viel die Eigentümer bezahlen müssen. Für eine Aussage müssten erst alle Rechnungen der beteiligten Firmen vorliegen.

Friedrich beteuerte aber: „Es wird nur in Rechnung gestellt, was beitragsfähig ist.“ Der Bürgermeister dankte den Anwohnern aber, weil sie in den rund zehn Monaten Bauzeit mit Einschränkungen leben mussten: „Sie haben viele Monate Geduld bewiesen.“ Dafür gebühre den Betroffenen Anerkennung.

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Er dankte aber auch den Ingenieuren der Baufirma Schleith und deren Polier Manfred Paepke, was von den Anliegern beklatscht wurde. Friedrich sagte: „Sie haben im besten Sinne für die Anwohner agiert, sie haben es erträglich gemacht.“ Die Zahl der Parkplätze sei reduziert worden, und es werde noch ein Parkautomat aufgestellt. Direkt am Seeufer solle nicht länger kostenlos geparkt werden. Friedrich sagte noch, es sei in diesem Jahr die größte Investition der Gemeinde.

Ulrich Haaff stellt das in Frage, wenn die Gemeinde einen großen Teil des Geldes von den Anliegern zurückholen wolle: vermutlich pro Eigentümer einen mittleren fünfstelligen bis sogar sechsstelligen Betrag, sagt er – für aus ihrer Sicht eine Sanierung statt Erschließung. Denn: Vera Rieger sagt, sie wohne seit 1950 dort. Es habe früher immer einen Teerbelag gegeben.

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Bei einem Hochwasser in den 1960er-Jahren sei die Straße ganz schnell um einen halben Meter erhöht worden, mit einer Schotterschicht und weiterem Teerfeinbelag. Susanne Voss erklärt, die Kanalisation habe die Gemeinde in den 1970er-Jahren bauen lassen – und Erschließungskosten von den Anliegern verlangt.

Haaff fügt an, auch eine Straßenbeleuchtung gebe es schon lang. „Die Straße war benutzbar, hatte einen Belag, einen Kanal, eine Randbefestigung. Es ist ganz klar: Wenn die Gemeinde Beitragsbescheide schickt für eine Erschließung, dann sehen wir uns ganz bestimmt beim Verwaltungsgericht in Freiburg.“ Und notfalls bei den höheren Instanzen in Mannheim und Karlsruhe.

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Kritik auch an Planung

Zudem kritisieren die Anwohner, dass der direkt angrenzende Seegarten als Außenbereich gilt, weshalb die Gemeinde sich nicht an den Erschließungskosten beteiligen werde. Das ergebe keinen Sinn, sagt Voss. Denn der Bade- und Campingplatz gelte als Innenbereich, und deshalb habe die Gemeinde beim Ausbau des dortigen Strandwegs bei der Erschließung mitbezahlen müssen. Die Anlieger monieren die Planung und den Ausbaustandard. Das wäre auch günstiger möglich gewesen, meint Haaff.

Zudem sei die Planung beim Regenwasserkanal fehlerhaft gewesen. Sein Haus und noch weitere an der Straße könnten nicht an den Kanal angeschlossen werden, weil ihre Hausanschlüsse viel tiefer lägen. Aber mit der Verwaltung habe es ohnehin „eine permanente Nicht-Kommunikation“ gegeben, moniert Voss. Loben könnten die Anwohner lediglich die Bautruppe: „Die hat das Leben in der Baustelle erträglich gemacht.“