Es sind nur wenige Sätze, die Winfried Hermann in die Menschentraube um ihn herum spricht, aber die haben Sprengkraft. Der baden-württembergische Verkehrsminister ist für den Bürgerdialog der Grünen-Landtagsfraktion an einen Thementisch im Konstanzer Konzil gekommen. Er ist selbst auch Grüner, seine Abneigung gegen den autobahnähnlichen Ausbau von Bundesstraßen gerade in der Bodenseeregion bekannt. Aber an diesem Januarabend wird er so deutlich wie noch nie.

Mehr als ein Dutzend Besucher stehen um ihn herum, und jemand fragt, warum der Ausbau der B33 zwischen Allensbach und Konstanz so langsam vorankommt. In Hegne, entgegnet Hermann, habe man einen „fast nicht baubaren Tunnel“ geplant. Das reiche mehr als 20 Jahre zurück.
Als der B33-Ausbau damals geplant worden sei, habe man ein teures Zugeständnis an das Kloster Hegne gemacht. Man habe den Schwestern das Bauwerk versprochen, um die Klosteranlage vom Lärm zu entlasten. Dass diese Lösung teuer und technisch höchst anspruchsvoll würde, sei damals schon klar geworden, sagte Hermann im Gespräch mit den Bürgern weiter.
Tatsächlich steht bisher weder ein Baubeginn für den Tunnel Hegne fest, noch ist im Detail geklärt, wie die Röhre stabil in den schwammigen Untergrund gebaut werden könnte. Ohne tiefe und teure Fundamente bis in rund 40 Meter Tiefe wird es laut Regierungspräsidium jedenfalls nicht gehen. Gegenwärtig ist laut der Planungsbehörde eine Bauzeit von Anfang 2029 bis Ende 2035 „avisiert“.
Grüner Minister hätte lieber dreispurige Straße gehabt
Aus seiner Abneigung gegen eines der teuersten Straßenbauwerke in Südbaden machte Minister Hermann in einem Gespräch mit Bürgern in Konstanz keinen Hehl. Er hätte lieber eine nur dreispurige Straße gewollt, sagte er, doch maßgeblich sei hier der Bund, und die Planungen reichten weit auch eine Zeit vor seinem Amtsantritt im Landesverkehrsministerium im Jahr 2011 zurück. Tatsächlich war der Planfeststellungsbeschluss für den Abschnitt von Markelfingen bis Konstanz, also die Baugenehmigung, bereits 2007 erlassen worden.
Enttäuscht zeigte sich der Grünen-Politiker in der Gesprächsrunde auch darüber, dass es nicht möglich gewesen sei, die Planung an die von Bund und Länder getragene Projektentwicklungsgesellschaft Deges zu übertragen. Hermanns Ministerium hatte das geprüft, am Ende aber entschieden, dass das Regierungspräsidium Freiburg federführend bleibt. Dort lautet der aktuelle Zeitplan, dass der bereits im Bau befindliche Tunnel Röhrenberg bei Allensbach Ende 2029 in Betrieb gehen soll.
Lärmschutzwand statt Tunnel in Hegne? Geht nicht, sagen die Planer
Als letztes Teilstück wird dann der 1010 Meter lange Tunnel Hegne gebaut. Die derzeit laufenden Arbeiten im Bereich der künftigen Trasse haben mit dem Tunnelbau eher mittelbar zu tun – sie dienen dazu, den Baugrund zu verbessern. Der Idee, auf das komplizierte Bauwerk ganz zu verzichten und die derzeitige Trasse vierspurig auszubauen sowie mit Lärmschutzwänden zu versehen, haben die Planer eine klare Absage erteilt. Dies sei auch juristisch nicht möglich.