Mit Stromaggregaten und einer Reihe von Notfallplänen will sich die Gemeinde Bodman-Ludwigshafen auf Gasmangel vorbereiten. Der Gemeinderat hat einen entsprechenden Beschluss gefasst.
Bürgermeister Matthias Weckbach stellte in der jüngsten Sitzung die Lage bei den Heizungen der Gemeindegebäude sowie die Pläne für Anschaffungen vor. Dabei betonte er mehrfach: „Das ist keine Panikmache, sondern eine Vorbereitung auf den Ernstfall. Wir haben eine Fürsorgepflicht.“ Man hoffe, dass der Ernstfall nicht kommen werde.
Die kommunale Daseinsvorsorge erlebe derzeit eine Renaissance, sagte er. Momentan folge eine Krise auf die andere. „Es ist zu befürchten, dass die Gasversorgung taktisch für die Kriegsführung benutzt wird. Es ist unklar, wie lange es Gas gibt“, so seine offene Einschätzung.
Gas-Vorräte würden nur einige Wochen reichen
Im Süden von Deutschland seien die Gasspeicher zu etwa 40 Prozent gefüllt und die Umstellung auf Flüssiggas (LNG), das besser erhältlich ist, sei nicht so einfach. Der Gasverbrauch sei gestiegen, aber die Speicher seien nicht mitentwickelt worden. Vorhandene Vorräte würden nur rund sechs Wochen reichen, so Weckbach.
Die Verwaltung habe sich ein Konzept überlegt, um die Bürger im Notfall unterstützen zu können. Das betrifft vor allem große Gemeinde-Unterkünfte für die, deren Wohnungen bei Gas-Mangel nicht mehr geheizt werden können.
Stromaggregate sind für Abwasserpumpen notwendig
Auch die Kläranlage sei ein Thema. Die Anlage selbst sei zwar unproblematisch, aber die Pumpstation nicht. Der Abwasserzweckverband werde diese daher so umbauen, dass sie auch bei Mangellagen funktioniere. Die Gemeinde versucht momentan, an Stromaggregate für die Abwasserpumpwerke zu kommen. Die Verwaltung rechnet mit 100.000 Euro für vier Pumpwerke. Aber: „Der Markt ist leer“, so Weckbach.
Auf die Frage nach den Abwasserpumpen in Privathäusern, die Claudia Brackmeyer (PD) stellte, antwortet er, die Gemeinde könne da nichts tun. Die Verwaltung könne den Bürger höchstens raten, eigene Stromaggregate zu kaufen oder Heizungen umzurüsten.

Probleme mit Heizungen in Schule und Rathaus
Das Seeum, der Kindergarten Bodman und die Grundschule in Bodman werden mit Pellets beheizt – hier ist alles im grünen Bereich. Das Gemeindezentrum Ludwigshafen, die Anschlussunterbringung sowie Obdachlosenunterkunft haben Ölheizungen. Doch zwei Gebäude machen Sorgen: „Das Zollhaus kann nicht auf Flüssiggas umgestellt werden“, sagte Weckbach. „Falls es ganz schlimm kommt, müssen wir die Gebäude mit hoher Heizlast stilllegen.“ Die Verwaltung werde im Notfall ins Homeoffice oder Seeum umziehen.
Auch die Sernatingen-Schule habe ein Problem: Die Heizung sei zu alt. Ohne eine Umrüstung könnte die Schule nicht weiterbetrieben werden, falls das Gas fehlt.
Umrüstungen überall, wo es möglich ist
Das Ortbauamt habe bereits viel Vorarbeit im Bezug auf anstehende Umrüstungen gemacht. Es sollen Umrüstsätze für Gasheizungen angeschafft werden, damit einige Gebäude mit Flüssiggas beheizt werden könnten. „Falls der Tag X kommt, sind wir vorbereitet“, erklärte Weckbach.
So werde die Sporthalle Bodman mit einem Flüssiggas-Tank ausgestattet. Zu den Vorbereitungen gehören auch zusätzliche Tanks mit Pellets und Öl. „Falls es keinen Notfall gibt, wird das Besorgte trotzdem verwendet“, versicherte Weckbach. Die zusätzlichen Ausgaben für die Heizmittel seien also nicht verloren.
Viele Dinge sind zu beschaffen und zu bedenken
Zu den geplanten Anschaffungen gehören auch Duschcontainer für die Notfallunterkünfte. Und im Rahmen eines Konzepts für die Unterbringung der Bedürftigen solle auch Kontakt mit Pflegediensten aufgenommen werden, da diese wüssten, wie die Senioren wohnen.
Außerdem solle bedacht werden, dass es in den Sammelunterkünften Corona-Quarantäne-Einrichtungen geben müsse.
Kosten von bis zu 175.000 Euro
Manche Dinge seien bereits beschafft worden. Die Ausgaben liegen bisher bei rund 50.000 Euro. Doch es entstehen weitere Kosten: „Wir bewegen uns locker auf 150.000 bis 175.000 Euro zu“, sagte Weckbach.
Er bat um die Ermächtigung des Rats, damit alles weitere zügig angeschafft werden könne, solange Geräte und Heizmittel noch verfügbar seien. „Wir wollen gerüstet sein.“

Räte finden die Maßnahmen wichtig
Weckbach stieß auf Verständnis. „Bei Corona hat sich schon gezeigt, dass die Gemeinde ein guter Krisenmanager ist“, sagte Alessandro Ribaudo. „Ich finde eine frühzeitige Vorsorge sehr gut.“ Er würde sogar Energiesparmaßnahmen gerne früher als erst im Herbst umsetzen.
Christoph Leiz (Grüne) schloss sich an. „Ich finde, das sind die richtigen Maßnahmen“, sagte er. Auch Claudia Brackmeyer sagte, sie unterstütze das Konzept. Vielleicht sei die Gemeinde auch mal in einer anderen Lage froh, über Stromaggregate zu verfügen.
Energie sparen und Holz für Bürger
Für Herbst sollen auch Energiesparmaßnahmen anvisiert werden. Darum solle es nochmal im Rat gehen. Ein Beispiel dafür ist die Reduzierung von Straßenbeleuchtung oder Bewegungsmelder in den Gebäuden einzubauen, damit Lampen nicht dauerhaft brennen. Es sollen auch Tipps für die Bürger veröffentlicht und die Energieberatung stärker beworben werden.
Außerdem sprach Weckbach das Konzept des Bürgerholzes an: Wenn Einwohner absolut kein Material mehr zum Heizen hätten, könnten sie im Notfall Holz von der Gemeinde erhalten. Die Gemeinde sei bereits mit dem Forstamt an dem Thema dran.