Das Badeverbot geht ihnen zu weit. Stefan Wörner und Dieter Schoch aus Bodman wollen in den Uferparks von Bodman und Ludwigshafen keine Einschränkungen in bestimmten Zeitfenstern. Deshalb haben die beiden mit Hilfe von Walter Kleiner aus Ludwigshafen eine Online-Petition gegen das Badeverbot im Rahmen der Polizeiverordnung der Gemeinde gestartet. Die drei sind sich einig: Das Verbot, das der Gemeinderat im März beschlossen hat, sei unverhältnismäßig und gehe zu weit, da es die Einheimischen stark einschränke.
Gleichzeitig sehen sie den Hintergrund mit dem Massentourismus an schönen Tagen. Sie wollen nicht, dass die Uferanlagen zu Strandbädern werden, in denen sich Besucher für den ganzen Tag aufbauen – aber sie wollen, dass jeder Einwohner, Radfahrer oder Wanderer ungeachtet von Tag und Uhrzeit immer die Möglichkeit hat, kurz eine Runde zu schwimmen, um sich abzukühlen. Stefan Wörner, der die ganze Woche über Vollzeit arbeitet, erzählt, das Wochenende sei die einzige Chance, um mit seinen Kindern baden zu gehen. Nur kurz. Ohne Lagern. Aber da an den Wochenenden zwischen 10 und 17 Uhr das Badeverbot gelte, sei das eigentlich nicht erlaubt.
Wie es zu der Online-Petition kam
„In Bodman trifft das Badeverbot am Wochenende in erster Linie die Berufstätigen und das darf nicht sein“, sagt Wörner. Er habe mit Dieter Schoch darüber gesprochen und sie hätten beschlossen, etwas zu tun. Die Pandemie habe sich dabei als Problem erwiesen, ergänzt Schoch: „Corona macht es schwieriger, mit den Leuten persönlich in Kontakt zu treten.“ So seien sie schließlich auf die Online-Petition gekommen, um über das Badeverbot zu informieren und ein Meinungsbild zu sammeln.

Wörner zieht den Vergleich des Tourismus am See mit dem eines Skiorts in den Bergen: Dort werde nicht an den Wochenenden plötzlich ein Skifahr-Verbot ausgesprochen, um die Touristen in Grenzen zu halten.
Viele haben den Beschluss des Verbots nicht richtig mitbekommen
Ein Kritikpunkt der Initiatoren ist auch, dass sie und zahlreiche andere Einwohner den Ratsbeschluss eines Badeverbots gar nicht richtig mitbekommen hätten. Es sei im Rahmen eines abstrakten Namens gekommen und so an vielen vorbeigegangen, fasst Wörner zusammen: „Unter polizeilicher Umweltverordnung stelle ich mir kein Badeverbot vor.“ Walter Kleiner fügt hinzu, es sei auch schwierig gewesen, in den vergangenen Monaten aufgrund der Pandemie die Gemeinderatssitzungen zu verfolgen. Der SÜDKURIER hatte im Februar und im März jeweils berichtet.
Wörner differenziert die Zusammenhänge: „Viele Leute fragen, ob Corona der Grund für das Badeverbot ist, aber das ist nicht so.“ Und mit Blick auf mehr als ein Jahr Pandemie und Einschränkungen folgert er: „Die Leute mussten in dem zurückliegenden Jahr schon viel ertragen und jetzt kommt wieder ein Verbot dazu. Ich glaube, es ist langsam genug mit Verboten.“
Es geht um ein kurzes, kühlendes Bad
Im Hinblick auf das Lagerverbot, das es ebenfalls gibt, aber schon seit Jahren existiert, sagt Walter Kleiner, die meisten Leute hielten sich an die Regeln, aber es gebe auch die, die Probleme wie Lagern mit Grills, lauter Musik, Müll oder wildem Parken machen würden. „Dass hier von der Gemeinde gegengesteuert wird, unterstützen wir. Aber der Zugang zum See darf für ein kurzes und kühlendes Bad nicht gesperrt werden.“ In Ludwigshafen gebe es außer den Uferanlagen wenigstens den Waschplatz, doch Bodman sei nur der Park. Dieter Schoch betont: „Es geht nur darum, kurz ins Wasser zu dürfen. Wenn man den ganzen Tag baden will, dann muss man ins Strandbad.“

Ein Punkt ist den drei Männern auch noch sehr wichtig: Sie sind davon überzeugt, dass sich in den Uferanlagen nicht nur Ruhesuchende aufhalten. Das sei eine Wunschvorstellung des Gemeinderats, die aber nicht der Realität entspreche. Die Wiesen, Spielplätze und flachen Uferbereiche würden auch andere Personengruppen anlocken.
Unterschriften kommen aus ganz Deutschland
Nun läuft also die Petition. Seit der Erstellung haben bereits 327 Personen unterschrieben – 136 von ihnen stammen aus der Gemeinde. Damit sind bereits 76 Prozent der Unterschriften erreicht (Stand am Freitag, 4. Juni, 16 Uhr). Und 98 der Unterzeichner haben zudem Kommentare hinterlassen. Wenn das Unterschriftenziel der Online-Petition erreicht ist, wollen die Initiatoren alles an die Verwaltung und den Gemeinderat übergeben, um zu zeigen, dass viele so denken wie sie.
Walter Kleiner sagt, er sei überrascht gewesen, wie viele Stimmen von außen kämen. Vereinzelt seien sogar Unterschriften aus Berlin oder anderen weit entfernten Städten dabei. „Das zeigt, dass es bewegt. Wir hoffen, dass noch viele unterschreiben.“
Bürgerdialog findet am 15. Juni statt
Inzwischen habe es auch ein Gespräch mit Bürgermeister Matthias Weckbach gegeben, das gut gewesen sei. Zudem sind die drei bereits auf den Bürgerdialog gespannt, den der Gemeinderat vor den Pfingstferien beschlossen hat. Der Dialog hat allerdings primär den Einsatz von Security-Kräften zur Unterstützung des Gemeindevollzugsdienstes im Sinn, jedoch gehören das Bade- und Lagerverbot auch dazu, da es um dessen Kontrolle und Durchsetzung geht. Der Termin ist der Dienstag, 15. Juni. Ort und Uhrzeit sollen noch festgelegt werden.
„Aber die Uferanlagen sollen natürlich kein Strandbad-Ersatz sein.“
Wörner spricht zudem an, dass sich das Wort „lagern“ so negativ anhöre, obwohl viele nur auf Decken die Sonne genießen würden. Er, Schoch und Kleiner haben den ersten Einsatz von Security-Kräften am letzten Mai-Wochenende nicht selbst mitbekommen, aber von Bekannten gehört, wie negativ die Außenwirkung sei. Das Lagerverbot sei nicht neu, sondern werde nun lediglich durchgesetzt. Doch es sei die Frage, ob das verhältnismäßig sei. Sie sehen es auch kritisch, wie viel Geld für den Sicherheitsdienst ein einer Saison im Raum stehe.
„Es gibt andere Gemeinden, in denen die Grünflächen so gestaltet sind, dass sich niemand hinlegt“, bemerkt Wörner. „Wir haben schöne Uferanlagen, die renaturiert wurden und diese ziehen nun einmal die Menschen an, die nicht nur ruhesuchend durch die Uferanlage flanieren. Aber die Uferanlagen sollen natürlich kein Strandbad-Ersatz sein.“
Walter Kleiner fasst es so zusammen: „Allen wird man es nie recht machen können. Aber das Badeverbot geht an dieser Stelle zu weit.“