Massenhaft Narren waren am Wochenende auch außerhalb der Fasnacht in Gailingen unterwegs. Denn in der Hochrheinhalle trafen sich hunderte Vertreter von 105 Zünften zum Gesamtkonvent der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee. Dabei standen Formalien auf dem Programm wie die Wahl des kleinen Rats und von Ratsverordneten. Doch es ging auch um große Themen wie die entscheidende Nachwuchsarbeit mit dem Narresome, wo der NVHB einen Akzent setze, und dass es zu kompliziert geworden ist, Narrenveranstaltungen auszurichten. Doch das soll sich ändern.
Wie es vom Präsidenten der Narrenvereinigung Rainer Hespeler zu erwarten war, nahm er nach der Begrüßung den Gastgeber der Veranstaltung aufs Korn und zitierte süffisant deren Altbürgermeister Heinz Brennenstuhl, der Gailingen gerne als ärmste Gemeinde im Landkreis Konstanz bezeichnet habe. Der aktuelle Bürgermeister Thomas Auer nahm diese Vorlage gerne auf und bestätigte, dass sich daran bis heute nichts geändert habe. Im gleichen Atemzug zählte er jedoch die Millioneninvestitionen der 3000-Seelen-Gemeinde auf, etwa 10 Millionen Euro für den neuen Kindergarten.
Großes Treffen der närrischen Großkopfete in Gailingen
Dann zog unter musikalischer Begleitung des Musikvereins Gailingen die gastgebende Zunft der Eichelklauber ein, die ihr Zunftmeister Patrick Ganser mit viel Wortwitz vorstellte. Er erklärte unter anderem, dass der Zunftname aus einem Schreiben von 1657 stammt, als die Obrigkeit den Bauern von Gailingen erlaubte, die Eicheln im Wald aufzuklauben.
Darauf folgte der Bericht der Schreiberin Renate Hermann, die zudem verkündete, nach zwölf Jahren dieses wichtige Amt im Kleinen Rat aufzugeben. Präsident Rainer Hespeler bedankte sich bei ihr für die freundschaftliche Zusammenarbeit, wobei die Narrenvereinigung von ihrer kritischen Begleitung profitiert habe. Ihre Nachfolgerin heißt Sandra Domogalla und bringt viel Fachwissen mit, denn sie leitet in der Gemeinde Bodman-Ludwigshafen die Abteilung Tourismus, Kultur und Marketing.

Der Bericht des Säckelmeisters Frank Rehm hatte dann seinen ganz eigenen Unterhaltungswert, als er die Zinseinnahmen fürs Jahr 2023 verkündete, und diese mit 99 Cent bezifferte. Wenig überraschend war, dass ein wesentlicher Teil der Einnahmen, nämlich insgesamt 21.000 Euro, der Herausgabe Narrenzeitung zu verdanken ist. Die Finanzen der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee waren und bleiben solide bei einem Kassenstand in Höhe von knapp 114.000 Euro.
Veranstaltungen sind kompliziert geworden
Präsident Rainer Hespeler berichtete ausführlich vom Runden Tisch im Innenministerium, wo es um die Vereinfachung von verkehrsrechtlichen Anordnungen bei ortsüblichen Brauchtumsveranstaltungen, wozu auch Narrentreffen zählen, ging.
Im Gespräch sei zum ersten Mal der Eindruck entstanden, dass man von Seiten des Innenministeriums sich ernsthaft bemühe, den Narrenvereinigungen entgegenzukommen und Lösungen für die anstehenden Fragen zu finden. Wichtig sei, dass das Land Empfehlungen herausgebe, um die vor Ort entscheidenden Ordnungsbehörden zu ermutigen, im Sinne der Veranstalter zu entscheiden.
Nachdem diese Meinung vom Städte- und Landkreistag mitgetragen worden sei, so Hespeler, dürften sie nun darauf hoffen, dass bereits für die kommende Fasnacht entsprechende Erleichterungen zu erwarten seien. Schließlich hätten sie auch nachweisen können, dass es auf den mehr als 4000 im Bereich der südwestdeutschen Narrenverbände umgesetzen Veranstaltungen keine größeren Probleme gegeben habe.

Schwerpunkt liegt künftig auf Jugendarbeit
Ein weiterer wichtiger Punkt des Berichts des Präsidenten bezog sich auf die Kinder- und Jugendverbandsarbeit. Schon im vergangenen Jahr sei viel Wert darauf gelegt worden, zum Beispiel sei die NVHB mittlerweile Mitglied in den Kreisjugendringen Konstanz und Sigmaringen. Deshalb wurde auf dem aktuellen Konvent erstmals eine hauptamtliche Jugendbeauftragte gewählt: Tabea Meissner. Sie ist 22 Jahre alt und hat nach einstimmiger Wahl den Auftrag, sich in der erstmals geschaffenen Position als Jugendbeauftragte um die Nachwuchsarbeit der Narrenvereine zu koordinieren und zu unterstützen.
Die angehende Lehrerin stammt aus Gottmadingen, bringt viel Erfahrung aus verschiedensten Funktionen und Ehrenämtern im Umgang mit Jugendlichen mit und freut sich auf die kommenden Aufgaben.
Ihre Wahl soll laut Hespeler auch Motivation dafür sein, in den Zünften – falls noch nicht geschehen – Kindernarrengruppen und Jugendgruppen zu gründen, denn Kinder seien entscheidend, um die Zukunft der Fasnacht in der Region weiterhin zu pflegen und zu sichern.
Bei den Wahlen wurde der Gesamtrat entlastet. Anschließend wurden alle Mitglieder des kleinen Rates und der Ratsverordneten in ihren Positionen für vier weitere Jahre einstimmig bestätigt. Besonders viel Applaus erhielt Rainer Hespeler für seine Arbeit als Präsident der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee.
Neubau des Fastnachtsmuseums auf der Zielgeraden
Zum Schluss gab es noch den Bericht zum aktuellen Stand des Fastnachtsmuseums Schloss Langenstein von der Vorsitzenden Carola Schäpke, die schon den Eröffnungstermin bekannt gab: Am 27. und 28. Juni 2025 wird es soweit sein. Aktuell steht der Innenausbau bevor und sie hofft, den Kostenrahmen einhalten zu können. Sie dankte dann allen ehrenamtlichen Helfern und den beteiligten Unternehmen für ihren Einsatz.
Derzeit entwickle man schon Werbekonzepte, um das neue Museum über die Region hinaus bekannt zu machen. Allerdings fehlen noch rund 100.000 Euro und deshalb bat sie um nach wie vor kräftige finanzielle Unterstützung. Außerdem würden noch Freiwillige für Museumsführungen und für das Kinderprogramm gesucht.