Wolfgang Schreiber

„Angenommen, in fünf Jahren fährt ein Touristenbus vor und will das berühmt gewordene Eichendorff-Areal, das ‚Quartier 2020 Rattenäcker‚ besichtigen. Was würden Sie den Interessierten über das neue Wohnquartier sagen?“ – Diese Frage hatte Hanna Kasper, Geschäftsführerin des Konstanzer Beratungsunternehmens Translake, den 40 Teilnehmern der Bürgerwerkstatt gestellt.

Die Bürgerwerkstatt ist am Samstag zusammengekommen und hat die eine Woche zuvor durchgeführte Exkursion in den Raum Stuttgart analysiert und besprochen. „Wir sind glücklich und stolz, wie in unserem neuen Quartier Alt und Jung in echter Gemeinschaft zusammenleben.“ So ungefähr lassen sich die Antworten der Bürgerwerkstatt-Teilnehmer zusammenfassen.

Die Zukunft liegt in neuen Wohnformen

Die von Translake organisierte Exkursion führte zu realisierten Begegnungsorten wie „Stadtwerk“ und „Anna-Heim“. Dabei haben die Teilnehmer der Bürgerwerkstatt erkannt, dass neue Wohnformen, in denen Alt und Jung zusammenleben, die Zukunft sein werden.

Anna De Giacomo, Vorsitzende des Deutsch-Italienischen Freundeskreises, wohnt in der Nähe des Eichendorff-Areals. Sie möchte ...
Anna De Giacomo, Vorsitzende des Deutsch-Italienischen Freundeskreises, wohnt in der Nähe des Eichendorff-Areals. Sie möchte mitgestalten und ist zufrieden mit dem Verlauf der Bürgerwerkstatt und sagt: „Wir werden sehen, wie das endet.“ | Bild: Wolfgang Schreiber

Ein Fixpunkt ist gegeben für das zukünftige Eichendorff-Areal: Der bestehende Kindergarten wird auch in Zukunft bleiben. Jetzt müssen noch Wohnungen für Familien und für ältere Menschen realisiert werden. Die Werkstatt-Teilnehmer hatten viele weitergehende Vorschläge für das zukünftige Wohnquartier. Sie reichten von einem öffentlichen Café über autofreie Außenflächen, Gästezimmer für Besucher, einen Saal und eine Gemeinschaftsküche, die auch von Vereinen genutzt werden könnten, ein Backhaus, bis hin zu „urban gardening“ und Therapie-Tieren, selbstverständlich auch Zugang zum Internet an allen Orten.

Andreas Schrödl, Wohnungsmakler, wohnt in mittelbarer Nähe zum Eichendorff-Quartier. Er ist fasziniert davon, wie ein Mix aus ...
Andreas Schrödl, Wohnungsmakler, wohnt in mittelbarer Nähe zum Eichendorff-Quartier. Er ist fasziniert davon, wie ein Mix aus Kindergarten und Altenpflegeheim funktionieren kann. Er sieht in Mehrgenerationen-Wohnbauten die Zukunft. | Bild: Wolfgang Schreiber

So sieht es der Gemeinderat

Die Bürgerwerkstatt-Teilnehmer bewegten sich mit ihren Vorschlägen und Wünschen innerhalb der Leitplanken, die der Gottmadinger Gemeinderat für das „Quartier 2020 Rattenäcker„ gesetzt hat. Der Gemeinderat will, dass auf dem Areal keine Gelegenheit für Nutzenmaximierung stattfindet, dass Wohnraum geschaffen wird, dass Mehrfamilienhäuser gebaut werden, in denen Familien und ältere Leute Wohnungen finden, dass der Kindergarten bestehen bleibt und dass es Räume für Begegnungen gibt.

Gottmadingens Bürgermeister Michael Klinger, der von der Arbeit der Bürgerwerkstatt beeindruckt ist und sie „auf gutem Weg“ sieht, sagte zum Schluss: „Die Ergebnisse der Bürgerwerkstatt werden im Gemeinderat zurück gespiegelt. Es gilt in nächster Zeit zu sortieren, was realistisch ist und was nicht. Am Ende wird im Pflichtenheft stehen, was ein an der Überbauung interessierter Investor oder besser ein Träger, beachten muss.“

Weitere Gelegenheiten, Einfluss zu nehmen

Der Samstag war noch nicht das Ende der Bürgerwerkstatt. Nach wie vor bietet sich allen Bürgern die Gelegenheit, sich einzubringen. Am Freitag, 26. Juli, findet auf dem Areal ein erstes „Eichendorff-Café“ statt. An diesem Tag und an weiteren soll weiter über die Zukunft des „Quartiers 2020 Rattenäcker„ gesprochen werden.