In der Bevölkerung von Gottmadingen und den Ortsteilen herrscht große Entrüstung. Die weiße Fassade eines Hauses in einem Gottmadinger Wohngebiet wurde mit schwarzen Hakenkreuzen und einer rassistischen Aufschrift beschmiert. Eine Initiative um den früheren Gemeinderat Herbert Buchholz, die Autorin Ulrike Blatter und Bürgermeister Michael Klinger hat einen offenen Brief verfasst, in dem die Tat aufs Schärfste verurteilt wird. Er soll auch Solidarität mit der Familie und anderen Menschen ausländischer Herkunft zeigen.
Viele haben den Brief unterschrieben
Die Resonanz ist groß. Viele Menschen haben den Brief unterschrieben und Geld für Anzeigen beigelegt, die in verschiedenen Medien geschaltet werden sollen, um die Öffentlichkeit für den Fall zu sensibilisieren. „Der Fall ist nach der Anzeige aktenkundig“, erklärt der Polizeisprecher Bernd Schmidt. Der Staatsschutz der Polizeidirektion Friedrichshafen sei mit den Ermittlungen beschäftigt, um den Täter ausfindig zu machen. Es gehe bei den Schmierereien vor allem um die Verwendung von verfassungsfeindlichen Symbolen und Schriften mit strafrechtlichen Folgen.
Dazu komme Sachbeschädigung, so Schmidt. Die Straftat müsse die Staatsanwaltschaft bewerten. „Es gibt immer wieder Schmierereien im öffentlichen Raum mit Zeichen wie Hakenkreuze. Dass sie aber zielgerichtet gegen eine Person erfolgen, war bisher eher selten“, so Schmidt.
„Ich bin total schockiert"
Das Thema liefert beim Gottmadinger Wochenmarkt nicht nur Gesprächsstoff, sondern wird auch offensiv an einem Stand angegangen. „Ich bin total schockiert, dass sich ein solcher Vorfall in Gottmadingen ereignet hat. Seit über 30 Jahren wohne ich in Gottmadingen. Ich komme aus Malaysia und bin somit selbst Ausländerin. Die Menschen haben mich von Anfang an bestens aufgenommen“, betont Malinee Helmer. Sie sammelten am Stand zusammen mit Michael Baus und Franziska Menzel am Wochenmarkt-Stand fleißig Unterschriften. „Ich hoffe, dass der Täter schnell gefasst wird.
Die betroffene Familie lebt nun in Angst, zumal sie auch kleine Kinder hat. Das Namensschild an der Haustür wurde bereits entfernt und Fenster geschlossen“, schildert Malinee Helmer. Die Familie sei bestens integriert. Beim Erwerb des Grundstücks für den Bau des Eigenheims musste sie bestimmte Kriterien erfüllen, die einen engen Bezug zu Gottmadingen erfordern.
„Das geht gar nicht“, bewertet Michael Baus den Fall. „Wir sind vor 15 Jahren nach Bietingen gezogen. Seither durften wir erfahren, dass die Menschen in Gottmadingen und den Ortsteilen sehr friedlich miteinander leben und umgehen“, so Baus. „Die Einhaltung der Menschenrechte steht über allem. Ich hoffe, dass ich nicht ein zweites Mal einen solchen Stand machen muss“, erklärt Franziska Menzel. „Wir haben bisher einen guten Rücklauf unserer Unterschriften-Aktion“, berichtet Herbert Buchholz. „Mich hat die Sache besonders betroffen gemacht, da meine Frau und ich vor Jahren indische Kinder adoptiert haben“, so Buchholz. Allgemein sei leider festzustellen, auch durch politische Veränderungen, dass es Tendenzen von Vorbehalten gegen Menschen ausländischer Herkunft gebe.
"Mit Schrecken haben wir die Wandschmierereien gesehen und fragen uns, wohin unsere Gesellschaft läuft. Soll es wieder zurück in die Zeit der Nazi-Diktatur gehen? Was wollen solche Personen bezwecken, die im Dunkel der Nacht solche Schmierereien vornehmen und anständige Bürger von Gottmadingen zutiefst diffamieren?" So äußern sich die Gottmadinger Karl und Astrid Emminger entrüstet. Die Aktion wecke hoffentlich solche Bürger auf, die immer mehr zur rechten Ecke tendierten und bei etwas noch verbliebenen Menschenverstand sich überlegen sollten, ob sie solche Aktionen auch unterstützen. "Wir schämen uns für unseren Ort und hoffen, dass solche Aktionen keine Nachahmer finden", so das Ehepaar Emminger.
Straftat und Hinweise
Wer verfassungsfeindliche Symbole oder Schriften verwendet, vorrätig hält oder verbreitet, wie beispielsweise in Versammlungen, macht sich strafbar. Solche Vergehen werden unter Paragraf 86a des Strafgesetzbuches geregelt. Es drohen Strafen von einer Geldbuße bis zu drei Jahren Haft. Die Staatsanwaltschaft muss die Fälle einzeln bewerten. Der Vorfall in Gottmadingen hat sich im Zeitraum von Samstag, 27. Oktober, bis Sonntag, 28. Oktober, ereignet und wurde noch am Sonntag beim Polizeirevier angezeigt. Hinweise nimmt das Polizeirevier Singen, Telefon (0 77 31) 88 80 entgegen.