Vor Kurzem bin ich auf einen Kalender mit kuriosen Feiertagen in den USA gestoßen, die nicht ganz ernst gemeint sind. So ist der 3. Februar „Feiertag der Eheringe“ – vermutlich für alle, die den Hochzeitstag vergessen. Oder „Nationaler Feiertag des Karottenkuchens“. Ich mag Rüblitorte und finde das sympathisch. Bei genauer Betrachtung erscheint mir die Sache mit den Feiertagen aus der Retorte jedoch etwas substanzlos. Ob sich im Kalender nicht noch etwas Besseres findet? Und tatsächlich: Am 3. Februar wird in den USA auch der „Women Physicians Day“ begangen, auf Deutsch „Tag der Ärztinnen“.

Und tatsächlich widmet sich dieser Tag einem wichtigen Thema. Obwohl ich bezweifle, dass vielen Ärztinnen tatsächlich zum Feiern zumute ist: Zerrissen zwischen nächtlichen Bereitschaftsdiensten, Familienpflichten und Weiterbildung bleibt wenig Energie für Partylaune.

An Elizabeth Blackwell kann sich kaum jemand erinnern

Ob die Eltern am 3. Februar 1821 gefeiert hatten, als die kleine Elizabeth Blackwell geboren wurde oder ob sie stöhnten „Nur ein Mädchen“? Jedenfalls war Elizabeth von bewundernswerter Hartnäckigkeit und erstritt sich in New York den ersten Studienplatz für eine Frau im Fach Humanmedizin – nachdem zwölf Hochschulen sie abgelehnt hatten. In Deutschland warteten Frauen übrigens noch weitere 50 Jahre, bis sie zum Medizinstudium zugelassen wurden.

Ein wenig erinnert mich das an die Tochter einer guten Freundin, die knapp den Numerus Clausus verfehlte und dann sieben Jahre auf ihren Studienplatz wartete. Wobei Warten der falsche Ausdruck ist: Sie machte eine Ausbildung und absolvierte im Ausland ein naturwissenschaftliches Grundstudium, das ihr angerechnet wurde, als sie dann endlich den Studienplatz bekam.

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Vermutlich hat sie den Namen Elizabeth Blackwell noch nie gehört, aber es sind Wegbereiterinnen wie sie, die Türen öffnen. In Zeiten, in denen in unserer Gesellschaft unentwegt Türen zugeschlagen werden, tut es gut, an solche Menschen zu erinnern. Immerhin sind inzwischen mehr als 71 Prozent der Studienabsolventinnen im Fach Medizin weiblich. Die Tochter meiner Freundin befindet sich – so wie ihr Mann – inzwischen in der Ausbildung zur Fachärztin. Vor kurzem wurden die beiden Eltern.

Und es ist meine Freundin, die inzwischen ihren Beruf (ebenfalls im Gesundheitswesen) aufgegeben hat, um der jungen Familie zur Seite zu stehen.

Ein herausforderndes Berufsfeld für Familien

Als Elizabeth Blackwell sich in eigener Praxis niederlassen wollte, fand sich kein Hausbesitzer, der an sie vermietete. Zumindest das wäre heutzutage undenkbar. Die Zeiten ändern sich? Doch 2023 blieben nur 700 Ärzte daheim, um Kinder und Haushalt zu versorgen. Bei den Kolleginnen waren es 11.000, die Familie und Job nicht unter einen Hut brachten. Das ist kein Grund zum Feiern.

Ulrike Blatter ist nicht nur Kolumnistin für den SÜDKURIER, sondern selbst studierte Medizinerin.