Urban Gramlich strahlt über beide Backen. Der Leiter des Gottmadinger Bauamtes freut sich darüber, dass es jetzt mit dem Bau des Fahrradhauses am Gottmadinger Bahnhof vorangeht. Selbstverständlich ist das nicht, wie sein Kollege vom Tiefbauamt zu Verstehen gibt.
„Wir sind froh, dass wir überhaupt noch Handwerker bekommen haben“, sagt Joachim Dutt. Und auch mit der Kostenentwicklung könne man angesichts der überall explosiv steigenden Preise noch einigermaßen zufrieden sein.
Fahrrad soll auch sicher sein
Lange hat die Gemeinde den Bau einer modernen Fahrradgarage am Bahnhofsplatz gegenüber dem Rathaus diskutiert und geplant. Gemeinderat und Verwaltung sind überzeugt davon, dass es ein wichtiger Bestandteil im Mobilitätskonzept des Dorfes ist. Ziel ist angesichts des Klimawandels, Anreize zum Umstieg vom Auto auf das Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel zu schaffen.
Dazu zählt der erbitterte Kampf um eine verlässliche Bahnverbindung mit attraktivem Takt auf der Strecke Singen-Schaffhausen und eine guten Busanbindung. Aber eben auch ein sicherer Platz für das Fahrrad. Denn wer etwa ein teures E-Bike hat, der benutzt es nur für die Fahrt zur Arbeit, wenn er auch sicher sein kann, dass es am Abend noch dort steht, wo er es am Morgen abgestellt hat.
Die Mobilität wird sich verändern
„Mit dem Schuppen liegen wir genau richtig“, sagt Bürgermeister Michael Klinger augenzwinkernd. Durch die stark gestiegenen Benzinpreise überlegten sich immer mehr Menschen, welche Strecken sie noch mit dem Auto zurücklegen wollen.
„Im Moment zeigt sich, wie sich die Mobilität verändern wird.“ Auch das von der Bundesregierung beschlossene 9-Euro-Monatsticket für den Regionalverkehr in Bussen und Bahnen spiele dabei eine Rolle.
Solaranlage war erst gar nicht geplant
Bei genauer Betrachtung zeigt sich, dass es sich bei dem Unterstand um mehr als einen Schuppen handelt. Seit ein paar Tagen liegt das Dach mit seiner hölzernen Umrandung auf schlanken Stahlträgern. Gerade haben die Elektriker Kabel verlegt, mit denen später die vom Dach gewonnene Sonnenenergie ins Rathaus transportiert werden soll.
Die Photovoltaik-Anlage war nicht von Anfang an Bestandteil der Planung. Doch dann setzte sich die Idee durch, dass die Arbeitsplätze im benachbarten Rathaus mit Sonnenenergie vom Fahrradhaus bespeist werden könnten. Im nächsten Schritt sollen die Kabel mit dem Rathaus verbunden werden.
Wann die Stellplätze genutzt werden können
Bis die Stellplätze genutzt werden können, wird jedoch noch etwas Zeit vergehen. In etwa drei Wochen werde die Verglasung für den geschlossenen Teil gefertigt werden können, vermutet Michael Klinger. Joachim Dutt kann sich vorstellen, „dass wir vor der Sommerpause fertig werden. Allerdings ohne Schließanlage und Schiebetüren.“
Gebühren sind noch nicht festgelegt
Über die genauen Mietbedingungen für die verschlossenen, kostenpflichtigen Fahrradstellplätze wird der Ausschuss für Technik und Umwelt am 31. Juli beraten. Die Gebühren sind noch nicht festgelegt. Vorbild sei aber das Parkhaus in Allensbach, wo zunächst fünf Euro Monatsmiete für einen Stellplatz verlangt wurden. Mittlerweile liegt die Miete bei zehn Euro.
Doch über diese Details muss der Gemeinderat entscheiden. Für Michael Klinger steht fest: „Wir müssen beim Übergang zu den Verkehrsträgern noch besser werden.“ Nutzer des öffentlichen Verkehrs stellten sich die Frage, wie sie die letzten Kilometer zum Bus oder Zug gut zurücklegen könnten.
84 Plätze stehen dann zur Verfügung
Das Platzangebot für 84 Fahrräder sei für Gottmadingen ausreichen, ist der Bürgermeister überzeugt. „Damit sind wir gut aufgestellt.“
Gegenüber der letzten Kostenschätzung vom März 2022 wird der Bau um rund fünf Prozent teurer. Das sei der allgemeinen Preissteigerung geschuldet, sagt Dutt und schiebt hinterher, dass es schlimmer hätte kommen können.