Vier Jahre ist es her, dass der Hohentwiel zuletzt zur Bühne wurde. Vier Jahre im Wartemodus, wie Dieter Bös und Xhavit Hyseni erzählen. Sie leiten die Veranstalterfirma Kokon und bringen in diesem Jahr erst Flogging Molly mit der Vorband „Acoustical South“ (21. Juli), dann Lotte und Lea (22. Juli) sowie als Abschluss Bausa (23. Juli) auf Singens Hausberg. „Dieses Jahr geht es endlich wieder los“, sagt Hyseni. Denn erst zwang ein Felssturz die Veranstalter zur Verlegung auf den Rathausplatz, dann machte die Corona-Pandemie zwei Jahre in Folge ein Strich durch die Rechnung. Der Veranstalter freut sich über ein „starkes Signal“ der Besucher: „Die meisten haben uns die Treue gehalten und ihre Karten behalten.“ Nun sei man voller Vorfreude – und schon in der Planung für nächstes Jahr.
Bausa sagte eigentlich seine Konzerte ab – kommt aber doch
Nach der Zitterpartie 2021 soll jetzt alles glatt laufen. Ende März musste Kokon damals mitteilen, dass es noch keine Rückkehr auf den Hohentwiel geben sollte. Pandemie-bedingt war die Planung zu unsicher, waren sich Stadt und Veranstalter damals einig. Klar war, dass Flogging Molly sowie Lotte und Lea um ein weiteres Jahr geschoben werden. Verhandelt werden musste mit Bausa, der seine Konzerttermine lieber absagte statt nochmal zu verschieben. Doch auch der ist zwischenzeitlich wieder fest im Programm.

Bei der Wahl der Künstler bewies Kokon ein glückliches Händchen: Als im Januar 2020 verkündet wurde, dass Lea auf dem Hohentwiel kommt, kannte vielleicht der ein oder andere ihren Charthit „Leiser“. Wenige Monate später wurde sie mit der Fernsehsendung „Sing meinen Song“ einem großen Publikum bekannt. Für den Konzerttermin von Lea am 22. Juli gemeinsam mit Lotte gebe es nur noch wenige Karten, sagt Dieter Bös.

Nach der Corona-Pause seien Leute ausgehungert nach Kultur
Für Xhavit Hyseni ist es Teil ihrer tagtäglichen Arbeit, solche Talente zu entdecken. Doch heute funktioniert das teils anders als früher: „Wenn du die jungen Leute abholen möchtest, musst du wissen, was bei Tiktok läuft“, erklärt er. Dieter Bös und er würden sich da gut ergänzen, nachdem sie sich 2019 zu Kokon Entertainment zusammen getan haben. Sie hätten beispielsweise auch bei Joris, Faber oder Provinz ein gutes Gespür bewiesen.
Letztere stehen beide beim Campus-Festival auf der Bühne, das Kokon am Freitag und Samstag, 13. und 14. Mai, in Konstanz veranstaltet. Dass die Karten dafür schon seit Wochen ausverkauft sind, werten die beiden als positives Zeichen: Die Leute seien ausgehungert nach Kultur. „Mit dieser Zuversicht schauen wir auch den nächsten Veranstaltungen entgegen.“
Gefährdet der jüngste Felssturz die Pläne?
Dabei ließ der jüngste Felssturz am Hohentwiel die Veranstalter Ende April kurz aufschrecken. „Erstmal war das schon ein Schock, weil die Einordnung der Behörden gefehlt hat“, sagt Hyseni. Doch das zuständige Amt für Vermögen und Bau gab letztlich Entwarnung: „Der Fels ist an der Ausbruchstelle massiv, so dass nach Einschätzung des Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau von dieser keine Gefährdung durch weitere Blockschläge ausgeht“, hieß es wenige Tage später (der SÜDKURIER berichtete). „Wir haben grünes Licht bekommen und freuen uns sehr“, betont Veranstalter Xhavit Hyseni.
Nicht einfach, aber schön: ein Berg als Bühne
Dabei sei der Hohentwiel grundsätzlich ein Veranstaltungsort mit Herausforderungen, das beginne schon beim Aufbau: Das Team könne nicht einfach mit einem großen Lastwagen hinauffahren und das Material abladen, erklärt Bös, dafür sei der Tunnel zu schmal. Also auf dem Vorplatz nochmal umladen und dann auf die Karlsbastion transportieren. Außerdem bringt der besondere Ort Auflagen mit sich: „Wir setzen beispielsweise für den Emissionsschutz auf die neueste Technik, um den Schall gezielt steuern zu können“, sagt Hyseni. Konzerte müssen um 22 Uhr beendet sein.
Doch die Mühe lohnt sich: Der Hohentwiel sei ein einmalig schöner Ort für Konzerte, schwärmt Dieter Bös. „Die meisten Künstler sind sehr begeistert von der Atmosphäre.“
Bald erste Namen für 2023
Aktuell sei man dabei, das Hohentwielfestival 2023 zu planen. „Das ist immer eine spannende Aufgabe, denn es soll ja ein Angebot für die ganze Stadt sein“, sagt Xhavit Hyseni. Erste Namen wollen weder er noch Dieter Bös noch nicht verraten, dafür sei es noch zu früh. Mindestens ein Künstler, eine Künstlerin oder eine Band soll jedoch zum Beginn des diesjährigen Festivals feststehen. Eine Rückkehr des Festivals auf den Rathausplatz sei nicht angedacht, auch wenn sie dort rund 500 Tickets mehr pro Termin verkaufen könnten.
Die beiden Veranstalter kündigen außerdem grundsätzlich mehr Konzerte für Singen an – in der Stadthalle. Dort will Kokon künftig verstärkt präsent sein, spätestens 2023 soll es dort losgehen.
Tickets für 39,50 bzw. 40,50 Euro gibt es online bei www.kokon-entertainment.de, in der Tourist-Information Singen oder bei Reservix-Vorverkaufsstellen wie Buch-Greuter
Auch das Burgfest kehrt zurück
Das Burgfest kann 2022 endlich wieder wie gewohnt stattfinden – allerdings ohne großes Jubiläum, wie es für 2019 geplant war. Das erklärt Magdalena Steinbach als Pressesprecherin der Kultur und Tagung Singen (KTS), welche das Burgfest organisiert. „Es ist kein Jubiläums-Burgfest im eigentlichen Sinne mehr, sondern ein normales Burgfest. Denn es kamen der Felssturz und Corona dazwischen. Aber Hauptsache, es findet überhaupt wieder statt.“ Juni solle das komplette Programm veröffentlicht werden, einige Eckpunkte stehen bereits fest.
- Termin: Am Sonntag, 17. Juli, kann sich die ganze Familie von 10 bis 21 Uhr auf ein buntes Programm auf zehn parallel bespielten Bühnen freuen. Es soll eine Menge Kleinkunst und Musik geben, außerdem Kinderprogramme zum Mitmachen und eine internationale Bewirtung. Dabei werden auch Singener Vereine in bewährter Weise unterstützen, erklärt Magdalena Steinbach.
- Programm: Für den guten Ton sollen laut einer Ankündigung der KTS unter anderem die Big Band 2.0 sorgen, außerdem die Schweizer Cover-Band Diva, die Gruppe „The SoulMachine“ mit Soul, Funk und R‘n‘B, die Band Siolta mit Irish Folk sowie Nicole Scholz & Band. Als abschließender Musik-Höhepunkt am Abend wird die bekannte Tribute-Band Phil die Megahits der Gruppe Genesis und Phil Collins zum Besten geben. Beim Kleinkunst-Aufgebot ist das Duo The Suits mit Zauberkunst, Feuer-Jonglage und Einrad-Artistik zu sehen. Stimmenimitator Tobias Gnacke verspricht das Publikum mit seinen Parodien zum Lachen zu bringen, Kabarettist Ingo Börchers will mit seinen Wortspielen erheitern, Zauberer Marco Miele lädt ein zu einer magischen Reise und das Frauenduo „Dui do on de Sell“ wird schwäbisches Kabarett präsentieren. Junge Besucher können mit einem echten Katapult schießen und dürfen beim Seiler, bei der Seifenherstellung und beim Filzen mitmachen. Im Kinderkeller können sie laut Ankündigung über das Clownduo Herbert & Mimi lachen, gespannt das Theaterstück „Die kleine Meerjungfrau“ verfolgen und über die Tricks des Zauberers Piccolo staunen.
- Tickets sind jetzt im Vorverkauf bei der Tourist-Information sowie Reservix-Verkaufsstellen wie Buch Greuter erhältlich und kosten sieben Euro. An der Abendkasse sind es neun Euro. Die Karten gelten auch für die freie Hin- und Rückfahrt mit Bus und Bahn im Verkehrsverbund Hegau-Bodensee (VHB) sowie für die Busse von der Stadt bis zum Informationszentrum Hohentwiel auf halber Bergeshöhe. Kinder bis 14 Jahre in Begleitung haben laut Steinebach wieder freien Eintritt und freie Fahrt im VHB.