Es wäre zu schön gewesen, wenn die Idee aus der kreativen Raucherpause vor dem Rathaus den bevorstehenden Engpass in der Kinderbetreuung gelöst hätte. Beinahe euphorisch hatten sich die Gottmadinger Gemeinderäte im August 2021 auf den Vorschlag gestürzt und die alte Eichendorff-Schule als Übergangsdomizil für eine Kindergartengruppe gewählt. Kleine Sanitäranlagen, einen sicheren Zugang zu ehemaligen Klassenzimmern, Möbel für die Gruppe und fertig ist das Provisorium. Als Betreiber hatte sich die AWO angeboten. Und weil die Gemeinde im Quartier 2020 gerne mit der Arbeiterwohlfahrt weiter zusammenarbeiten will, war die Entscheidung schnell gefällt.
Schnellste Lösung ist die teuerste
Bei genauer Betrachtung und Kostenrechnung verwandelte sich die schnellste Lösung auch in die teuerste und noch dazu in die am wenigsten nachhaltige. Denn die Zukunft des ehemaligen Schulhauses ist seit der jüngsten Ratssitzung ungewiss. Da hat man sich entschieden, das Gebäude nicht mehr zwingend erhalten zu wollen. Die alte Schule soll neuen Ideen beim Planungswettbewerb für das Quartier 2020 nicht im Wege stehen. Außerdem sieht Bürgermeister Michael Klinger Ungemach nahen, „wenn die kleinen Nutzer in der Abrissphase des Nachbargebäudes dem ständigen Lärm des Betonzerkleinerers ausgesetzt sind.“ Den Konflikt mit den Eltern sieht der Bürgermeister schon heraufziehen.
Gebäude stärker abgenutzt als gedacht
Warum kommt der Sinneswandel aber erst jetzt? Klinger bedauert die Fehleinschätzung durch die Verwaltung. „Das Gebäude ist wesentlich stärker abgenutzt als gedacht“, sagt er. 225.000 Euro müsste die Gemeinde für ein ein- bis zweijähriges Provisorium ausgeben. Also machte man sich erneut auf die Suche nach Alternativen. Kurzfristig kam wieder der Waldkindergarten im Katzental ins Spiel. Die ausgestatteten Bauwagen werden mit 170.000 Euro veranschlagt. Da die Johanniter dort aber nur mit zwei Gruppen starten würden, wurde dieser Gedanke wieder verworfen. Dann rechneten Kämmerer Andreas Ley und Hauptamtsleiterin Martina Stoffel durch, was es kosten würde, wenn die Gemeinde Container kaufen oder mieten würde. Aufstellen würde man sie dann auf der Riedwiese. Für den Kauf liegt ein Angebot über 325.000 Euro vor. Bei der Miete hätte man diesen Preis bereits nach zwei Jahren erreicht.
AWO soll miteinbezogen werden
Die Container wären nicht die erste Heimat für einen Kindergarten in Gottmadingen. Der Waldorfkindergarten neben der neuen Realschule ist seit rund 25 Jahren in einem Container untergebracht. In der folgenden Diskussion erhoben sich mehrere Stimmen für den Waldkindergarten. Stephanie Feißt-Ruh (FWG), Piratheepa Thileepan (FWG), Florian Schönle (FWG) und Markus Bruderhofer (FWG) hätten diese Ergänzung des pädagogischen Angebotes begrüßt. Auch Kirsten Graf (SPD/UL) hätte sich darüber gefreut, gab aber dennoch der Containerlösung den Vorrang. Wie der Bürgermeister möchte sie die AWO mit ins Boot holen.
Regina Brütsch ist bei der Arbeiterwohlfahrt für die Kindergärten zuständig. Sie hatte größtmögliche Flexibilität signalisiert. Dazu zählt auch die Bereitschaft, mit nur einer Gruppe zu starten. Mit der AWO möchte die Gemeinde auch langfristig einen Partner für das Quartier 2020 gewinnen. So charmant etlichen Räten die Waldkindergarten-Idee erschien, könne sich dies die Gemeinde mitten im Haushaltsjahr nicht einfach leisten, mahnte Klinger. „Wenn Gottmadingen aber weiter wächst, brauchen wir weitere Optionen“, sagte er. „Dann kann der Waldkindergarten zum Zuge kommen.“ Aktuell ist er aber zurückgestellt.