Strahlende Gesichter bei Gabriele Dostal und Michael Klinger. Die kaufmännische Geschäftsführerin des kommunal geführten Medizinischen Versorungszentrums Gottmadingen-Gailingen (MVZG) und der Gottmadinger Bürgermeister sowie sein Gailinger Kollege Thomas Auer wollten kurz vor Weihnachten noch eine frohe Botschaft in die Öffentlichkeit bringen: „Wir können jetzt ein interdisziplinäres Ärzteteam vorstellen, das für die Versorgung der Patienten in Gottmadingen und Gailingen bereitsteht.“ Damit ist man in Gottmadingen einen großen Schritt weiter als in anderen Gemeinden, die noch mit der Gründung eines MVZ beschäftigt sind und an den hohen Sicherheitsleistungen zu knabbern haben.

Verteilt auf die ehemaligen Praxisräume von Joachim Kaiser in Gottmadingen und Michael Psczolla in Gailingen nahm das MVZG bereits am 1. April 2024 seinen Betrieb auf. Die beiden Ärzte machten ihre medizinische Arbeit an den Patienten wie gewohnt weiter, während die Gesellschaft Dostal Medical Office unter Leitung von Gabriele Dostal die kaufmännische Geschäftsführung übernahm. Zu deren Aufgaben gehört es auch, neue Ärzte für das MVZG zu gewinnen.

Und das ist nun zu einem guten Stück gelungen. Nicht verhehlen darf man jedoch, dass immer noch Allgemeinmediziner oder Internisten mit hausärztlicher Ausrichtung, sowie niedergelassene Kinderärztinnen und Kinderärzte gesucht werden. Aber auch medizinische Fachangestellte werden noch dringend gesucht.

Zunächst ist es aber um die Vorstellung des neuen Ärzteteams unter der Leitung von Michael Psczolla gegangen. Do soll die medizinische Grundversorgung in Gottmadingen und Gailingen aufrechterhalten werden. Sowohl Joachim Kaiser, als auch Psczolla haben ihr Renteneintrittsalter erreicht und dennoch aus Liebe zu ihren Patienten weiter gemacht.

Künftig soll es weniger Standorte geben

Bislang sei vom Bürokratieabbau im angestellten Arbeitsverhältnis nicht viel zu spüren, erklären die beteiligten Mediziner. Doch da gibt sich Gabriele Dostal zuversichtlich. Solange das MVZG an verschiedenen Standorten arbeite, hätten die Patienten das Gefühl von selbstständigen Arztsitzen. Das werde sich ändern, wenn der neue Standort in der Gottmadinger Sparkasse spätestens im Herbst 2025 bezugsfertig sei.

Ein Blick in die künftigen Räume zeigt bisher allerdings nur Abbrucharbeiten. „Das sind vorbereitende Arbeiten“, beeilt sich Michael Klinger zu erklären. Tatsächlich liegen Schutthaufen in den Räumen, befinden sich Schlitze in den Wänden und es fehlen überall Türen. Ein großer Baukran steht vor dem Gebäude. In der ehemaligen Praxis von Felix Mitteis in den Dorfgärten 2 konnte man vorübergehend ein Übergangsquartier für das MVZG anmieten.

Zwei Spezialisten für Schmerztherapie

Unterdessen nutzten die neuen Ärzte die Gelegenheit, ihr jeweiliges Profil vorzustellen: Als Erweiterung des Schmerztherapiezentrums in Villingen-Schwenningen werden Florian Zimmermann und Achim Bechtold ihr Einzugsgebiet in den Hegau erweitern. Schon heute kämen viele Patienten aus der Region in ihre Praxis im Schwarzwald. Im MVZG wollen die beiden Fachärzte Patienten mit chronischen Schmerzen ab der ersten Jahreshälfte 2025 wohnortnah versorgen. Der studierte Anästhesist Florian Zimmermann ist im Hegau zu Hause. 2019 schloss er eine Weiterbildung als Schmerztherapeut ab. Er engagiert sich als Notarzt und kümmert sich als Arzt um Taucher.

Die kaufmännische Geschäftsführerin Gabriele Dostal ist zuversichtlich, dass der Bürokratieabbau für Ärzte im angestellten ...
Die kaufmännische Geschäftsführerin Gabriele Dostal ist zuversichtlich, dass der Bürokratieabbau für Ärzte im angestellten Arbeitsverhältnis bals spürbar werde. | Bild: Beathalter, Manfred

Michael Psczolla kam zuerst über den Wehrersatzdienst als Krankenpfleger mit dem Gesundheitswesen in Berührung. Daraus entstand der Wunsch Medizin zu studieren. Als Assistenzarzt im Krankenhaus Engen kam er in den Hegau, arbeitete später als Schiffsarzt auf Kreuzfahrtschiffen und ließ sich 1987 als Landarzt und Arzt für Allgemeinmedizin in Gailingen nieder, wo er bis 2024 seine eigene Praxis leitete. Seit April 2024 ist er angestellter Arzt und Ärztlicher Leiter des MVZG.

Vom Jugendwerk in die Hausarztpraxis

Stefanie Lieber ist Fachärztin für Allgemeinmedizin und für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die gebürtige Merseburgerin studierte Humanmedizin an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg und später an der Universität Heidelberg. Seit 1998 lebt sie am Bodensee und ließ sich zur Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie weiterbilden. Sie arbeitete an verschiedenen jugendpsychiatrischen Einrichtungen – unter anderem in der Neuropädiatrie am Hegau-Jugendwerk Gailingen. Ab Januar 2025 werde sie sich sowohl in diesem Bereich als auch als Allgemeinärztin im MVZG engagieren.

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Auch Gholamreza Sadeghzadeh wird im Januar 2025 seinen Dienst im MVZG antreten. Der gebürtige Iraner ist Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie und als Oberarzt im Schwarzwald-Baar-Klinikum in Villingen-Schwenningen tätig. Dort hat er sich an der Weiterentwicklung der kardiologischen Abteilung beteiligt. In das MVZG werde er seine Expertise aus der klinischen Praxis einbringen und ab Herbst 2025 ambulante Operationen anbieten. Wichtig ist ihm nach eigenen Worten ein ganzheitlicher Ansatz in der Diagnose und Behandlung.

Facharzt mit jahrzehntelanger Erfahrung

Mit mehr als drei Jahrzehnten Erfahrung in der medizinischen Versorgung genießt Joachim Kaiser als Allgemeinmediziner und Anästhesist viel Vertrauen bei seinen Patienten. Das liegt nicht zuletzt an seinen Zusatzqualifikationen in der Schmerztherapie, Palliativmedizin, Umweltmedizin, Chirotherapie und Akupunktur, die er mit seinem schulmedizinischem Wissen kombiniert. Im MVZG engagiert er sich auch nach dem Erreichen des Renteneintrittsalters, weil er hofft, dem bevorstehenden ärztlichen Versorgungschaos entgegenwirken zu können. „Ich mache aber vor allem den Patienten und der Gemeinde zuliebe weiter“, sagte er.