Der Verkaufsraum sieht aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Der Schreck steckt den Beschäftigten eines Gottmadinger Fliesengeschäfts noch in den Gliedern.
Das macht ein Vor-Ort-Termin deutlich. Wie aus heiterem Himmel war am Samstag um die Mittagszeit ein Auto in den Laden gekracht. Vom nahe gelegenen Kreisel aus hatte der Fahrer laut Polizei die Kontrolle über sein Auto verloren. Direkt an der anschließend völlig demolierten Servicetheke kam das mächtig ins Schleudern geratene Fahrzeug zum Stehen. Durch Splitter erlitten zwei Mitarbeiter leichte Verletzungen.
„Dabei hatten sie noch unglaubliches Glück“, sagt Geschäftsleiter Michael Schilling. „Hätte sich einer unserer Mitarbeiter zu einem Kundengespräch vor der Theke aufgehalten, wäre das Unfall-Geschehen womöglich tödlich ausgegangen. Und zum Glück hat ein Ehepaar mit einem Kleinkind, das noch wenige Minuten zuvor im unmittelbaren Gefahrenbereich stand, rechtzeitig das Geschäft verlassen“, sagt Schilling.

Momentan könne er den Schreck gut verarbeiten, er wisse aber nicht, wie es ihm in den nächsten Tage gehe, sagte ein Beschäftigter mit gedämpfter Stimme. Er wollte sich nicht namentlich zitieren lassen.
Es geht ihm wie dem Kollegen wieder besser, aber er steht genauso wie Michael Schilling auch unter dem sehr frustrierenden Eindruck, dass viele Gaffer nach dem Unfall ihre Handys für Fotos gezückt hatten. „Das war für uns bei allem Unglück zusätzlich schlimm“, beschreibt Schilling. Dabei hat er trotz des verheerenden Unfalls auch viel Positives zu berichten.
„Es war beeindruckend, wie das Technische Hilfswerk Radolfzell uns schnell große Hilfe geleistet hat, wie beim Absichern der Unfallstelle und der Schließung des Riesenlochs, welches das Unfallauto in eine Wand gerissen hatte. Auch Beschäftigte des benachbarten Autohauses Danner sind prompt zu uns geeilt, um zu helfen und die leicht verletzten Personen zu betreuen“, so Schilling.

Ein Teil der Verwüstung, der auch Teile der im Verkaufsraum integrierten Lagerflächen erfasst hatte, ist aufgeräumt. Die schwer ramponierte Ladentheke zeigt aber immer noch die ganze Wucht, die der Aufprall des Autos ausgelöst hatte. „Der Kreisel ist tückisch. Vor etwa vier Jahren war schon einmal ein Auto auf der Wiese vor unserem Geschäft gelandet. Ein Mitarbeiter der Abschleppfirma hat berichtet, dass vor sechs Wochen ein Wohnmobil außerhalb unserer Geschäftszeit einen Laternenmast umgefahren hat und ebenfalls in unmittelbarer Nähe zu unserem Geschäft zum Stehen gekommen sei“, schildert der Geschäftsleiter.
„Wir haben trotz der misslichen Lage unser Geschäft eingeschränkt geöffnet. Derzeit gibt es eingehende Abklärungen mit der Versicherung“, berichtet Schilling.
Der Gottmadinger Kreisel gelte nicht als Unfallschwerpunkt, erklärt Polizeisprecher Uwe Vincon. Er hat aber ermittelt, dass es im Februar 2016 und Anfang September 2021 zwei Unfälle mit Beteiligung von alkoholisierten Autofahrern gab. Dabei waren Verkehrsinsel, Schilder und eine Straßenlaterne beschädigt worden. „Beim aktuellen Fall kann nach aktuellem Kenntnisstand eine Beeinflussung durch Alkohol oder Betäubungsmittel ausgeschlossen werden.
Möglicherweise spielt eine medizinische Ursache eine Rolle“, erklärt Vincon. Der Fahrer habe technische Mängel als Unfallgrund angegeben. Die Unfallermittlungen dauern noch an. Vor Ort waren auch zwei Vertreter der Gottmadinger Feuerwehr. Sie mussten aber nur die Batterie des Autos abhängen. Erst vor kurzem musste die Gottmadinger Feuerwehr einen spektakulären Einsatz leisten, als ein Porsche mit einem toten Fahrer in der Zollnähe des Ortsteils Bietingen entdeckt worden war.
Unfälle zeigen große Bandbreite an Feuerwehr-Einsätzen auf
„So traurig die Fälle wie bei einem weiteren tödlichen Unfall beim Ortsteil Ebringen für uns sind, zeigt es doch das breite Spektrum an nötigen wichtigen Einsätzen auf“, sagt der Gottmadinger Feuerwehrkommandant Stefan Kienzler. „Wenn nun Rundfunksender bei uns anrufen und ein großes Boulevardblatt im Internet ganz vorne berichtet, so zeigt dies auch, dass die Feuerwehr verstärkt öffentlich wahrgenommen wird“, betont Kienzler.
Durch ärgerliche Fehlalarme, wie jüngst beim Pflegeheim St. Hildegard, entstehe in der Bevölkerung oftmals ein schiefes Bild. Es sei aber von elementarer Wichtigkeit, vorsorglich mit großer Mannschaftsstärke und mehreren Fahrzeugen anzurücken, um im Ernstfall Schlimmes verhindern zu können.
„Für die vielfältigen Einsätze müssen wir intensiv proben können. Das ist nach den langen harten Corona-Beschränkungen nun wieder möglich. Wir hoffen, dass dies nicht wieder eingeschränkt werden muss, wenn bald die Corona-Alarmstufe des Landes Baden-Württemberg greifen sollte“, so Kienzler.