Es ist vielleicht überspitzt zu behaupten, der Haushaltsplan einer Gemeinde entspreche einem Blick in die Glaskugel; aber der Entwurf, der für das kommende Jahr als Leitlinie dienen soll, ist nun mal in die Zukunft gewandt. Und die ist in Zeiten von Corona schwerer zu berechnen als vor der Pandemie. Dennoch wagt Gottmadingens Kämmerer Andreas Ley eine recht optimistische Prognose für das Jahr 2022, mahnt aber auch zur Vorsicht bei der kurz- und mittelfristigen Finanzplanung.
Gottmadingen schneidet für 2021 erheblich besser ab, als gedacht. Nachdem es anfangs so aussah, als würde sich Gottmadingen angesichts einbrechender Gewerbesteuereinnahmen und hoher Ausgaben für den Schulhausneubau komplett übernehmen, fällt der Kassensturz nun viel freundlicher aus.
Es grenzt ja beinahe an ein Wunder, dass die Wirtschaft unter den verschiedenen Lockdowns nicht stärker gelitten hat. Das stellt auch Andreas Ley in seinem Lagebericht fest. „Einen wirklich großen finanziellen Einbruch hat uns die Corona-Pandemie nicht beschert“, erklärt er. „Zumindest bis jetzt.“ Allerdings scheint auch deutliche Kritik durch, wenn er die Frage in den Raum stellt, wie lange das Land und die Wirtschaft das ständige „Rumgeeiere“ der großen Politik noch aushalten werde.
Jahrhundertbauwerk Realschule
Die finanziellen Aussichten für das Haushaltsjahr 2022 bezeichnet der Kämmerer aufgrund der vorhandenen Eckdaten als gut. „Unser Jahrhundertbauwerk, der Neubau der Realschule, ist zwar fertig, die Folgearbeiten werden uns aber sicher noch über mehrere Monate im Jahr 2022 intensiv begleiten“, erklärt er. Eine Verschnaufpause zeichne sich nicht ab.
Trotzdem kommt Andreas Ley für 2022 zu einem vorläufigen Überschuss von 367.000 Euro und das, obwohl die Gemeinde zur Finanzierung der neuen Eichendorff-Realschule einen Kredit in Höhe von sieben Millionen Euro aufgenommen hat. Wegen der niedrigen Kreditzinsen habe sich das kaum auf die Leistungsfähigkeit ausgewirkt.
Gewerbesteuer rettet die Bilanz
Anfang 2021 war er noch von einem Defizit von rund einer Million Euro ausgegangen. „Das gute Ergebnis ist fast ausschließlich auf die wieder florierenden Gewerbesteuereinnahmen zurückzuführen“, erklärt Ley. Statt der ehemals geplanten Erträge von 2,2 Millionen Euro gingen 4,05 Millionen Euro Gewerbesteuer ein.
„Ohne diese konjunkturelle Erholung wäre das laufende Ergebnis negativ ausgefallen.“ Auch bei der Grundsteuer (plus 23.000 Euro) und der Hundesteuer (plus 8000 Euro) lag das Ergebnis über dem Ansatz. Einbußen in Höhe von 140.000 Euro sind hingegen bei der Vergnügungssteuer hinzunehmen.
Aufgrund von höheren Schlüsselzuweisungen und Ausgleichszahlungen gibt es einen Überschuss im Gesamtfinanzhaushalt von 2,58 Millionen Euro. Sollte der Kreistag die Kreisumlage erhöhen, würde das Gottmadingens Überschuss verringern. Hier steht die Entscheidung aber noch aus.
Mit der Erweiterung der Grenzlandhalle in Randegg (640.000 Euro) und dem Breitbandausbau stehen in den kommenden zwei Jahren zwei weitere Millionenprojekte bevor. Dass es nicht alleine damit getan ist, das Geld inklusive der Zuschüsse zur Verfügung zu stellen, haben die Gemeindebediensteten schon in der jüngeren Vergangenheit erlebt. Die wachsende Zahl der Projekte muss mit der bestehenden Mannschaft umgesetzt werden.
Personaldecke wird eng
Insgesamt sollen 2022 in Gottmadingen 7,155 Millionen Euro investiert werden. Alleine die Tiefbauarbeiten zur Schließung der Breitbandversorgungslücken schlagen mit 2,67 Millionen Euro zu Buche. Auch die Realschule steht noch mit Hochbaumaßnahmen in Höhe von 1,1 Millionen Euro auf dem Plan. Hier geht es auch um die Außenanlagen. Für Photovoltaikanlagen auf kommunalen Dächern werden 800.000 Euro bereitgestellt. Auch das Fahrradparkhaus ist mit 440.000 Euro auf der Investitionsliste vermerkt.
Es seien aber die vielen kleineren und mittleren Projekte, die einen hohen Arbeitsaufwand verursachten, warnt Andreas Ley. Das und die Folgekosten dürfe der Gemeinderat bei der Entscheidung über neue Projekte nicht aus dem Blick verlieren.