Will das Landratsamt in Zeiten von Corona zwölf Männer einfach auf die Straße setzen? So lautet der Vorwurf von Arthur Müller, Ex-Eigentümer des Gasthaus Krone-Post in Hilzingen. Schon Ende Januar drohte das Landratsamt Konstanz mit einer Zwangsräumung des Gebäudes, weil die Brandschutzmängel zu massiv und die Risiken für die Bewohner zu hoch seien. Zwischenzeitlich hat das Landratsamt dann einer Fristverlängerung bis März zugestimmt, weil der Eigentümer ACA Müller Pharma die Flure freiräumen und vernetzte Rauchwarnmelder installieren ließ.

Jetzt ist eine neue Fristverlängerung in Aussicht gestellt: Wenn es nach Thomas Buser, Leiter des Fachbereichs Baurecht und Umwelt beim Landratsamt, geht, dürfen die Bewohner des Gasthaus Krone-Post in Hilzingen bis Ende Juni dort wohnen.

Gerüsttreppe wäre ein zweiter Rettungsweg

Die Brandschutzmängel seien zwar weiterhin gravierend, doch mit einer Gerüsttreppe könnte ein zweiter, provisorischer Rettungsweg geschaffen werden. Dann könne man die Zwangsräumung bis Ende Juni aussetzen. Das Virus sei allerdings kein Grund für die Fristverlängerung, wie er erklärt, denn der berechtigte Grund für eine Nutzungsuntersagung falle damit ja nicht weg. Tatsächlich sei das Landratsamt, insbesondere seine Abteilung, derzeit aber sehr mit dem Virus beschäftigt – Thomas Buser ist auch für den Katastrophenschutz zuständig. „Wir kommen momentan gar nicht dazu, zu vollstrecken“, sagt er.

Das Gasthaus Krone-Post an Hilzingens Hauptstraße – hier nächtigte schon Goethe.
Das Gasthaus Krone-Post an Hilzingens Hauptstraße – hier nächtigte schon Goethe. | Bild: Arndt, Isabelle

Obdachlos mit Coronavirus anstecken?

Ex-Eigentümer Arthur Müller hatte Mitte Februar erklärt, dass er die Bewohner übergangsweise in Hotels unterbringen möchte, wenn sie tatsächlich geräumt würden. Doch das sei nun nicht mehr möglich, da viele Hotels wegen des Coronavirus keine neuen Gäste aufnehmen würden. Seine Behauptung lautet nun: „Die Obdachlosen werden umherirren und den Virus einfangen und weiter unkontrolliert verbreiten.“ Solche Äußerungen sieht Buser sehr kritisch, zumal Arthur Müller nicht der aktuelle Eigentümer und damit nicht der offizielle Ansprechpartner ist.

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Und der eigentlich zuständige, tatsächliche Eigentümer? Der hat sich nach einer SÜDKURIER-Anfrage noch nicht zu Wort gemeldet. Im Februar hatte er aber erklärt, dass ein Angebot für die nun geforderte Gerüsttreppe bereits vorliege. Allerdings sei der Denkmalschutz ein Problem.

Der Gastraum mit benachbarter Küche. Hier können die Bewohner zusammen kommen.
Der Gastraum mit benachbarter Küche. Hier können die Bewohner zusammen kommen. | Bild: Arndt, Isabelle

Brandschutz und Denkmalschutz in Einklang bringen

Solche Bedenken will Thomas Buser entkräften: Manchmal stehe Denkmalschutz in Konkurrenz mit dem Brandschutz, das stimme, doch häufig lasse sich das in Einklang bringen. Gegen eine temporäre Maßnahme wie die Gerüsttreppe, die sich wieder entfernen lasse, spreche nichts. „Das wäre eine Sofortmaßnahme, um das Haus weiter nutzen zu können. Das ist schnell gemacht und günstig, würde aber schon viel helfen.“ Und für eine dauerhafte Maßnahme in Abstimmung mit der Landesbehörde finde man dann auch eine Lösung.

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