Arthur Müller wählt deutliche Worte, wenn es um die drohende Zwangsräumung des Gasthaus Krone-Post in Hilzingen geht: Der ehemalige Eigentümer nennt es einen Schildbürgerstreich. Gegenüber Bewohnern, Gemeinde und SÜDKURIER sagt er großzügig seine Hilfe zu: Er wolle den Bewohnern übergangsweise Hotelzimmer bezahlen, wenn sie tatsächlich ausziehen müssten. Bis Anfang März dürfen die zwölf Bewohner vorerst bleiben, nachdem der Eigentümer Rauchwarnmelder installieren ließ. Wenn es nach Arthur Müller geht, sollen die Mieter auch künftig dort wohnen können: Er will das Gasthaus zurückkaufen und wieder als Hotel Garni führen. Dafür brauche es nur noch einen Notartermin. „Wir werden nicht schließen“, verspricht er.

Der Bürgermeister habe schlafende Hunde geweckt

Arthur Müller hat seine eigene Sicht auf die Geschehnisse der vergangenen Wochen: Der scheidende Bürgermeister Rupert Metzler habe mit der Besichtigung im November schlafende Hunde geweckt. Tatsächlich hatte der aktuelle Eigentümer der Gemeinde die Immobilie zum Kauf angeboten. Bei der Besichtigung sollte auch geklärt werden, ob das Haus als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden kann, deshalb waren Vertreter des Landratsamtes dabei. Dabei fielen ihnen akut lebensgefährdende Mängel auf, wie Thomas Buser erklärt. Er leitet die Abteilung für Baurecht und Umwelt im Landratsamt und ist damit auch für die Zwangsräumung, die im Januar angeordnet wurde, verantwortlich.

Die engen Flure sind mit Feuerlöschern ausgestattet, hier darf nichts mehr im Weg stehen.
Die engen Flure sind mit Feuerlöschern ausgestattet, hier darf nichts mehr im Weg stehen. | Bild: Arndt, Isabelle

Fristverlängerung bis März, vielleicht sogar April

Zwischenzeitlich wurden vernetzte Rauchwarnmelder installiert und die Gänge frei geräumt, weshalb die Bewohner bis Anfang März bleiben dürfen. Wenn eine Gerüsttreppe gebaut wird, könne man eine Nutzung bis Ende April dulden, sagt Thomas Buser. Der Amtsleiter spricht dabei von einem Mindestschutz. „Wenn das Gebäude dauerhaft bewohnt werden soll, braucht es auf jeden Fall bauliche Maßnahmen. Sonst kann man da nicht ruhig schlafen.“

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Den einstigen und womöglich auch künftigen Eigentümer Arthur Müller wundert, dass die Mängel so massiv sein sollen: „Diese Verfügung ist ein dicker Hund“, sagt er. Denn er habe das Hotel 2014 bei einer Zwangsversteigerung gekauft, rund 100 000 Euro investiert und es bis zum Verkauf seiner ACA Müller Pharma GmbH im vergangenen Jahr betrieben. Unbeanstandet, wie er betont. „Ich habe das Haus als Gasthaus gekauft und als solches auch genutzt.“

Der einstige Gastraum zeugt noch von der ursprünglichen Nutzung als Gasthaus. Heute kochen die Bewohner in der benachbarten Küche.
Der einstige Gastraum zeugt noch von der ursprünglichen Nutzung als Gasthaus. Heute kochen die Bewohner in der benachbarten Küche. | Bild: Arndt, Isabelle

Früherer und möglicher neuer Eigentümer will Zimmer wieder tageweise vermieten

Die elektrischen Leitungen seien ein Thema gewesen, aber erneuert worden. Um Brandschutz habe er sich auch in Form eines absoluten Rauchverbots und Hausmeisters gekümmert. Fast wöchentlich habe er dann Anfragen erhalten mit der Bitte, Menschen unterzubringen. Viele von ihnen waren von Obdachlosigkeit bedroht. „Die haben wir dann aufgenommen“, sagt Müller und spricht von einem „Drei-Sterne-Komfort“, den die Bewohner für 200 bis 400 Euro erhalten hätten. Eine Goldgrube sei das für ihn als Eigentümer aber nicht gewesen, sagt er zu den für kleine Zimmer in Hilzingen verhältnismäßig hohen Betrag. Den aktuellen Brandschutz hält er für ausreichend, besondere Bestimmungen würden in seinen Augen für ein Hotel Garni nicht gelten. Künftig würde er 15 bis 25 Euro pro Nacht verlangen wollen. „Wenn notwendig, werden wir aber investieren.“

Gasthaus war wohl nie ordentlich genehmigt

Das Landratsamt Konstanz muss auch eine Nutzung als Hotel Garni prüfen, wie Thomas Buser auf SÜDKURIER-Nachfrage erklärt. Eine dauerhafte Mietung bringe tatsächlich ein anderes Nutzungsverhalten mit sich. Ob ein Hotelbetrieb so einfach funktionieren könne, wie Arthur Müller es sich vorstellt, kann Buser nicht sagen: „Ganz so einfach wird es möglicherweise nicht sein. Nicht, weil wir das nicht wollen, sondern weil es einfach kompliziert ist.“ In einer Einzelfallprüfung müsse man klären, was genehmigt war, was Bestandsschutz habe und wo es eine Gefahr gebe. Einen Bestandsschutz gebe es aber nur, wenn die Nutzung irgendwann genehmigt wurde. „Das war wohl nicht so“, sagt Buser. Dem Käufer sei das nicht vorzuwerfen, wenn er auf eine rechtmäßige Nutzung vertraute, dennoch sei er nun in der Pflicht.

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Und die Bewohner?

Die suchen weiter nach einer Bleibe, erklärt Jens Evers. Er wohnt selbst im Gasthaus Krone-Post und hat auf die Notsituation aufmerksam gemacht. Anfang Februar erhielten sie auch offiziell die Kündigung, im Februar zahlen sie nur die halbe Miete, wie der aktuelle Eigentümer Selcuk Copkayaoglu bestätigt. „Damit die Mieter es da ein bisschen leichter haben“, wie er sagt.

Dominic Stocker, Thomas Schütze, Joachim Gaßner, Ralph Sendler und Jens Evers (von links) sind fünf von zwölf Bewohnern, die aus dem ...
Dominic Stocker, Thomas Schütze, Joachim Gaßner, Ralph Sendler und Jens Evers (von links) sind fünf von zwölf Bewohnern, die aus dem ehemaligen Gasthaus Krone in Hilzingen ausziehen sollen. | Bild: Arndt, Isabelle

Copkayaoglu bestätigt Verhandlungen mit seinem Vorgänger Arthur Müller. „Wir sind interessiert, das Gasthaus abzustoßen“, erklärt er. Bis das geklärt sei, soll es erstmal keine weiteren baulichen Maßnahmen geben. Jens Evers hat von zwei Bewohnern gehört, dass sie zwischenzeitlich fündig geworden sind. Bei der Gemeinde hat sich laut Ordnungsamtsleiter Thomas Ruck niemand mehr gemeldet, an der räumlichen Situation habe sich seitens Verwaltung aber auch nichts geändert. „Wir sind weiter auf der Suche“, sagt Ruck mit Blick auf die Zwangsräumung, die noch nicht ganz vom Tisch ist.

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