Hilzingen Wer noch nie das Museum in Hilzingen im Schlossparkt direkt neben dem Rathaus besucht hat, sollte dies unbedingt nachholen. Sehr liebevoll und detailgetreu, durch Geschichts- und Infotafeln ergänzt, nimmt die Ausstellung den Besucher mit auf eine Zeitreise zurück zu jenen Geschehnissen, die sich vor 500 Jahren abspielten und bei denen der Hegau, insbesondere Hilzingen, eine besondere Rolle spielten: der Bauernkrieg.
Im Erdgeschoß der Remise prangen zwölf große Tafeln, die jeweils eine Forderung der damals rebellierenden Bauern enthält, die sie 1525 in Memmingen gegenüber dem Schwäbischen Bund erhoben hatten. Diese zwölf Artikel der Bauernschaft gelten heute nach der Magna Carta von 1215 als eine der ersten niedergeschriebenen Forderungen nach Menschen- und Freiheitsrechten in Europa.
Hier ist Wolfgang Panzer, Vorsitzender des Museumsvereins, voll in seinem Element, wenn er bei seinen Führungen durch die Bauernkriegsausstellung die Gäste an den damaligen Ereignissen teilhaben lässt. Die zwölf Artikel, damals vom Laientheologen, Schriftsteller und Kürschner Sebastian Lotzer formuliert, seien revolutionär und aufrührerisch gewesen, denn sie hätten das feudalistische System infrage gestellt, die Allmacht der Adelsgeschlechter, die nicht nur als Landesherren fungiert, sondern auch die Militärführung und die geistliche Obrigkeit stellten.
Lotzer habe sich in seinen Artikeln auf die Bibel berufen und unter anderem daraus gefolgert, dass vor Gott die Menschen gleich seien und folgerichtig aus der Leibeigenschaft entlassen werden müssten. „Die zwölf Artikel waren zudem ein mediengeschichtliches Ereignis, weil sie dank des Buchdrucks rasch und preisgünstig vervielfältigt werden konnten und sich weit verbreiteten. Fast alle Aufständischen bezogen sich auf diese Flugschrift, von der 25.000 Exemplare im Umlauf waren“, wie Wolfgang Panzer berichtet. Im ersten Stock stehen die Geschehnisse in Hilzingen zur Kirchweih am 2. Oktober 1524 im Mittelpunkt, als sich dort 800 bewaffnete Bauern trafen, um gegen Willkür, Gängelungen und Verbote durch den Adel zu protestieren. Wenn Panzer die Ereignisse von damals rekapituliert, macht er dies vor dem großen und recht detailgetreuen Modell, das allein schon den Besuch wert ist. Im vergangenen Jahr wurde dem Bauernmuseum die Plakette „Ort der deutschen Demokratiegeschichte“ verliehen. Sie wurde nun zur Saisoneröffnung an der Außenwand der Remise angebracht. „Der Hilzinger Aufstand mag vor 500 Jahren stattgefunden haben, aber seine Botschaft von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität lebt fort“, resümierte Panzer zum Abschluss.
Das Bauernmuseum in Hilzingen ist ab sofort an jedem ersten Sonntag im Monat jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet.